Das ist schön:Caspars Quittung

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Das ist schön: Ein Song in Dauerschleife beim Benefizsingen in St. Maximilian

Kolumne von Stefan Sommer

Nimmt man es genau, hätten nicht das ZDF, Johannes B. Kerner, Helene Fischer oder Oprah Winfrey, sondern die heiligen drei Könige das vorweihnachtliche Charity-Event erfunden. Caspar, Melchior und Balthasar - so die Legende - seien einem Stern nach Bethlehem gefolgt. Dort hätten sie vor 2019 Jahren einer jungen Familie milde Gaben überreicht. Mutter Maria, Adoptivvater Josef und das Neugeborene lebten zu dieser Zeit in prekären Verhältnissen und waren auf ihre Hilfe angewiesen. Bei genauerer Betrachtung der Weihnachtsgeschichte schließen jedoch sofort bürokratische Fragen an: haben Caspar, Melchior und Balthasar für ihre Spenden eine Spendenquittung erhalten? Kann man Gold, Weihrauch und Myrrhe von der Steuer absetzten? Wie hat das Finanzamt in Jerusalem auf den Schlamassel reagiert?

2019 Jahre später ist das alles klar geregelt, und das Spenden zum sozialen Event gewachsen. Vor allem in den hochemotionalen Tagen vor Weihnachten rufen Plakate, TV-Werbungen, Kettenbriefe und Instagram-Influencer dazu auf, zu teilen, den Ärmsten der Welt mit einer Gabe die Weihnachtstage zu verschönern - und sich selbst ein gutes Gewissen zu bescheren. Eine der schönsten Varianten, die Welt weniger ungerecht zu machen und sich selbst einen schönen Abend zu bereiten, ist die Aktion "Toto Total". Der Münchner Radiosender EgoFM und die St. Maximilianskirche laden am 22. Dezember zum zweiten Mal dazu ein, für vier Stunden Münchner Bands und Chören zu lauschen, die den Song "Africa" von Toto in Dauerschleife singen werden.

The Nice Nice, Umme Block, Kytes, Go Brazil und der Giesinger Bud Spenzer Heart Chor werden eigene Interpretationen des Klassikers von 1982 vorstellen. Die Erlöse des Abends gehen an die Hope-Kapstadt-Stiftung, die in Südafrika gegen Aids kämpft. Offen bleibt, ob Toto selbst auftreten werden. Aber wer weiß, es wäre nicht das erste Wunder in dieser Jahreszeit. Wenn drei Männer aus dem Morgenland einem Stern folgen und einen König finden, wäre es doch schön, wenn sechs Männer aus Los Angeles mit Google Maps eine Kirche im Glockenbachviertel ausfindig machten.

© SZ vom 21.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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