Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen und welche nicht

"Systemsprenger" ist ein liebevoller Blick auf ein Problemkind. "Downton Abbey" idealisiert die Vergangenheit zu sehr, um ganz ernst genommen zu werden.

Von den SZ-Kinokritikern

Ad Astra

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(Foto: AP)

Nach Tarantinos Film hat Brad Pitt seinen zweiten großen Auftritt in diesem Kinojahr als Astronaut, der zum Neptun fliegt. Um seinen vermissten Vater zu suchen, der nach außerirdischem Leben suchte. Wie in James Grays "Die Verlorene Stadt Z" führt auch hier die Reise ins Unbekannte zurück in die Enge der Familie. Der Weltraum ist blass und einsam, und der Film unglaublich intelligent und beklemmend.

Angry Birds 2

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(Foto: dpa)

Die fröhliche Heldenfeier ist vorbei, die Angry Birds müssen umdenken im zweiten Film der Serie. Eine dritte Insel ist unvermutet aufgetaucht, also müssen die Birds sich mit den Piggies verbünden, gegen einen neuen gemeinsamen Feind auf seiner Polarinsel. Der Feind ist lila, heißt Zeta, hat ein strenges Terrorregime installiert, hat aber die ganze Eisigkeit seiner Insel irgendwie satt. Der Film von Thurop Van Orman und John Rice findet mühelos zur wilden Anarchie der frühesten Zeichenfilme zurück und ist eine coole Abwechslung zwischen all den Disney- und Pixar-Stücken, die so clever balancieren zwischen Psychologie und sophistication, von König der Löwen bis Toy Story. Entscheidende Momente gibt es hier auf dem Angestelltenklo.

Between Two Ferns: The Movie

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(Foto: AP)

Wie alt waren Sie, als Sie ihre erste Periode hatten? Seit über zehn Jahren befragt und beleidigt der Komiker Zach Galifianakis Stars in seiner Internetserie "Between Two Ferns". Für Netflix hat er das Clipformat gemeinsam mit dem Regisseur Scott Aukerman auf Spielfilmlänge gepimpt. Das funktioniert als Film überhaupt nicht, aber die gestellten Interviews mit Keanu Reeves, Brie Larson, Jon Hamm, Matthew McConaughey und Benedict Cumberbatch sind anbetungswürdig irre (Netflix, ab 20.9).

Das innere Leuchten

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(Foto: Copyright AMA FILM GmbH)

Wie fühlt sich Demenz an? Vielleicht nach Aufstehen. Oder doch lieber Sitzenbleiben. Oder Aufstehen. Vielleicht nach Musik im Kopf. Vielleicht nach Weinen beim Essen und zufrieden in der Sonne sitzen. Stefan Sick zeigt in seiner Dokumentation "Das innere Leuchten" auf intime Weise den Alltag in einem Pflegeheim für Demenzpatienten und bringt dem Zuschauer damit eine noch immer tabuisierte Krankheit nahe.

Der Esel hieß Geronimo

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(Foto: Copyright GMfilms (barnsteiner))

Eine Insel in der Ostsee war ihr kleines Paradies, aber dann mussten sie sie verlassen. Arjun Talwar und Bigna Tomschin können den Seemännern, die nun im Hafen festsitzen, nur noch beim rauchen, trinken und essen zuschauen. Was soll man auch zeigen in einem Dokumentarfilm, der davon handelt, dass etwas fehlt? Die Männer, denen nur die Sehnsucht geblieben ist, sind wortkarg. Nur einer, der nicht von hier stammt, spricht ein wenig mehr. So bleibt die Insel für die Zuschauer ein ziemlich nebulöser Ort.

Downton Abbey

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(Foto: Liam Daniel; Copyright Universal Pictures France)

Der König hat sein Kommen angedroht, und nun steht Downton Abbey Kopf. Lord Grantham (Hugh Bonneville) lässt sich die Intrigen des eigenen Personals gegen das königliche Team gefallen wie in Stein gemeißelte Gutmütigkeit. Natürlich ist Maggie Smith als Gräfinwitwe zauberhaft, sind die Kostüme hinreißend und die Tafelaufsätze ein Traum. Aber Michael Englers Film übertreibt die Idealisierung der Vergangenheit dermaßen, dass es schon fast wieder witzig ist; aber nur fast.

Heute oder morgen

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(Foto: Copyright Edition Salzberger)

Berlin im Sommer. Es ist schwül und laut und über der Stadt schwebt das flirrende Versprechen von langen Nächten und frei ausgelebter Lust. Ein junges Paar lässt sich forttragen - hinein in eine Dreiecksbeziehung mit einer britischen Studentin. Thomas Moritz Helms Filmdebüt erzählt mit unverkrampfter Selbstverständlichkeit von diesem fragilen Zustand zwischen Freiheit und Verunsicherung. Die Bewegungen seiner Protagonisten sind stets tastend und ihre Überschreitungen nie künstliche Provokation. Ein leichtfüßiges Lehrstück über das Driften in den Widersprüchlichkeiten der Liebe.

The Kitchen

8 / 13
(Foto: Alison Cohen Rosa)

Nicht die Küche ist gemeint, in der die Frauen für ihre irischen Männer kochen, sondern der berüchtigte New Yorker Stadtteil Hell's Kitchen. Nachdem sich drei irische Mobster ins Gefängnis manövriert haben, emanzipieren sich ihre Frauen als Schutzgelderpresser mit weiblichem Touch. Wie die DC-Comic-Vorlage von 2015 wirft nun auch die Verfilmung einen herrlich absurd modernen Blick auf die Macho-Szene der späten Siebziger. Mit Melissa Mc Carthy, Elisabeth Moss und Tiffany Haddish setzt sie auf drei herzhafte Darstellerinnen, denen man das durchaus zutrauen würde, nur leider werden sie von Drehbuch und Regie aufs Ärgerlichste verraten. Nach dem oscarnominierten Drehbuch fürs harte Hiphop-Drama "Straight Outta Compton" hätte auch Andrea Berloffs Regiedebüt rauer und wahrhaftiger sein müssen.

Ein Licht zwischen den Wolken

9 / 13
(Foto: Copyright Neue Visionen Filmverleih)

Ein Haus, vier Glaubensrichtungen: Das Zusammenleben in der albanischen Ödnis geht für den Hirten Besnik und seine Familie solange mehr oder weniger gut, bis er eine Entdeckung macht. Unter der Wandfarbe der örtlichen Moschee verbergen sich christliche Malereien - sie war einst eine Kirche. Zankereien ums Essen werden plötzlich zu etwas viel Größerem. Robert Budina erzählt ohne viele Worte eine Geschichte über das Anderssein. "Ein Licht zwischen den Wolken" ist voller Gegensätze. Rau und sanft, nur schwer zu greifen und doch nahbar.

Rambo: Last Blood

10 / 13
(Foto: dpa)

Hätte man jetzt auch nicht vermutet: Auf seine ganz alten Tage ist John Rambo (Sylvester Stallone, auch Drehbuch) eine Art Pferdeflüsterer geworden, auf der Familienfarm in Arizona. Er hegt väterliche Gefühle für die Enkelin der Haushälterin, die aber leider einen Trip ins brandgefährliche Mexiko macht, wo sie - wer hätt's gedacht - als Sexsklavin gekidnappt wird. Es folgt ein Rache-Metzel-Film (Regie: Adrian Grundberg), so hirntot, prätentiös und sadistisch, dass man ein Gebet an den Kinogott schickt: Gib dem alten Sly die Kraft, mit diesem Quatsch aufzuhören.

Systemsprenger 

11 / 13
(Foto: Peter Hartwig; Copyright Yunus Roy Imer/Port au Prince Pictures)

"Systemsprenger" von Nora Fingscheidt ist ein ungewöhnlich schöner Film über ein traumatisiertes Kind. Ungewöhnlich schön ist er trotz des harten Themas deswegen, weil er dicht bei seiner Hauptdarstellerin, Benni (Helena Zengel), bleibt, nie romantisiert, aber immer liebevoll auf sie schaut. Auf sie wohlgemerkt, nicht auf sie hinab, und dabei die Herausforderungen und Grauzonen im Leben ihrer Mitmenschen würdigt.

Submission

12 / 13
(Foto: dpa)

Einst war Ted ein vielversprechender Autor, das lange Warten auf die nächste Inspiration überbrückt er lustlos als College-Professor für kreatives Schreiben, wo ihn die Biederkeit der Kollegen genauso anödet wie die Einfallslosigkeit der Studenten. Klingt nach einer Paraderolle für den bissigen Esprit von Stanley Tucci, doch leider interessiert sich Richard Levine in seiner Verfilmung von Francine Proses Romanvariation des Marlene Dietrich-Films "Der blaue Engel" nur für oberflächliche Klischees. Viel zu berechnend wirkt die ehrgeizige Studentin (Addison Timlin), viel zu naiv der Professor, und viel zu banal die eigentlich sehr aktuelle Geschichte über Machtmissbrauch in der Uni.

Wajib

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(Foto: Copyright Pyramide Distribution)

Der in Italien lebende Architekt Shadi ist zu Besuch in seiner Heimatstadt Nazareth. Einer alten palästinensische Tradition folgend, fährt er zusammen mit seinem Vater durch die Stadt und überbringt die Einladungen zur Hochzeit seiner Schwester persönlich. Mit einem feinen Gespür für die heiklen Nuancen zeichnet Annemarie Jacir eine liebevolle, nicht unproblematische Vater-Sohn-Beziehung. Ein vielschichtiges Generationenporträt voller Wärme, Witz und Wehmut über die Situation arabischer Israelis.

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