Festival-Fossil in der Eifel:Von "Rock am Ring" zur "Grünen Hölle"

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Peter Schwenkow ist der neue Veranstalter für das Rockfestival am Nürburgring. (Foto: dpa)

Es darf weiter gefeiert werden am Nürburgring: Nach Jahrzehnten "Rock am Ring" wird Peter Schwenkow neuer Chef des Festival-Dinosauriers, der künftig "Grüne Hölle" heißen soll. Vieles will Schwenkow beim Alten lassen - und den Rest optimieren.

Von Martin Zips

Das erste Wochenende im Juni - seit 1985 ist das für Zehntausende Deutsche "Rock am Ring"-Zeit, eine vielfach bewährte Mischung aus Camping und sehr, sehr lauter Musik am Nürburgring in der Eifel. Im kommenden Jahr wird der Chef des Festival-Dinosauriers jedoch - nach Jahrzehnten - nicht mehr Marek Lieberberg heißen, sondern Peter Schwenkow. Der 60-Jährige ist Geschäftsführer der Deutschen Entertainment AG (Deag) in Berlin, die mit der Organisation von Live-Events jährlich dreistellige Millionenumsätze erzielt.

Im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung erklärte Schwenkow nun, er sei vom Ring-Betreiber gebeten worden, "eine offene und transparente Partnerschaft" einzugehen. Zuvor hatte die Capricorn Nürburgring GmbH (CNG) den Vertrag mit Schwenkows langjährigen Konkurrenten Lieberberg nach 27 Jahren aus nicht näher genannten Gründen gekündigt.

Festival am Nürburgring
:"Rock am Ring" muss umziehen

Nach fast 30 Jahren muss sich das Musikfestival "Rock am Ring" einen anderen Standort suchen. Der neue Betreiber des Nürburgrings hat dem Veranstalter gekündigt - und will künftig ein eigenes Festival organisieren.

Unterstützt werde die Deag vom britischen Festivalveranstalter Kilimanjaro, "an dem wir beteiligt sind" und von Ossy Hoppe, "mit denen ich zu Pfingsten Black Sabbath, Aerosmith und die Stones auf die Berliner Waldbühne stellen werde", so Schwenkow. Der Vater von fünf Kindern hatte in den vergangenen Jahren Größen wie Tina Turner, Herbert Grönemeyer und Modern Talking unter Vertrag und gilt als Entdecker von David Garrett, sowie Förderer des Pianisten Lang Lang und der Opernsängerin Anna Netrebko.

80 Prozent bleiben gleich

Zu der Ankündigung Marek Lieberbergs, mit dem von ihm geschützten Festivalnamen "Rock am Ring" nun nach Mönchengladbach weiterzuziehen, sagte Schwenkow: "Ich frage mich nur, wo da ein Ring ist." Außerdem habe er gehört, "dass es Schwierigkeiten gibt, da sich das von ihm neu gewählte Festivalgelände in einem Naturschutzgebiet befindet. Aber ich will das nicht kommentieren."

Ab 2015 werde Schwenkows Festival jedenfalls "Grüne Hölle - Rockfestival am Nürburgring" heißen. Die Liste der auftretenden Künstler werde die Deag erst im September bekannt machen. Zur künftigen Ausrichtung des wohl bekanntesten deutschen Rock-Festivals meinte Schwenkow: "80 Prozent bleiben wie sie sind. Den Rest optimieren wir". Einen Triumph über seinen ewigen Konkurrenten Marek Lieberberg empfinde er jedenfalls nicht, so der Unternehmer, "er ist aber auch gar nicht der Erfinder von Rock am Ring. Das ist Marcel Avram. Der hat das auch die ersten zwei Jahre gemacht. Und jetzt sind wir halt dran. Aus welchen Gründen auch immer." Er könne aber verstehen, wenn Lieberberg "nicht besonders amüsiert" sei.

Thema Kunst versus Kommerz sagte Schwenkow: "Wir sind Dienstleister. Also steht bei uns der Kunde im Mittelpunkt. Wenn der was mag, dann bezahlt er dafür - und dann verdienen wir auch Geld. Es ist nicht unser Auftrag, missionarisch oder geschmäcklerisch zu sein." Mit mehreren Hundert von ihm jährlich organisierten Veranstaltungen sei er sich jedoch bewusst darüber, Teil einer Branche zu sein, "die immer noch das Privileg hat, Geld zu drucken". Es sei aber weder wahr, dass sich heute nur noch hübsche Künstler gut verkaufen ließen, noch, dass die Eintrittskarten teurer geworden seien. "30 Mark, das war Anfang der 1980er Jahre auch viel Geld. Ich hab meine Kinder jedenfalls immer so erzogen, dass sie sich nicht alles leisten können, was schön ist und was man gerne hätte."

Laute Musik, tolle Stimmung: Trotz schlechtem Wetter feierten die Festivalbesucher bei "Rock am Ring" 2013 vor der Hauptbühne. (Foto: Thomas Frey/dpa)

Für ihn sei eher das Geld der ausschlaggebende Punkt gewesen, in dieser Branche Fuß zu fassen, deutete der Berliner Konzert-Magnat in dem Gespräch an: "Irgendwann habe ich erkannt, dass es sinnvoller ist, jungen Damen das Gitarrespielen für zehn Mark beizubringen als selber nur sehr mäßig auf der Bühne zu spielen. So begann meine Karriere." Auch Politik habe ihn interessiert, weshalb er sich zuletzt bei der CDU engagiert habe - zum Beispiel als stellvertretender Leiter des Berliner Kulturausschusses. "Andere beschäftigen sich mit ihrer Eisenbahn oder der Briefmarkensammlung, ich bin in die Politik gegangen."

Das vollständige Interview lesen Sie in der Mittwochsausgabe der Süddeutschen Zeitung oder auf dem iPad.

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