Schauspieler Daniel Brühl:Kölsche Jung und Kosmopolit

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Auf dem Sprung zur Weltkarriere: Daniel Brühl bei einem Pressetermin für "Rush". (Foto: AFP)

Auf dem Sprung zur Weltkarriere: Mit seinen neuen Rollen als österreichischer Formel-1-Fahrer Niki Lauda und ehemaliger Wikileaks-Sprecher Daniel Domscheit-Berg könnte sich Daniel Brühl von seinem braven Image befreien. Der 35-Jährige scheint wie geschaffen für eine neue Ära des internationalen Erzählens.

Von Tobias Kniebe

Listig glimmende Äuglein, oft misstrauisch zusammengekniffen, Hasenzähne, ein schneidender österreichischer Akzent - die Fans werden Daniel Brühl, 35, in seiner neuesten Kinorolle kaum wiedererkennen.

In Ron Howards "Rush", einer britisch-amerikanischen Hommage an die Formel-1-Legenden der Siebzigerjahre, spielt er Niki Lauda - und beeindruckte sogar das reale Vorbild mit einer kompromisslosen, ungeschönten und gerade deshalb faszinierenden Darstellung.

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Im Kinofilm "Rush" spielt Daniel Brühl den Rennfahrer Niki Lauda - ein Gespräch mit den beiden über die Grauzonen des Lebens und ihr sehr unterschiedliches Temperament.

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Der Film, der bereits für diverse Oscarnominierungen gehandelt wird, startet am Donnerstag in den deutschen Kinos - Ende Oktober aber folgt für Brühl bereits der nächste Streich. Da spielt er in Bill Condons "Inside Wikileaks" schon wieder eine Person der Zeitgeschichte. Als Hacker Daniel Domscheit-Berg wird er erst der engste Vertraute des Wikileaks-Gründers Julian Assange, und dann, nach einem Streit um die Veröffentlichung der Kriegsdokumente zu Afghanistan, dessen größter Feind. Assange ist der charismatische, unbeherrschte Visionär - Brühl aber behauptet sich als stilles moralisches Gegengewicht.

Diese beiden Filme markieren nicht nur einen Einschnitt in Brühls Karriere, dem internationale Hauptrollen nun endgültig offenstehen. Hollywoods Filmemacher finden ihre Geschichten mehr denn je auch außerhalb der USA - und Brühl scheint wie geschaffen zu sein für diese neue Ära des internationalen Erzählens.

Der Sohn einer Spanierin und eines Deutschen wurde 1978 in Barcelona geboren. Die Familie zog kurz nach seiner Geburt nach Köln, wo sein Vater Hanno Brühl als Fernsehregisseur arbeitete. Im Wesentlichen betrachtet sich Brühl als kölsche Jung - mutiert aber, wenn er in Spanien ist und in spanischen Filmen mitspielt, auch umstandslos zum Katalanen. Für seine Rolle des katalanischen Anarchisten Salvador Puig Antich etwa war er 2007 bereits für den spanischen Filmpreis Goya nominiert.

Diese Seite kennt sein deutsches Publikum weniger, das ihn vor allem mit dem Millionenerfolg "Good Bye, Lenin!" verbindet. Als treu sorgender DDR-Sprössling, der seiner Mutter jede Nachricht vom Untergang des Kommunismus ersparen wollte, wurde er 2003 der ideale Schwiegersohn der Nation - und tat sich in den Folgejahren schwer, dieses brave Image wieder loszuwerden.

Endgültig und spektakulär gelang das dann 2009, als ihn Quentin Tarantino für seine Holocaust-Rachephantasie "Inglourious Basterds" besetzte - als deutschen Mustersoldaten, der auch noch perfekt Französisch spricht, dann aber eine sehr sinistre Seite offenbart.

Jetzt könnte Brühl der Sprung gelingen, sich sogar von Rollen mit deutschsprachigem Hintergrund zu emanzipieren. Sein bislang letzter Regisseur Condon sieht ihn bereits "eher als Europäer", und die New York Times schreibt zwar den Umlaut seines Namens korrekt auf Deutsch - nennt ihn aber bereits "den kosmopolitischen Mr. Brühl".

© SZ vom 01.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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