Die rheinische Tanzszene ist in Bewegung. Der Choreograf Richard Siegal und sein "Ballet of Difference" (BoD) werden ab Mitte 2024 auf der Straße stehen. Das Engagement in Köln läuft aus, das wird das Ende der international renommierten Truppe bedeuten - und die Stadt steht einmal mehr vor einem kulturpolitischen Totalschaden. Auch das Land NRW sieht sich düpiert, hat es doch Siegals erfolgreiche Kompanie mit fast einer Million alimentiert. Mehr Gespür beweisen die Nachbarkommunen Düsseldorf und Duisburg: Sie installieren, als Nachfolger für Demis Volpi, am gemeinsam betriebenen Ballett am Rhein eine zukunftsweisende Doppelspitze. Bridget Breiner und Raphaël Coumes-Marquet übernehmen die Leitung zur Saison 2024/25 - sie als Chefchoreografin, er als Ballettdirektor.
Breiner, seit 2019 Direktorin des Badischen Staatsballetts in Karlsruhe, hat zuletzt mit einer "Maria Stuart"-Inszenierung ihr Erzähltalent bewiesen. Ausgebildet an der Münchner Heinz-Bosl-Stiftung, gehörte die Amerikanerin dem Bayerischen Staatsballett, ab 1996 dem Stuttgarter Ballett als Erste Solistin an. Seit 2005 auch choreografisch tätig, übernahm Breiner 2012 das Ballett des Musiktheaters im Revier, Gelsenkirchen, wo sie teils hochpolitische Stoffe wie Leben und Sterben der Malerin Charlotte Salomon auf die Bühne brachte. Raphaël Coumes-Marquet kommt aus der Schule der Pariser Oper und hat sich als herausragender Solist an der Dresdner Semperoper profiliert. Leitungserfahrung besitzt er nicht, dafür ist er in der Ballettwelt gut vernetzt. Ein Tandem, trotz des Scheiterns des Berliner Doppels Waltz/Öhman - auch im klassischen Tanz ist statt autokratischer Strukturen Teamarbeit gefragt.