Filmstarts der Woche:Welche Kinofilme sich lohnen - und welche nicht

Max von Thun ist das einzig Gute in "Gut zu Vögeln". Janis Joplin liebkost den Schmerz. Kurzkritiken zu den Filmen der Woche.

Von SZ-Kritikern

The Big Short

1 / 9
(Foto: dpa)

Der Finanzcrash von 2008 zählt nicht zu den dankbarsten Filmstoffen. Adam McKay hat daraus mit einem Traum-Ensemble (Brad Pitt, Ryan Gosling, Steve Carell) ein vor Adrenalin bebendes Meisterwerk gemacht: "The Big Short". Seine Geschichte der Outsider, die den Kollaps witterten, als alle noch Party machten, ist Sozialsatire, Wirtschaftsthriller und linke Systemkritik in einem. (Lesen Sie hier eine ausführliche Filmkritik.)

Cemetery of Splendour

2 / 9
(Foto: dpa)

Ein weiterer wunderschöner Rätselfilm des Thailänders Apichatpong Weerasethakul, in dessen Zentrum ein Hospital voller Soldaten steht, die an einer mysteriösen Schlafkrankheit leiden. Angeblich schlafen sie, weil das Hospital auf einem alten Friedhof steht und die Geister toter Könige ihre Lebensenergie brauchen - Weerasethakuls Filme haben immer auch eine politische Ebene. Vergangenheit und Gegenwart, Tod und Leben, Mensch und Natur - das ist hier nicht voneinander geschieden, scheint durch Schwingungen verbunden, ganz so, wie immerzu Luft durch die offenen Fenster des Krankenzimmers strömt.

Creed - Rocky's Legacy

3 / 9
(Foto: Warner Bros. Pictures/dpa)

Der Filmemacher Ryan Coogler hat sich die "Rocky"-Saga vorgenommen und erzählt eine spannende, neue Geschichte auf deren Basis. Obwohl Sylvester Stallone mitspielt und im deutschen Trailer als Zugpferd auftaucht, ist dieser Film vor allem eines geworden: ein modernes, kluges Stück afroamerikanisches Kino. Ohne Kitsch und Pathos, aber mit einem lässigen Soundtrack und herausragenden Schauspielern - inklusive Stallone. (Lesen Sie hier eine ausführliche Filmkritik.)

Die dunkle Seite des Mondes

4 / 9
(Foto: dpa)

Hier die Wolkenkratzer der Finanzwelt, dort das Hippiemädchen und der dunkle Wald. Darstellerisch packend: Moritz Bleibtreu als Staranwalt im Magic-Mushroom-Delirium. Doch Stephan Ricks Verfilmung des Suter-Romans taumelt zwischen Wirtschaftskrimi und Jekyll & Hyde-Albtraum, und erscheint - aufgebrezelt mit Waldwildnis, Pilzkunde und Wolfsmetaphern - wie ein aus Neid geborenes, grimmiges Dementi von Hippieträumen. (Lesen Sie hier eine ausführliche Filmkritik.)

Die 5. Welle

5 / 9
(Foto: dpa)

Nach Jennifer Lawrence und Shailene Woodley bekommt nun auch Chloë Grace Moretz ihr dystopisches Starkes-Mädchen-Franchise. Sechs Jahre nach seinem starken Entführungskammerspiel "Spurlos - Die Entführung der Alice Creed" verfilmt J Blakeson den ersten Teil einer unvermeidlichen Weltuntergangs-Trilogie: Aus ungenannten Gründen annektieren Aliens die Erde und befreien sie materialschonend mit elektronischem Impuls, Erdbeben und Viren von der Menschheit. Ein paar rebellische Jugendliche führen den Widerstand an, befeuert von Hoffnung, Liebe und vielen Ungereimtheiten.

Gut zu Vögeln

6 / 9
(Foto: dpa)

Die frisch verlassene Merlin (Anja Knauer) zieht in eine Männer-WG, was sehr bald dazu führt, dass sie andere Sorgen hat, als ihrem Ex hinterherzutrauern. Mira Thiel versucht sich an einer Mischung aus komisch und rührend - was an einem ziemlich bescheuerten Drehbuch scheitert. Schade: Max von Thun spielt den widerspenstigen WG-Kumpanen, in den sich Merlin dann verliebt, nämlich mit so viel Charme, dass er etwas Besseres verdient hätte.

Iraqi Odyssey

7 / 9
(Foto: Samir / Dschoint Ventschr Filmproduktion 2014)

Regisseur Samir lässt seine ziemlich großartige Verwandtschaft zu Wort kommen. Sein Film ist politische Chronik und Porträt einer außergewöhnlichen und doch wieder modellhaften Familie, ein gemischter Clan aus Sunniten und Schiiten, der stellvertretend für ein ganzes Volk das bewegte, oft tragische Schicksal seines Landes durchlebt. Am Ende ist die Familie in alle Winde zerstreut. "Iraqi Odyssey" bietet Einsichten über Fluchtursachen und Rückkehrbereitschaft von Flüchtlingen: Alle Interviewpartner hängen leidenschaftlich an ihrer Heimat. Der Irak mag gerade nicht sehr stabil aussehen - die Iraker aber sind unzerstörbar. (Lesen Sie die ausführliche Filmkritik mit SZ plus.)

Janis: Little Girl Blue

8 / 9
(Foto: Happiness Distribution)

Die Geschichte einer Schmerzensfrau, der Blues-Rock-Sängerin Janis Joplin, mit klassischen Dokumentarfilmmitteln gedreht - Szenen aus Homevideos, Bühnenauftritte, persönliche Erinnerungen von Sam Andrew, D.A. Pennebaker, Dick Cavett und vielen anderen -, aber unglaublich passioniert und intensiv. Alkohol, Drogen, Sex, Roadtrips, Woodstock, die ganzen Sechziger. Sie erleichtert uns, sagt die Filmemacherin Amy Berg, indem sie den Schmerz liebkost und annimmt, den jeder von uns in sich trägt.

Mademoiselle Hanna und die Kunst Nein zu sagen

9 / 9
(Foto: X-Verleih)

Ein schönes kleines Lehrstück von Baya Kasmi (Regie) und Michel Leclerc (Drehbuchmitarbeit) über totale Dienstbereitschaft, das heißt die Unfähigkeit, einem anderen etwas abzuschlagen. Was eher unpraktisch ist, wenn man einen Gemischtwarenladen hat wie Hannas Vater oder in der Personalabteilung einer Firma arbeitet und manche Kündigung aussprechen muss wie Hanna Belkacem. Weshalb in ihrer Wohnung öfters nackte, sehr getröstete Männer herumspazieren und sie schon mal in den Verdacht gerät, Prostitution zu treiben. Ihr größtes Problem ist ihr Bruder, der sich plötzlich nach dem einfachen, reinen Leben eines Muslims sehnt. Vimala Pons ist großartig als Hanna, ihre Mutter spielt Agnès Jaoui.

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