Filmfest:Rose sticht Recke

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König Dietrich (Rufus Beck) steht in dem brennenden Rosengarten. Der Familien-Fantasyfilm "König Laurin" basiert auf einer volkstümlichen Sage. (Foto: Kinofreund)

In seinem Fantasydebüt "König Laurin" bricht der Münchner Matthias Lang mit heroischen Männerbildern. Sein Werk wurde beim "Goldenen Spatz" prämiert. Jetzt ist es auf dem Filmfest zu sehen.

Von Barbara Hordych

Für seinen ersten Kinofilm "König Laurin", den er am Mittwoch beim Filmfest vorstellt, kehrte der Autor und Regisseur Matthias Lang von München in seine Südtiroler Heimat zurück. "Von der Küche meiner Oma aus schaute ich genau auf die Laurinswand im Rosengarten", erzählt er bei einem Treffen. Später führte ihn sein Schulweg von seinem Heimatort Eppan ins benachbarte Bozen, vorbei am Rosengarten, einem Bergmassiv der Dolomiten. Um dieses rankt sich die Sage vom Zwergenkönig Laurin, der im Kampf Dietrich von Bern unterliegt, obwohl er über einen Wundergürtel verfügt. Als er sich mithilfe seiner Tarnkappe im Rosengarten versteckt, verraten den Unsichtbaren dennoch die Bewegungen der Blumen. Aus Rache belegt er sie mit einem Fluch: Weder bei Tag noch bei Nacht sollen sie zukünftig zu sehen sein. Freilich vergisst er die Dämmerung, und so kommt es, dass der Rosengarten fortan bei Sonnenauf- und -untergang blüht.

Die Geschichte wurde als mittelhochdeutsches Heldenepos überliefert, aber auch als volkstümliche alpenländische Sage, die das rote "Alpenglühen" zur Dämmerungszeit erklärt. "Schon früh hatte ich den Wunsch, diese Sage zu verfilmen; später an der Filmhochschule hatte ich immer Bammel, dass mir jemand zuvor kommen könnte", sagt Lang, Jahrgang 1988. Sein Studium begann er bereits mit neunzehn Jahren an der HFF in München. "Weil ich so jung war, ging ich davon aus, dass mir sowieso noch niemand ein großes Filmprojekt zutrauen würde. Also beschloss ich, erst noch an anderen Sets Erfahrungen zu sammeln", erzählt der immer noch jungenhaft wirkende Filmemacher. In Amerika absolvierte er von 2010 an verschiedene Praktika - bei den Dreharbeiten von "Harry Potter", "Two and a half men" und "Criminal Minds.

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Zurückgekehrt nach München, nahm er sein Herzensprojekt in Angriff. "Ich wollte es unbedingt in Spielfilmlänge realisieren, auch wenn das eher ungewöhnlich ist für einen Abschlussfilm", erzählt Lang. 26 Finanzierungspartner stiegen schließlich mit insgesamt 1,4 Millionen Euro ein, vom BR über den ORF bis hin zur Filmförderung FFF Bayern und der Südtiroler Filmförderung. "Ich glaube, damit ist er seit gut dreißig Jahren der teuerste Abschlussfilm, der an der HFF gedreht wurde", sagt Lang. 60 000 Euro kamen noch durch eine Crowdinvesting-Kampagne hinzu: Ab 100 Euro konnte man Anteile an dem Film kaufen - und so auch am Gewinn partizipieren. Eine Hoffnung, die aufgehen dürfte: Beim Wettbewerb "Goldener Spatz" in Erfurt, dem wichtigsten Preis im deutschsprachigen Kinder- und Jugendfilm, gewann "König Laurin" auf Anhieb in den Kategorien Beste Regie, Bester Film und Bester Hauptdarsteller (Volker Zack als Zwergenkönig Laurin). Und am 1. September läuft der Film deutschlandweit in den Kinos an.

Rund um die bekannten Sagenfiguren König Dietrich, Waffenmeister Hildebrand und Zwergenkönig Laurin erfindet Lang eine neue Figur hinzu - den 16-jährigen Theo. Der Sohn von König Dietrich ist einen Kopf kürzer geraten und auch schmächtiger als seine Altersgenossen, weswegen er oft verspottet wird - vor allem von seinem fiesen Cousin Wittich. Damit entspricht er so gar nicht den Erwartungen seines Vaters, der sich einen "Sieger" als Sohn wünscht. Ein Männerbild, für das sich Theo mehrmals die Woche auf die Streckbank schnallen lässt oder auch widerwillig die von Meister Hildebrand verordnete Blutwurst-Diät befolgt. Vergeblich. Einziger Lichtblick in dieser misslichen Lage ist seine Bekanntschaft mit dem Zwergenkönig Laurin, der vor vielen Jahren (zu Unrecht) von König Dietrich verbannt wurde. Seitdem wächst im Königreich kein Kraut und keine Blume mehr - umso erstaunter ist Theo, als er durch seinen neuen Freund sein Talent fürs Gärtnern entdeckt.

Die Freundschaft zwischen Mensch und Zwerg wird allerdings auf eine harte Probe gestellt, als Theo heimlich Laurins magischen Kraftgürtel entwendet. Will er doch endlich einmal in den Augen seines Vaters und der Welt als Turniersieger dastehen. "Wenn man so will, ist das das Doping-Element in dem Film", sagt Lang. Der Druck, unbedingt der Beste sein zu müssen, lasse Sportler eben zu illegalen Mitteln greifen - früher genauso wie heute. "Interessanterweise gab es zu genau der Zeit, als ich das Drehbuch schrieb, einen Olympiasieger aus Südtirol, der wegen Dopings gesperrt wurde." Dem Hänfling Theo gelingt es mithilfe des Kraftgürtels tatsächlich, seinen Cousin im Turnier zu besiegen. "Klar freut man sich einerseits mit ihm; andererseits haben Kinder ein sehr feines Gespür dafür, dass das eigentlich nicht gerecht ist", erzählt Lang von seinen Erfahrungen mit jungen Festivalzuschauern. Am Größten sei deshalb der Jubel, wenn Theo zum Schluss mit dem herkömmlichen "Männerbild" breche, um endlich das zu machen, was er eigentlich wolle.

Überhaupt bereitet es Lang offensichtlich Vergnügen, die Vorstellungen von martialischen Recken quer zu bürsten: Die "Armeliten" beispielsweise werden von der Münchner Rollenspielgruppe "Bracar Keltoi" verkörpert. Die Barbarentruppe agiert im Film herrlich wüst - und schön dusselig zugleich. Etwa wenn sie vom schurkischen Wittich einen immer "höheren" Anteil an der Beute verlangen- erst ein Viertel, dann ein Sechstel und schließlich ein Zehntel. Zum Filmstart am 1. September in München hat die Truppe ihr Erscheinen zugesagt. Um Autogramme, nicht um Hiebe zu verteilen.

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König Laurin , Mi., 29. Juni, 15 Uhr und Fr., 1. Juli, 11 Uhr, Gasteig, Carl-Orff-Saal

© SZ vom 28.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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