Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen und welche nicht

Florence Pugh ist als "Lady Macbeth" eine echte Entdeckung und in "Good Time" reitet Robert Pattinson seinen geistig behinderten Bruder in einen Bankraub rein.

Von den SZ-Kinokritikern

Barbie - Die Magie der Delfine

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(Foto: Mattel, Inc.)

Barbie und ihre Schwestern samt Hundewelpen besuchen Ken bei seinem Meeresbiologie-Praktikum im Urlaubsparadies. Mit Meerjungfrau Isla wollen sie einen seltenen Delfin retten. Das Schönheitsideal der Puppen bleibt fragwürdig, aber Conrad Heltens Animationsfilm macht nicht alles falsch: Barbie und Co. treten mutig auf. Und obwohl die erfolgreiche Frau auch die Böse ist, sehen Mädchen, dass sie Karriere in der Forschung machen können. Wenn nur die Story etwas spannender wäre...

Casting

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(Foto: Arne Höhne Presse / Piffl)

Eine Regisseurin (Corinna Kirchhoff) castet die Hauptdarstellerin für ihren Film, eine Neuauflage von Rainer Werner Fassbinders "Die bitteren Tränen der Petra von Kant". Die eigentliche Hauptfigur: ein erfolgloser Schauspieler (Andreas Lust), der bei den Proben die Repliken gibt. In seinem lustig improvisierten Film stellt Nicolas Wackerbarth die Frage: Was können wir heute noch mit Fassbinder anfangen? Die Antwort lautet: viel.

Gauguin

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(Foto: dpa)

Braucht man wirklich noch ein Biopic über einen großen Künstler? Ja, zumindest, wenn Vincent Cassel den selbstzerstörerischen Gauguin so sehnig, ungesund und viertelsympathisch spielt. In herrlich, aber völlig unkitschig gefilmten dunkelgrünen Tropenwäldern schwankt er so gefährlich zwischen Inspiration und Hungertod, dass man Edouard Delucs Film kolonialistischen Exotismus eigentlich nicht vorwerfen möchte - auch wenn er die Realität an vielen Stellen zu Gauguins Gunsten verwischt.

Ghostland - Reise ins Land der Geister

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(Foto: Drop-Out Cinema eG)

Die Ju/'Hoansi, eine der ältesten Jäger- und Sammlerkulturen der Welt, überleben, seit ihnen das Jagen verboten wurde, durch Touristen. In Simon Stadlers Dokumentation schickt eine NGO einige der Buschmänner ihrerseits in die Fremde: nach Deutschland. Das Ergebnis ist unterhaltsam und bezaubernd, getragen von Humor und Neugier der Protagonisten (auch wenn man ihnen nicht unbedingt seine Kuh anvertrauen würde). Der Film zeigt Deutschland aus einer ganz neuen Perspektive.

Good Time

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(Foto: Ad Vitam)

"Good Time" ist so ein Film, bei dem es eigentlich mehr Spaß macht, sich mit ihm zu profilieren als ihn wirklich anzusehen. Ein auf Unterschicht getrimmter Robert Pattinson (Connie) reitet seinen geistig behinderten Bruder erst in einen Bankraub rein und versucht dann, binnen einer Nacht aus der Nummer wieder rauszukommen, wobei er konstant alles immer und immer schlimmer macht.

Lady Macbeth

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(Foto: dpa)

William Oldroyd updated das viktorianische Kostümdrama mit schwarzen Darstellern und komplexen Frauenfiguren. Sein Debüt ist ein psychologischer Thriller im englischen Hochmoor, der scharfsinnig die Dynamik von Klasse, Geschlecht und Rasse ausleuchtet. Und viel näher an den Coen-Brüdern als an Austen der trockene, minimalistische Stil, in dem er die Geschichte einer Frau erzählt, die eingesperrt in einer Ehe mit einem wohlhabenden Widerling zur Ehebrecherin und Mörderin wird. Florence Pugh ist in der Rolle dieser jugendlich-kühnen, lüsternen Antiheldin eine echte Entdeckung.

Mathilde - Liebe ändert alles

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(Foto: dpa)

Der letzte Zar und die schöne junge Ballerina: Der Historienfilm des russischen Regisseurs Alexej Utschitel über eine nicht standesgemäße Liebe von Nikolaus II. hat in Russland einen gewaltigen Skandal ausgelöst. Die orthodoxe Kirche sieht ihren Zaren beschmutzt, Hauptdarsteller Lars Eidinger wird verunglimpft und bedroht. Mit westlichen Augen versteht man die Aufregung um diesen etwas altmodischen Ausstattungsschinken überhaupt nicht. Die große verbotene Liebe bleibt trotz der engagierten Darsteller nur eine schön gefilmte Behauptung.

Die Misandristinnen

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(Foto: Edition Salzgeber)

Nach Sofia Coppolas ziemlich weißgewaschener Fassung lässt nun Bruce LaBruce in seiner wahrhaft innovativen Neuverfilmung von Don Siegels "Die Verführten" eine Horde queerer, auch schwarzer MännerfeindInnen in einem Mädchenpensionat in Deutschland einen Soldaten pflegen - und, angeführt von Big Mother (Susanne Sachße), eine feministische Revolution vorbereiten. Aufgepasst, Patriarchat: Es wird kastriert.

Der Nobelpreisträger

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(Foto: dpa)

Generell macht sich der in Europa lebende, berühmte Schriftsteller Daniel Mantovani (Olivier Martinez) rar, nur der Einladung in seinen Heimatort kann er nicht widerstehen. Doch die Rückkehr nach vierzig Jahren ist vermintes Gelände. In dem kleinen, argentinischen Provinzkaff wird er von den Zurückgebliebenen überschwänglich gefeiert, rücksichtslos vereinnahmt und schließlich feindselig attackiert. Auf scharfsinnige Weise hinterfragen Gastón Duprat und Mariano Cohn in ihrer bissig komischen Kultursatire die Mechanismen des Ruhms im Allgemeinen und des Kulturbetriebes im Besondere.

Patti Cake$ - Queen of Rap

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(Foto: Jeong Park)

Das Langfilm-Debüt von Geremy Jasper ist - jetzt mal kurz festhalten: ein Indie-Rap-Musical. Nun ja, "Musical" ist dann vielleicht doch zu viel gesagt, aber jedenfalls klingt das, was die junge Patti aka "Patti Cake$" aka "Killer P" reimt, ziemlich gut. Sie ist "White Trash", und dick ist sie auch noch, aber zusammen mit ihrem Kumpel Hareesh, ihrer Oma und dem beharrlich schweigenden Death Metal-Freak "Basterd" zieht sie reimend los, um es allen zu zeigen. Fresh!

Professor Marston and the Wonder Women

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(Foto: AP)

Der Psychologieprofessor Marston, seine Frau und eine Studentin ignorieren im Jahr 1928 die gängige Moral und gehen eine Dreierbeziehung ein. Am Vorbild seiner beiden Frauen erschafft Marston dann den Comic "Wonder Woman". Angela Robinsons Biopic erzählt nach einem stürmischen Beginn eher romantisch von drei Rebellen, die trotz gesellschaftlicher Ächtung einander nie aufgeben und den Fetisch-Sex auch nicht.

Die Reise der Pinguine 2

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(Foto: dpa)

Nun watscheln sie wieder: Für sein erstes Kaiserpinguin-Drama in der Antarktis bekam der Filmemacher und Forscher Luc Jacquet 2006 einen Oscar. Jetzt setzt er das fort, filmt, wie die Pinguinküken unter härtesten Bedingungen auf dem Packeis aufgezogen werden, bis sie selbständig sind und allein zum Meer ziehen. Rückblenden zerfasern leider den Film. Aber die Bilder der Eiswüste, der polaren Unterwasserwelt und der Pinguine darin sind wieder überwältigend schön.

The Secret Man

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(Foto: dpa)

Ein Sinnbild der Ehre, sagt Regisseur und Drehbuchautor Peter Landesman von seinem Helden. Mark Felt ist FBI-Urgestein, über dreißig Jahre beim Verein, skeptisch und subversiv den Politikern gegenüber. 1973 gibt er der Washington Post Tipps in Sachen Watergate, die zum Rücktritt von Präsident Nixon führen, erst 2005 aber bekennt er, dass er die berühmte Quelle "Deep Throat" war. Liam Neeson ist einsam und verschlossen als Felt, Diane Lane großartig als seine durch und durch amerikanische Ehefrau.

El Séptimo Sentido

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(Foto: barnsteiner-film)

Kann man in Krisenzeiten seiner Tanzleidenschaft treu bleiben? Silke Abendschein befragt dazu drei Frauen: Avatâra (Choreografin), Eugenia (Ballettlehrerin) und Alejandra (Tänzerin), sie weiß aber nicht so genau, worauf er sich bei den Besuchen in Barcelona, London und Dresden konzentrieren soll. So entsteht ein zerfaserter Reportagestil, der verhindert, dass man sich von den drei Schicksalen ein genaueres Bild machen könnte.

© Süddeutsche Zeitung vom 02.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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