Deutscher Alltag:Die jungen Hüpfer von Blau-Gelb

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Junge Männer bauen die meisten Autounfälle, denken dauernd an Geschlechtsverkehr und begeistern sich für seltsame Weltanschauungen. Nun führen sie auch die FDP an - doch bei Philipp Rösler ist alles anders.

Kurt Kister

Man muss wahrscheinlich die FDP sein, um auf die Idee zu kommen, ausgerechnet junge Männer könnten eine Krise lösen. Junge Männer bauen die meisten Autounfälle, denken dauernd an Geschlechtsverkehr und ziehen sich an, als seien sie Markenbotschafter für den Wertstoffhof der Gemeinde.

Licht aus, Spot an: der Medienandrang bei Philipp Rösler ist fast wie bei Take That. Aber nur fast. (Foto: dpa)

Junge Männer begeistern sich, wenn sie überhaupt rudimentär politisch denken, für seltsame Weltanschauungen, die ihnen in erster Linie die Gelegenheit geben müssen, mit Waffen herumzufuchteln und dabei Sonnenbrillen zu tragen. Wenn die Gesellschaft, in der sie leben, ihnen das nicht ermöglicht, dann müssen es mindestens riesige Kopfhörer sein. Junge Männer finden Mario Barth witzig und wenn sie ältere Männer werden, dann sehen sie entweder aus wie Dirk Bach oder Thilo Sarrazin.

Unter den jungen Männern gibt es noch eine besonders interessante Subspezies, nämlich die älteren Männer, die nicht aufhören wollen, junge Männer zu sein. Die trifft man entweder in Kitzbühel oder in Prenzlauer Berg, gerne auch in den Redaktionen von Zeitschriften und Magazinen oder auf jenen Partys, auf denen sie vor allem über solche Frauen lästern, die auch gerne noch jung wären.

Nun sind Frauen grundsätzlich gescheiter als Männer, in jedem Fall aber mit mehr emotionaler Intelligenz ausgestattet. Die nicht mehr jungen Frauen zum Beispiel kompensieren oft mit reifender Eleganz die bei längerem Leben deutlicheren Auswirkungen der Schwerkraft, wohingegen junge Altmänner zu enge Poloshirts tragen und auch mit 44 noch zu Musik tanzen, zu der sie schon mit 24 nicht mehr hätten tanzen sollen. Und: Schlimmer als betrunkene junge Männer sind nur betrunkene Männer, die sich für jung halten.

Wenn man selbst älter wird, neigt man dazu, immer ältere Männer für jung zu halten. Der FDP-Rösler zum Beispiel ist 38, und in diesem Alter war Alexander der Große schon fünf Jahre lang tot. Natürlich sieht Rösler so aus, als könne er auch 28 sein, was das Vorurteil erleichtert, dass so ein junger Hupfer doch keine Partei führen kann. Andererseits gehört Rösler zu jenen Männern, die nie im oben beschriebenen Sinne junge Männer waren. Wahrscheinlich hat er immer viel gelesen.

Ähnlich geht es einem bei Ursula von der Leyen, die, wäre sie keine Frau, auch nie ein junger Mann gewesen wäre. Dito der Bundespräsident Wulff, der trotz des Tattoos seiner Gattin ähnlich wild wirkt wie der frühere Mopedrocker Friedrich Merz, den Merkel von der Fahrbahn gedrängt hat. Und natürlich zählt Guido Westerwelle an führender Stelle zur Kohorte der nie alt werdenden jungen Männer, die aber nie jung waren. In diesem Sinne schließt sich mit Philipp Rösler ein Kreis.

© SZ vom 09.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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