David Hockney im Profil:Hightech-Provokateur als Eröffnungsredner der Buchmesse

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David Hockney im Jahr 2015 vor einem seiner Gemälde zum Thema "Malerei und Fotografie". (Foto: dpa)

Bei der Frankfurter Buchmesse hält in diesem Jahr statt einem Schriftsteller der britische Künstler David Hockney die Eröffnungsrede. Natürlich wird es darin um die Bedeutung der Technologie für die Kunst gehen.

Von Jörg Häntzschel

Sehr viele Bücher und sehr viele Menschen: Alles wird sein wie immer, wenn an diesem Dienstag in Frankfurt die Buchmesse eröffnet wird. Außer in Halle 4.1, wo die Kunstverlage ihre Stände haben.

Dort wird zum ersten Mal etwas stattfinden, was mit "The Arts +" wohl angemessen vage betitelt ist. Es soll ein "Treffpunkt der Kultur- und Kreativindustrie" werden, ein "Marktplatz für innovative Geschäftsmodelle zwischen Kunst und Technologie", ein bisschen Ted-Konferenz wohl also und ein bisschen Kunstmesse.

Doch der Messe ist diese Satellitenveranstaltung wichtig genug, um sie ganz in den Mittelpunkt zu stellen. Für die Eröffnungsrede hat sie statt eines Schriftstellers den britischen Künstler David Hockney eingeladen. Was der mit Büchern zu tun hat? Von ihm stammt das größte und schwerste Buch der ganzen Messe: "A Bigger Book", eine Monografie, die demnächst in limitierter Auflage im Verlag Taschen erscheint.

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Sie hat 600 Seiten, wiegt 35 Kilo und lässt sich im Flugzeug nicht als Handgepäck transportieren. Es ist das einzige Buch, das Taschen an seinem Stand zeigen wird.

Hockney wurde 1937 in Yorkshire geboren, wo der Himmel grau ist und das Leben ärmlich. Deshalb hielt es den angehenden Dandy dort nicht lange. Kaum hatte er im Londoner Royal College den Abschluss gemacht, entdeckte er in Los Angeles seine Welt: Sonne, Villen unter Palmen und gut aussehende Surfer, womit auch schon seine Lieblingssujets benannt sind. Kein anderer Künstler hat mehr Swimmingpools gemalt.

Hockney arbeitete immer figürlich, aber mit Pop-Sensibilität. Doch mit der Pop-Art eines Warhol oder Rosenquist, die zur selben Zeit in New York Furore machten mit ihren formalen Experimenten und ihren Referenzen aus Konsumkultur, Politik, Medien hatte er nichts zu tun. Ebenso wenig mit Subkultur, Drogen und Aids, den Themen, welche die Karrieren vieler Künstler seiner Generation bestimmten. Es ist, als sei Hockneys Idylle zwischen West Hollywood und Malibu von all dem verschont geblieben.

Schon 1985 experimentierte er mit digitalen Malprogrammen

Trotz seines Hangs zum Gefälligen, trotz seiner Überproduktion (er soll mehr als 2000 Bilder gemalt haben) suchte Hockney immer wieder nach der Reibung, die neue Instrumente, neue Techniken versprachen.

Anfang der Achtziger mündete sein Unbehagen an der Fotografie in große Polaroid-Collagen. 1985 experimentierte er mit digitalen Malprogrammen. Schon immer habe die Technologie die Kunst vorangebracht, so Hockney.

In seinem 2001 erschienenen Buch "Secret Knowledge" behauptet er sogar, der fotografische Stil der Renaissance-Künstler lasse sich damit erklären, dass sich diese beim Malen mit der Camera Obscura beholfen hätten.

Darum, so heißt es, soll es auch in seiner Rede gehen. Und natürlich um das iPad, das für ihn zur zweiten Leinwand geworden ist: Hunderte von Bildern hat er darauf geschaffen. Bücher lesen kann man damit auch.

© SZ vom 18.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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