22 international zum Teil mit großer Spannung erwartete Filme im Wettbewerb, neun prominente Jury-Mitglieder, unzählige Stars: Das Filmfestival von Cannes will auch in diesem Jahr seinen Ruf als Höhepunkt des Kinojahrs verteidigen. Doch nicht alle wollen die Fassade mitpolieren. Ein kleines "Who's who" in Bildern. Sind Frauen etwa nur dafür gut, um hübsch über den Roten Teppich zu schweben und die Gala-Feiern zu schmücken? So sieht die Realität aus, behaupten drei französische Künstlerinnen. Angesichts des Wettbewerbs, in dem alle 22 Beiträge von männlichen Regisseuren stammen, haben Fanny Cottençon, Virginie Despentes und Coline Serreau im Vorfeld des Festivals in einem offenen Brief in Le Monde und auch auf Englisch im Guardian ihrem Unmut Luft gemacht - in Cannes zeigten die Frauen ihre Gesichter und die Männer währenddessen ihre Filme, so ihr bitteres Resumee. In der Tat führt auch in diesem Jahr wieder eine Frau durch die Zeremonien eines Wettbewerbs, der von Männern über 60 geprägt ist: Schauspielerin Berenice Bejo, bekannt aus The Artist, hier bei einem ersten Fototermin am Dienstag in Cannes.
Cannes 2012
Festivalleiter Thierry Frémaux und Direktor Gilles Jacob
Sie werden Vorwürfe der Einseitigkeit und des Männerklüngels nicht gerne hören: Festivalleiter Thierry Frémaux und Direktor Gilles Jacob (zu sehen im April vor dem offiziellen Festivalplakat). Frémaux selbst verbat sich bereits eine Quotendiskussion. Er sieht Cannes als Balance-Akt, das Festival müsse "neuen Ideen gegenüber offen sein und gleichzeitig natürlich seiner Geschichte treu bleiben". Letzteres müsste 2012 sicherlich gewährleistet sein - sind doch viele der geladenen Filmemacher alte Bekannte, die schon in früheren Jahren an der Côte d'Azur zu Gast waren, und die oft auch mit Preisen nach Hause fahren konnten. Wer in diesem Jahr mit der Goldenen Palme geehrt wird ...
Cannes 2012
Die Jury 2012
... entscheiden diese neun Personen: Regisseurin Andrea Arnold, Schauspieler Ewan McGregor und seine Kollegin Hiam Abbass, der Juryvorsitzende Nanni Moretti, Schauspielerin Emmanuelle Devos, Modedesigner Jean-Paul Gautier, Schauspielerin Diane Kruger, Regisseur und Drehbuchautor Raoul Peck sowie Regisseur Alexander Payne.
Cannes 2012
Der Eröffnungsfilm: "Moonrise Kingdom" von Wes Anderson
Am 16. Mai eröffnet die Tragikomödie "Moonrise Kingdom" des Regisseurs Wes Anderson den Wettbewerb von Cannes. Gleich der erste Film wimmelt nur so von Stars: Bill Murray als Mr. Bishop, Frances McDormand (links im Bild) als dessen Frau, Edward Norton als Pfadfinder Ward und Bruce Willis (rechts) als Captain Sharp.
Cannes 2012
Tilda Swinton in "Moonrise Kingdom" von Wes Anderson
Auch Tilda Swinton, Exzentrikerin vom Dienst, ist im Eröffnungsfilm "Moonrise Kingdom" zu sehen.
Cannes 2012
Marion Cotillard in "Rust and Bone" von Jacques Audiard
Die französische Oscarpreisträgerin Marion Cotillard (hier im Mai in New York) ist beim Festival mit dem Film "Rust and Bone" des Regisseurs Jacques Audiard vertreten. Das Drama dürfte vielen Zuschauern an die Substanz gehen - es erzählt die Liebesgeschichte einer Frau, die durch einen Unfall ihre Beine verloren hat.
Cannes 2012
Brad Pitt in "Killing Them Softly" von Andrew Dominik
Von den Paparazzi sehnsüchtig auf dem roten Teppich erwartet werden einmal mehr Glamour-Paar Brad Pitt und Angelina Jolie. Superstar Pitt spielt zum zweiten Mal (nach "Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford") in einem Film des Australiers Andrew Dominik, im Gangsterstück "Killing Them Softly". Während Angelina Jolie dieses Mal nur als Begleitung an die Croisette kommen kann, ...
Cannes 2012
Kristen Stewart in "On the Road" und Robert Pattinson in "Cosmopolis"
... hat dieses Hollywood-Paar jeweils eigene Filme im Gepäck. Berühmt-berüchtigt aus der Vampir-Saga "Twilight", wollen Kristen Stewart und Robert Pattinson in Cannes offenbar ihre künstlerische Seite zeigen. Kristen Stewart in der langerwarteten Verfilmung des Beat-Romans "On the Road" von Jack Kerouac (Regie Walter Salles), ihr Freund Robert Pattinson ...
Cannes 2012
"Cosmopolis" von David Cronenberg
... in David Cronenbergs Film "Cosmopolis", der auf einem Roman von Don DeLillo basiert. Im Mittelpunkt der Handlung: Ein Banker, inmitten von Occupy-artigen Protesten an einem Chaostag in Manhattan. Im Bild: Regisseur David Cronenberg.
Cannes 2012
Nicole Kidman in "Paperboy" von Lee Daniels
Nicole Kidman - im Bild am Set des für 2013 angekündigten Films "The Railway Man" - ist im Wettbewerb an der Seite von Matthew McConaughey und Zac Efron zu sehen. Unter der Regie von Lee Daniels ("Precious") wird im Wettbewerbsbeitrag "Paperboy" die Geschichte eines Mordes im Florida der 1960er erzählt.
Cannes 2012
"L'Amour" von Michael Haneke
Ja, Cannes 2012 ist ein Fest der alten Bekannten. Auch der österreichische Regisseur Michael Haneke kennt sich aus an der Croisette - 2009 posierte er mit der Goldenen Palme, die er für seinen Film "Das weiße Band" erhalten hatte. In diesem Jahr präsentiert er eine Liebesgeschichte im Kontext von Alter, Demenz und Tod: "L'Amour", mit der französischen Schauspiellegende Isabelle Huppert. Die ist gleich noch mit einem zweiten Film im Wettbewerb vertreten, nämlich mit "In Another Country" des koreanischen Regisseurs Hong Sang-Soo. Österreich ist in diesem Jahr durch Ulrich Seidl ein weiteres Mal im Wettbewerb vertreten. Auch er ist an der Croisette kein Unbekannter - vor fünf Jahren bewarb er sich mit "Import Export" um die Goldene Palme.
Cannes 2012
"Angel's Share" von Ken Loach
Auch Ken Loach hat schon eine Goldene Palme im Schrank: 2006 wurde sein Film "The Wind That Shakes The Barley" von der Jury ausgezeichnet - nicht der einzige Preis, den der Brite an der Mittelmeerküste bereits abgeräumt hat. Bei der 65. Ausgabe versucht er es mit "Angel's Share", einer Komödie im Whiskeykenner-Milieu.
Cannes 2012
Fatih Akins "Müll im Garten Eden"
"Müll im Garten Eden" läuft in Cannes außer Konkurrenz. Der in Hamburg lebende Regisseur Fatih Akin zeigt den Kampf eines türkischen Dorfes gegen eine Abfalldeponie, hier im Bild zu sehen bei den Dreharbeiten. Somit ist beim 65. Festival an der Croisette alles geboten: von Glamour über Sozialkritik bis zum Abstecher auf die Müllkippen. Was am Ende von Jury, Kritikern und Publikum am meisten belohnt wird, bleibt abzuwarten.