Das Branchenblatt Variety begleitet das Treiben der Filmwirtschaft schon seit 1905, es ist nicht wesentlich jünger als das Kino selbst. Aber den Notstand ausgerechnet für die Hauptstadt des Films hat das Magazin bislang noch nie ausgerufen.
Doch genau das hat jetzt Eric Garcetti getan, der am 1. Juli sein Amt als Bürgermeister von Los Angeles angetreten hat: Er erklärte nun auf der Titelseite des wichtigsten Mitteilungsorgans der Branche den state of emergency - für Hollywood und für die Filmindustrie, die nun einmal prägend ist für seine Stadt.
Subventionierung von Multimillionären?
Alle wichtigen Studios und Fernsehproduktionsfirmen haben ihren Sitz in Los Angeles, aber immer weniger wird tatsächlich dort gedreht. Der Demokrat Garcetti will nun mehr Fördergeld und Steuererleichterungen für die Filmbranche lockermachen. Wenn ihm das mal nicht als unamerikanischer Umtrieb ausgelegt wird, wie immer, wenn jemand in den USA nach staatlicher Einmischung ruft - und dann auch noch für diese Zielgruppe: Das lässt sich leicht als staatliche Subventionierung von Multimillionären brandmarken.
Ganz so einfach ist es aber nicht. Seit Jahren wandern große Hollywood-Filme aus Los Angeles ab, aktuell bedeutet das: "Lone Ranger" hat man in New Mexico gefilmt, "Iron Man 3" fand in North Carolina Unterschlupf, und Leonardo DiCaprio spielte in "Der große Gatsby" zwar eine uramerikanische Rolle, aber er tat es in Australien.
Werden viele Statisten und große Bauten benötigt, zieht Hollywood nach Osteuropa oder Marokko, wo man der amerikanischen Industrie ein ganzes Studio in die Wüste gestellt hat. Die angekündigten neuen "Star Wars"-Filme sollen in England gedreht werden, weil es dort Fördergelder gibt. Das hält die Produktionskosten niedrig - in Los Angeles aber macht der Begriff "Runaway Production" die Runde, geplant wird zu Hause, die Jobs gibt es anderswo.
Inzwischen kann Los Angeles auch mit US-amerikanischen Metropolen nicht mehr mithalten, die Dreharbeiten bezuschussen. Die Stadt New York beispielsweise gibt im Jahr 420 Millionen Dollar für Filmförderung aus, Los Angeles hat nur ein Budget von 100 Millionen.
Ein "Film-Zar" soll's richten
Das hat zwar geholfen, wieder ein paar unabhängige Produktionen zurück in die Stadt zu holen - trotzdem ist Los Angeles im Begriff, seinen Ruf als Weltfilmhauptstadt zu verlieren. Zwischen 2004 und 2011 ist der Anteil des Staates Kalifornien an allen in den USA in der Filmbranche gezahlten Löhnen von 68 auf 59 Prozent gesunken. Das betrifft nicht die hochbezahlten Stars, sondern die Leute aus der Kostümabteilung, Visagisten, Techniker.
Garcetti will einen Förderungsbeauftragten berufen, wie ihn New York schon hat, einen "Film-Zar", der eng mit ihm zusammenarbeitet und vor allem die Lobby-Arbeit in der kalifornischen Hauptstadt Sacramento übernimmt. Denn Garcetti gibt zu, dass er Gouverneur Jerry Brown, ebenfalls Demokrat, "noch überzeugen" müsse.
Zumindest wird er mit seinen Plänen viele neue berühmte Freunde gewinnen: Auf seiner eigenen Website hat Garcetti eine Liste seiner Unterstützer veröffentlicht, und die ist für eine Stadt voller Stars noch nicht übermäßig prominent, wenn man von Salma Hayek und Kevin Spacey absieht.