Filmstarts der Woche:Welche Kinofilme sich lohnen - und welche nicht

30 Nebenplots. Superhelden, die sich gegenseitig windelweich prügeln. Und Trauer, die mit Alkohol, Drogen und Kotzorgien bekämpft wird. Die Filmstarts der Woche.

Von den SZ-Kinokritikern

Bahubali: The Beginning

1 / 11
(Foto: Splendid Film)

Ein Fantasy-Sandalen-Monumentalfilm über ein Findelkind, das eigentlich ein Königssohn ist. Man sieht jugendliches Heldentum, Eroberung des eigenen Reiches, die Liebe zu einer Kämpferin und noch etwa 30 Nebenplots. Regisseur S. S. Rajamouli füllt die Leinwand mit grandioser Action, wobei er zeigt, wie weit sich das sowieso opulente indische Kino mit CGI und Mythos doch steigern lässt.

Bauernopfer - Spiel der Könige

2 / 11
(Foto: Studiocanal)

Genie und Wahn gehen auf dem Schachbrett eine besondere Verbindung ein, die unüberschaubare Menge von Möglichkeiten, die sich nach den ersten Zügen eröffnet ist einfach zum verrückt werden. Edward Zwick, der inzwischen die dunklen Seiten des Heldentums für sich entdeckt hat, macht aus seiner Verfilmung des legendären Schachduells zwischen dem Amerikaner Bobby Fischer (Tobey Maguire) und dem Russen Boris Spasski (Liev Schreiber) einen Verschwörungs-Thriller, in dem intime Tragödie und die Paranoia des Kalten Krieges fließend ineinander übergehen.

Chrieg

3 / 11
(Foto: epd)

Erbittert wird der Krieg geführt zwischen oben und unten, zwischen der Hütte in den Schweizer Bergen und den bürgerlichen Palästen unten in der Stadt. Das abgeschiedene Maßnahmezentrum oben, in das wegen seiner widerspenstigen Verschlossenheit der punkige Matteo vom strengen Vater geschickt wird, funktioniert nach eigenen Regeln, Matteo erlebt ein ganz eigenes Coming of age, von Erniedrigung und Gruppenterror zu wildem Freiheitsrausch - Raubzüge, Zerstörung, Rache. Simon Jaquemets erster Spielfilm schillert rätselhaft zwischen bösem Freiheitsmärchen und sozialer Parabel, eine geheimnisvolle Parallelwelt, in der ein paar Schweizer lost boys - inklusive einem aus Serbien und einem Mädchen - zusammenfinden.

Eva Hesse

4 / 11
(Foto: RealFiction)

Eine rätselhafte, von traumatischen Erfahrungen grundierte Schönheit umspielt Person und Oeuvre der bildenden Künstlerin Eva Hesse (1936-1970). Ihre Biographie rekonstruiert Marcie Begleiters Portraitfilm detailversessen: von der Flucht der Familie aus Nazideutschland bis zum Durchbruch in New Yorks brodelnder Kunstszene. Allzu verhuscht aber bleibt der Blick auf das von Minimal Art und Surrealismus inspirierte Werk.

The First Avenger: Civil War

5 / 11
(Foto: dpa)

Nein, kein Witz: die Superhelden prügelen sich im dritten Teil der Captain-America-Reihe gegenseitig windelweich - und zwar am Leipziger Flughafen. In ihrem Thriller über Paranoia und Personalfragen im Marvel-Universum diskutieren Anthony und Joe Russo die Frage, ob es aufgrund von Kollateralschäden durch zu viel Action-Bumm-Bumm nicht ein UN-Mandat für Superheldeneinsätze bräuchte.

Ein Hologramm für den König

6 / 11
(Foto: Helmut Prein; X-Verleih)

Adam Clay (Tom Hanks) kämpft in Dschidda um sein finanzielles Überleben, auf verlorenem Posten - er soll dem König ein neuartiges Konferenzsystem präsentieren. Aber der König kommt nicht. Tom Tykwer macht aus dem Roman von Dave Eggers eine kafkaeske Komödie - mit einem ganz großartigen Tom Hanks

Ich bin tot, macht was draus!

7 / 11
(Foto: Camino Filmverleih)

Nach dem Tod von Jipé, Sänger einer nicht mehr ganz jungen belgischen Rockband, klauen seine Bandkollegen (u.a. Bully Lanners) seine Asche und machen damit allerhand Faxen. Anstelle von Trauer offerieren Guillaume und Stéphane Malandrin Alkohol, Drogen, einen schwulen Natopiloten und Kotzorgien. Jipé verliert zwar Leben und Stimme - aber seine großzügig in die Welt verteilten Überreste zeugen Tausende Nachleben.

Lenas Klasse

8 / 11
(Foto: Krokodil Distribution)

Wenn Lena mit ihrem Rollstuhl in ihre "Sonderklasse" gelangen will, muss sie unzählige Stufen und Treppen überwinden, einen Aufzug oder eine Rampe gibt es nicht. In seinem Spielfilmdebüt erzählt Iwan I. Twerdowski von der Energie und den Aggressionen der Jungen und Mädchen in dieser Sonderklasse - und von der Situation von Behinderten in Russland: Inklusion scheint hier noch ein Fremdwort zu sein. Twerdowski malt die Verhältnisse allerdings noch trostloser aus, als sie vermutlich sind. Wenn eine Gesellschaft solchen Jugendlichen schon Steine in den Weg legt, muss ein Drehbuchautor nicht auch noch einen Erdrutsch erfinden.

Ratchet & Clank

9 / 11
(Foto: AP)

Ein haariger Alien träumt mit seinem Roboter-Kumpel vom intergalaktischen Superheldentum. Nicht gerade schrecklich einfallsreich, eine Videospielreihe als Vorlage für ein Animationsabenteuer, in diesem Fall aber sehr charmant und clever umgesetzt. Man sieht der bunten Retro-Ästhetik an, dass man sich Kevin Munroe mit Mini-Budget am Riesen Disney vorbeischlängeln musste. Und man fühlt sich sonderbar gut unterhalten, wie mit einer Cornflakes- Schüssel vor den Samstagmorgen-Cartoons.

Rico, Oscar & der Diebstahlstein

10 / 11
(Foto: privat)

Mit einem Abenteuer an der Ostsee, inszeniert von Neele Leana Vollmar, geht die liebenswerteste Filmreihe des gegenwärtigen deutschen Kinderkinos zu Ende: Oskar (hochbegabt) und Rico (tiefbegabt) verfolgen zwei Steindiebe bis an den FKK-Strand. Dabei streiten sie, vertragen sich wieder und zeigen die ganze Zeit so viel Gefühl und kindliche Klugheit, dass man sie sofort adoptieren möchte.

Wer hat Angst vor Sybille Berg?

11 / 11
(Foto: Zorro Filmverleih)

Wer wissen will, wie Sibylle Berg vor einer Kamera agiert, ist hier richtig. Die Schriftstellerin wirkt selbstironisch, irgendwie witzig und erzählt Geschichten wie die, als sie eine Clownschule besuchte, was ihre Bücher nicht direkt vermuten lassen und möglicherweise ja auch gar nicht stimmt. Einen roten Faden haben Sigrun Köhler und Wiltrud Baier aber leider nicht gefunden.

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