Literatur:David Albahari ist tot

Der Autor David Albahari schrieb auch immer wieder über seine Krankheit Parkinson. (Foto: Jan Woitas/dpa)

David Albahari war einer der renommiertesten Autoren Serbiens. Seiner Heimat Belgrad blieb er, trotz Exils in Kanada, immer verbunden.

David Albahari galt als einer der renommiertesten Autoren Serbiens. 1948 wurde er in Peć im heutigen Kosovo geboren, stammte aus einer jüdischen Familie und wuchs im Belgrader Vorort Zemun auf. Er studierte Englisch und Literaturwissenschaft und wurde 1991 Vorsitzender des Verbandes der jüdischen Gemeinden Jugoslawiens. In dieser Rolle war er 1992 auch an der Evakuierung von Juden aus dem belagerten Sarajevo beteiligt. 1994 ging Albahari mit seiner Familie nach Kanada ins Exil und lebte in Calgary, kehrte aber in den vergangenen Jahren immer wieder nach Belgrad zurück.

Albahari übersetzte wichtige Autoren ins Serbische, zum Beispiel Vladimir Nabokov, Saul Bellow, Margaret Atwood, Thomas Pynchon oder John Updike. Er selbst veröffentlichte 14 Romane, 13 Kurzgeschichten-Sammlungen und fünf Essay-Bände. Darin schrieb er immer wieder über die Themen Familie und darüber, wie sich historische Ereignisse in persönlichen Erinnerungen und Schicksalen niederschlagen. Auf Deutsch erschienen von ihm unter anderen die Romane "Mutterland", "Götz und Meyer" und "Die Ohrfeige" sowie der Kurzgeschichtenband "Die Kuh ist ein einsames Tier".

David Albahari lebte viele Jahre lang mit der Diagnose Parkinson und thematisierte die Krankheit auch in seinem 2020 erschienenen Roman "Heute ist Mittwoch". Für diesen Roman erhielt er 2022 den Aleksandar Tišma International Literary Prize. Am 30. Juli 2023 ist David Albahari im Alter von 75 Jahren in Belgrad gestorben.

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