Nein, Smudo ist noch nicht 70, auch wenn er manchmal so aussieht. Er feiert erst das 20. Bühnenjubiläum mit seiner Band Fanta 4. Ein Portrait über den Mastermind der Hip-Hop-Pioniere in Bildern. Als Michael Bernd Schmidt Anfang Dezember zusammen mit seinen Freunden in Köln die "1Live Krone 2009" entgegennahm, kam man doch kurz ins Grübeln: Sind die wirklich schon so alt? Klar, das anstrengende Rock-'n'-Roll-Leben geht auch an Stuttgarter Hiphoppern nicht spurlos vorbei - aber Rentnerhose, Halbglatze und randlose Sehhilfe - sind wir wirklich schon so weit?Nun ja: Fanta 4 bekamen an diesem Abend immerhin den Preis für ihr "Lebenswerk" verliehen. Selten war jemand passender zu diesem Anlass gekleidet als diese Herren.Smudo (v.r.), Thomas D. und Michi Beck/Foto: ddpText und Bildauswahl: Ina Konopka/sueddeutsche.de/rus
Zu anderen Anlässen rocken die Fantastischen Vier aber nach wie vor voller Elan die Bühne und haben noch lange nicht vor, das musikalische Zeitliche zu segnen.Deutscher Sprechgesang war eines der Popthemen der neunziger Jahre. Zu Hause in Stuttgart wurden Smudo und serine Gang anfangs gekonnt ignoriert. Es sollte trotzdem so weit kommen, dass die vier das schwäbische Mekka zum bedeutendsten Hip-Hop-Zentrum Deutschlands anschwellen lassen würden.1999: Die Fantastischen Vier während einer TV-Show in Köln/Foto: ap
Unterwegs geizten die Schwaben nicht mit lässigen Hip-Hop-Accessoires: Schon in den achtziger Jahren gab es in den Staaten "Boom-Cars" - das sind Autos mit riesigen Basswoofern im Kofferraum, die laut wummernd durch die Straßen fahren. Der rote 74er Opel Admiral war die deutsche Variante der Fantastischen Vier. In einem ähnlichen Auto zeigten sie sich auch in ihrem ersten Hit-Video, das den vieren 1992 ihren phantastischen Erfolg bescheren sollte: "Die da?!". Später wanderte das Gefährt ins Rockpop-Museum Gronau.2002: Smudo (l.) und Thomas D in Gronau/Foto: dpa
Smudo, mit bürgerlichem Namen eben Michael Bernd Schmidt, begann seine musikalische Karriere aber schon früher, 1986, als er mit Andreas Rieke die Band Terminal Team gründete. 1989 stießen Michael Beck und Thomas "D" Dürr dazu und man nannte sich fortan: Die Fantastischen Vier.Smudo blieb - zusammen mit Thomas D - Gründer, Kopf, Anführer und Aushängeschild der Bande, deren übrige zwei Mitglieder eher im Hintergrund bleiben. Dabei behauptet Schmidt von sich selbst, als Jugendlicher Minderwertigkeitskomplexe gehabt zu haben, weshalb er immer nett und zuvorkommend gewesen sei und Therapiestunden habe nehmen müssen. Der extra konsultierte Judo-Unterricht habe nicht geholfen: Er sei nur vermöbelt worden.Heute ist Smudo im Rennsport aktiv, besitzt eine Fluglizenz und engagiert sich gegen illegales CD-Kopieren und Nazis. Ein Hobby von damals hat er allerdings behalten: exzessives Computerspielen.2003: Smudo in Köln/Foto: dpa
Häuslich kann der inzwischen 41-Jährige Smudo auch sein: Von seiner Mutter erlernt hat er das Rezept "Bubespätzle", dem er auch heute noch gerne zur Anwendung verhilft. Bei Biolek wurde aber anderes gekocht.2002: Smudo bei "Alfredissimo"/Foto: dpa
Nicht nur als einer von "vier Fantastischen", sondern immer wieder auch als Solokünstler versucht sich der gebürtige Offenbacher: Unter anderem ware er schon bei den Kollegen Blumentopf und Fettes Brot musikalisch involviert. Zu den Hörbuchreihen "Fear and Loathing in Las Vegas" und "Laut gegen Nazis" hat er beigetragen. Innerhalb der Fanta 4 machte er sich mit dem Lied "Rudi" einen Namen.2009: Smudo auf den Wasen/Foto: ddp
Zwei Jahrzente lang sind er und seine smarten Stuttgarter Jungs nun also schon ein Quartett. Und leben seitdem - zusammen mit Manager Andreas "Bär" Läsker - nach eigenen Aussagen in "eheähnlichen Verhältnissen". Änderung? Keine in Sicht. Na dann: Rocken bis zur Rente. Viel Spaß!And. Ypsilon, Thomas D., Smudo und Hausmarke/Foto: ap