Die Reaktion der Cartoonisten auf 9/11 ist widersprüchlich: Die einen schufen den "kritischen Patrioten", für andere ist Selbstjustiz und Gnadenlosigkeit die Lösung. Spider Man steht fassungslos an Ground Zero. 1. Die amerikanische Comicbranche konnte erst drei Monate nach den Anschlägen vom 11. September 2001 angemessen auf die Ereignisse reagieren. Doch auch nach dieser Zeit spiegelte Spider Mans Reaktion den Schrecken und die Fassungslosigkeit wider.
Unfähig die Anschläge auf das World Trade Center zu verhindern, reihten sich die amerikanischen Superhelden reumütig hinter den Hilfskräften ein.
Früher amerikanisches Aushängeschild und personifizierte Propagandamaschine, steht Captain America inzwischen stellvertretend für den kritischen Patrioten. In der Marvel Comicreihe "Civil War" führte er das Lager der regierungskritischen Superhelden an.
Am Ende der Serie musste der Ausnahmepatriot sterben, um die Parteien zu versöhnen.
Die einfache Lösung für komplexe Probleme wird im Comic "Kick Ass" gesucht: Brutale Selbstjustiz tritt an die Stelle der noblen Gerechtigkeitskämpfer.
Der legendäre Comickünstler Frank Miller ("300", "Sin City") schaut verbittert in Zukunft.
Mit aller Brutalität gehen die Figuren in Millers Comic "Holy Terror" gegen das ausgewählte Feindbild vor.
So grafisch brillant seine Comics auch sein mögen, der Beigeschmack von moralischer Ambivalenz bleibt.
Zehn Jahre Arbeit stecken in der Graphic Novel, die pünktlich zum 10. Jahrestag der Terroranschläge erscheinen soll.