Das internationale Oriella PR-Netzwerk hat die Studie " European Digital Journalism" veröffentlicht. Die europaweite Untersuchung zeigt, wie die Digitalisierung der Medien die Arbeitsweise von Journalisten verändert und welche Auswirkungen die Wirtschaftskrise auf Medien und Journalismus hat. So glaubt ein Drittel der Studienteilnehmer, dass ihr traditioneller Medienkanal (Print, Radio oder TV) möglicherweise in absehbarer Zeit eingestellt wird. Bei 17,7 Prozent der Befragten wurden in den vergangenen Monaten bereits bestimmte Medienformate eingestellt. Bei weiteren 12 Prozent gibt es nur noch ein Online-Angebot.
Mittlerweile geben knapp 25 Prozent der befragten Journalisten an, dass das Online-Angebot der reichweitenstärkste Kanal sei. Wobei gut die Hälfte der Befragten keine tragfähigen Geschäftsmodelle für Online-Angebote sehen. Dass die digitalen Medienkanäle dennoch weiter auf dem Vormarsch sind, wird auch durch den hohen Anteil an Inhalten belegt, die speziell für Online-Angebote produziert wurden. 43 Prozent der Studienteilnehmer geben an, dass mindestens 60 Prozent der Inhalte nur noch online zu finden seien. Während die Online-Plattform nur noch für 9 Prozent ausschließlich der Zweitverwertung existierender Inhalte diene.
Das Berufsbild Journalist verändert sich
Von Journalisten wird heute jedoch nicht nur klassische Redaktionsarbeit erwartet: Blogging und Video-Berichte gehören bei fast der Hälfte der Befragten zum Redaktionsalltag, bei 47 Prozent Online-Video-Clips und bei 46 Prozent der Journalisten betreute Blogs. Twitter scheint bald schon zur Grundausstattung von Redaktionen zu zählen, wobei in Großbritannien fast 70 Prozent, in Deutschland hingegen nur ca. 26 Prozent redaktionelle Twitter-Kanäle betreiben.
Ähnlich groß sind die nationalen Unterschiede bei journalistischen Blogs in den Online-Angeboten der Medien (31 Prozent in Deutschland, 85 Prozent in UK). Obwohl europäische Publikationen ihre Inhalte vermehrt in neuen, digitalen Formaten anbieten, geben zwei Drittel der Befragungsteilnehmer an, keinerlei Training im Umgang mit den Neuen Medien erhalten zu haben. Für 40 Prozent der Befragungsteilnehmer bedeutet diese Entwicklung, dass sie deutlich mehr Inhalte produzieren müssen als bislang, bei einem guten Viertel auch längere Arbeitszeiten.
Interessanterweise geben - trotz Wirtschaftskrise, Auflagenschwund, Anpassungsdruck und Job-Unsicherheit - 84 Prozent der Journalisten an, dass sie zufrieden mit ihrer Arbeit seien. Überdies empfinden mehr als 39 Prozent der Befragten die Qualität ihres redaktionellen Outputs als hochwertiger. Während jeder fünfte eine Verschlechterung der journalistischen Qualität in seiner Redaktion sieht, erwartet hingegen die Hälfte der Befragten durch Ressourcenverknappung einen allgemeinen Qualitätsverlust.
Fast 60 Prozent der befragten Journalisten schätzen, dass die Zahl der Print-Medien deutlich abnehmen wird. Gut die Hälfte ist der Meinung, dass Social Media zu einer völlig neuen Medienlandschaft beitragen wird, wobei 40 Prozent auch zukünftig an die Bedeutung eingeführter Medienmarken glauben. Ebenso viele schätzen, dass auf der Suche nach Themen, Inhalten und Material die Abhängigkeit von der PR zunehmen wird. Nur 25 Prozent erwarten, dass die Zahl der Medien insgesamt zurückgehen wird.