Erzählfestival:Rat' mal, wer zum Hören kommt

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Probesitzen auf der Couch in Stube Nummer Sieben: die Festivalleiterinnen Ines Honsel und Gabi Altenbach (von links). (Foto: Catherina Hess)

Neun Erzähler treten in neun Wohnzimmern auf. Neu hinzugekommen sind als Spielorte das Tams-Theater und der Stemmerhof

Von Barbara Hordych

Gespannt auf das, was da kommen mag, waren nicht nur die Besucher, die sich zum ersten Gute-Stube-Erzählfestival in privaten Wohnzimmern angemeldet hatten. Sondern auch die Gastgeber selbst. Zu denen gehörte vor zwei Jahren auch Sebastian Knözinger. Der Schauspieler hatte sein Wohnzimmer als "Gute Stube" für den Erzähler André Wülfing zur Verfügung gestellt. Und erwartete zwanzig Besucher, die den Erzählabend gebucht und erst mit der Reservierungsbestätigung seine Adresse erfahren hatten. "Um Viertel vor Acht klingelte es an der Tür und zwei Damen erschienen. Etwas schüchtern, aber sehr nett", erzählt er bei einem Besuch in seiner "Guten Stube". Ein wenig verlegen war auch er, "denn es ist schon komisch, Gäste zu erwarten, die man überhaupt nicht kennt". Die beiden Damen hätten sich dann in die Wohnung vorgewagt und waren voll des Lobes für die Altbauküche - die Küchenzeile in glitzerndem Chrom, der Boden in Rot - in die sie zunächst versehentlich hineinliefen. Knözinger führte sie dann weiter ins Wohnzimmer, gepflegtes Parkett, eine Regalwand voller Bücher, eine rote Couch. "Gerade kamen wir ins Gespräch, da klingelten schon die Nächsten", sagt Knözinger. Insgesamt sollten es dann an diesem Abend zwanzig Gäste werden.

Der Geschichtenabend gefiel ihm selbst so gut, dass er auch bei der zweiten Ausgabe des Festivals vom 11. bis 13. November wieder als einer von neun privaten Gastgebern fungiert. Neu hinzugekommen sind Angebote im TamS-Theater und im Ars Musica im Stemmerhof wie die Erzählabende für Erwachsene und die Nachmittagsveranstaltungen für Kinder. "Das Herzstück sind aber weiterhin die Guten Stuben", erklärt die Veranstalterin Ines Honsel. Die Wahlmünchnerin, die Schauspiel am Max-Reinhardt-Seminar in Wien und anschließend Theaterpädagogik an der Universität der Künste in Berlin studiert hat, will mit dem Festival die Tradition des Geschichtenerzählens in Küchen und Wohnzimmern - den "Guten Stuben" - wieder aufleben lassen. Das von der Stadt München bezuschusste, jetzt erweiterte Programm leitet sie gemeinsam mit Gabi Altenbach. Die hat ebenfalls ihre Ausbildung als Theaterpädagogin an der Hochschule der Künste in Berlin absolviert und ist in München als eine der drei "Schwestern Grimm" aktiv, die alle 200 Märchen der Brüder Grimm der Reihe nach frei erzählt haben.

Die neun mitwirkenden Erzähler tragen frei in ihrer jeweiligen Mundart vor, "die aber immer auch für Dialektunkundige verständlich ist", sagt Gabi Altenbach. Als Schweizer Urgestein steuere beispielsweise Jürg Steigmeier den helvetischen Zungenschlag bei; Katharina Ritter stamme aus dem Vorarlberg und beherrsche das Alemannische, André Wülfings Wurzeln lägen hörbar im Ruhrgebiet und der österreichische Bibliothekar Josef Mitschan bringe neben dem Wienerischen seine "zwei Susn" mit ins Spiel: Seine Frau und seine Tochter, beide heißen Susanne, begleiten ihn mit Gitarre und Trompete. "Wer einmal die konzentrierte und intime Erzählsituation erlebt hat, wird oft Fan dieses Formats", hat Honsel erlebt. Auf die Rückmeldung vieler Gäste hin, die an einem Abend gerne mehrere Erzähler und Stuben erlebt hätten, hat sie das Konzept jetzt variiert. Am Samstag Abend kann man nun zwei Erzähler in zwei Guten Stuben erleben. Die befinden sich in Untersendling, Schwabing, Neuhausen, der Au, im Westend und in Giesing. Stefan Knözinger ist übrigens Gastgeber der "Guten Stube 7", in der Jürg Steigmeier von unheimlichen Alpgeistern erzählt.

Gute-Stube-Erzählfestiva l, Fr. 11. bis So. 13. Nov., www.Gute-Stube-Erzaehlfestival.de

© SZ vom 10.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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