Beuys-Jahr 2021:Hier gibt es dieses Jahr Beuys zu sehen

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In Düsseldorf treten in der Ausstellung "Jeder Mensch ist ein Künstler" Werke von zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern (hier: ein Werk von Phyllida Barlow) mit Beuys in Dialog. (Foto: Marcel Kusch/dpa)

Zum 100. Geburtstag widmen verschiedene Städte dem Aktionskünstler Ausstellungen. Ein Veranstaltungskalender.

Stuttgart

"Joseph Beuys. Der Raumkurator"

Staatsgalerie Stuttgart

26. März bis 18. Juli 2021

Die Stuttgarter Staatsgalerie widmet sich Joseph Beuys im Jubiläumsjahr mit einer Ausstellung unter dem Titel "Joseph Beuys. Der Raumkurator". Im Mittelpunkt steht die Geschichte des dortigen Beuys-Raums, der 1984 vom Künstler eingerichtet wurde und bis heut unverändert blieb, mit Fotografien, Filmen und Objekten. Zu sehen sind eine Vitrine mit Objekten aus den Jahren 1949-1972, zwei kleine Plastiken - "Kreuzigung" (1962-63) und "Friedenshase" (1982) - und die beiden großen Installationen "Plastischer Fuß Elastischer Fuß" (1969-86) und "dernier espace avec introspecteur" (1964-1982). Außerdem integrierte Beuys noch eine Arbeit des Künstlers Andy Warhol (1928-1987) als einziges Werk von fremder Hand.

100. Geburtstag von Joseph Beuys
:Mehr Staudenpflanze als Schamane

Beuys schuf die Grundlage für die aktivistische Kunst von heute. Es ist ein Jammer, dass die Ausstellungen, die sein Werk jetzt zeigen, wohl gleich wieder schließen müssen.

Von Catrin Lorch

Düsseldorf

"Jeder Mensch ist ein Künstler"

K20 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen

27. März bis 15. August 2021

Die Ausstellung bietet einen Einblick in das kosmopolitische Denken von Joseph Beuys, wie es sich in seinen Aktionen manifestiert. In der Ausstellung treten zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler neben Vertreterinnen und Vertretern aus den unterschiedlichsten Bereichen der Gesellschaft mit Beuys in einen vielschichtigen Dialog.

Düsseldorf

"Mataré + Beuys + Immendorff"

Akademie-Galerie - Die Neue Sammlung

27. März bis 20. Juni 2021

Die Ausstellung präsentiert und analysiert anhand von frühen Zeichnungen, Plastiken und Holzschnitten Nähe und Distanz der künstlerischen Wurzeln von Mataré und Beuys. Die Begegnung der Werke von Lehrer und Schüler lassen ästhetische Gemeinsamkeiten und Parallelen im Spirituellen beider Künstler erkennen. Zudem zeigt ein Raum Werke von Jörg Immendorff. Diese Arbeiten des "Beuys-Ritters" und späteren Professors an der Kunstakademie sind wiederum Reflexionen über den Lehrer Beuys und dessen charismatische Künstlerpersönlichkeit.

Krefeld

"Kunst = Mensch"

Kunstmuseen Krefeld, Kaiser Wilhelm Museum

28. März bis 1. August 2021

Als einziges Haus in Nordrhein-Westfalen besitzt das Kaiser Wilhelm Museum ein Raumensemble von Joseph Beuys, das so erhalten ist, wie der Künstler es zu Lebzeiten eingerichtet hat. Die Kunstmuseen Krefeld zeigen ergänzend zu den fest installierten Beuys-Räumen eine Präsentation von weiteren Werken und Dokumenten des Künstlers aus eigenem Bestand, deren Mittelpunkt der Vortrag "Kunst = Mensch" bildet, den Beuys anlässlich der Erwerbung des Hauptwerks "Barraque D'Dull Odde" hielt und den er später zur Aktion erklärte.

Wuppertal

"Joseph Beuys. Perpetual Motion"

Skulpturenpark Waldfrieden, Cragg Foundation

28. März bis 20. Juni 2021

Cragg hat über 20 Exponate aus den Sammlungen wichtiger Wegbegleiter des Künstlers für eine Ausstellung ausgewählt. Ergänzt von einer Vortragsreihe, geben sie Anlass zu einer engagierten Neubefragung des Werks. Die Arbeiten vernetzen sich untereinander dialogisch und sind im Beuys'schen Sinne eine Batterie zur Speicherung von Energie, ein Reservoir an Potenzial und Ideen.

Bedburg-Hau

"Joseph Beuys und die Schamanen"

Museum Schloss Moyland

2. Mai bis 29. August 2021

Die ethnologische Darstellung vermittelt ein Grundverständnis vom historischen und zeitgenössischen Schamanismus, von schamanischen Lebenswelten, auf die Beuys sich in vielfältiger Weise bezogen hat. Ergänzend werden zeitgenössische Positionen gezeigt, unter anderem von Marcus Coates, Lili Fischer, Anatol Donkan und Igor Sacharow-Ross. Sie beleuchten beispielhaft die Relevanz des schamanischen Themenfeldes für den gegenwärtigen künstlerischen, auch auf Gesellschaft und Ökologie bezogenen Diskurs.

Leverkusen

"Der Katalysator"

Museum Morsbroich

2. Mai bis 29. August 2021

Joseph Beuys' "Straßenaktion" von 1971 in Köln schloss sich den Forderungen einer jungen Generation an, die selbstbewusst die Öffnung der Gesellschaft einforderte. Auch fünfzig Jahre später ist diese Idee aktuell. Die Ausstellung "Der Katalysator" untersucht daher, ob und wie in unserer heutigen Situation, die sich durch globale Komplexität und Digitalisierung auszeichnet, Wege des politischen Miteinanders entwickelt werden können, ja, ob demokratische Werte an sich unumstößlich sind? Diese Fragen werden anhand von zeitgenössischen künstlerischen Positionen beleuchtet.

Bergisch-Gladbach

"Leere Kisten als plastisches Thema bei Joseph Beuys"

Kunstmuseum Villa Zanders

7. Mai bis 8. August 2021

Die Ausstellung gibt Einblick in die Entstehungsgeschichte und Variationen des Multiples - eine kleine Kiste aus Fichtenholz, die von Beuys innen mit dem Wort "Intuition" und zwei waagerechten Strichen versehen, rückseitig signiert und datiert wurde - z.B. durch Künstler wie Mauricio Kagel und Alfonso Hüppi. Darüber hinaus soll das plastische Thema der "leeren Kiste" bei Joseph Beuys untersucht werden. Von der "gummierten Kiste" (1957) über die "mit Schwefel überzogene Zinkkiste (tamponierte Ecke)" (1970) bis zur Grafikserie "wandernde Kiste" (1980) zieht es sich durch sein Werk. Beuys selbst hat es zu seiner Lebenskrise Mitte der 1950er-Jahre in Beziehung gesetzt.

Essen

"Die unsichtbare Skulptur"

Stiftung Zollverein/Ruhr Museum, Unesco-Welterbe Zollverein, Halle 8

10. Mai bis 26. September 2021

Die Ausstellung auf dem Unesco-Welterbe Zollverein zeigt die gesellschaftspolitische Dimension im Werk von Joseph Beuys und verhandelt deren Bedeutung für Gegenwart und Zukunft. Im Rahmen der globalen ökologischen und demokratietheoretischen Diskussion wirft "Die unsichtbare Skulptur" einen neuen Blick auf sein Schaffen und setzt einen Gegenpol zur Historisierung und Kanonisierung des Werks von Joseph Beuys. Die Präsentation von vielfach unveröffentlichten Materialien in Gegenüberstellung mit zentralen Arbeiten soll die Debatte um die Bedeutung seines Œuvres neu entfachen.

Mönchengladbach

"Institutionskritik"

Museum Abteiberg

3. Juni bis 24. Oktober 2021

Der Beitrag besteht aus einer eingeladenen Einzelausstellung und einer Archivausstellung. Die Einzelausstellung präsentiert Werke der in London lebenden Künstlerin Ghislaine Leung, beauftragt vom Museum Abteiberg und produziert in den Jahren 2020 und 2021. Die gleichzeitig stattfindende Archivausstellung zeigt Dokumente von Joseph Beuys aus der Sammlung und dem Archiv Andersch im Museum Abteiberg mit Materialien zu FLUXUS und benachbarten Künsten aus den 1960er- bis 1980er-Jahren.

Berlin

"Von der Sprache aus"

Berliner Museum für Gegenwart im Hamburger Bahnhof

13. Juni bis 19. September 2021

25 Werke des Künstlers sollen in der Sonderausstellung der Staatlichen Museen zu Berlin zu sehen sein. Im Mittelpunkt steht dabei die Sprache. Gezeigt werden Skulpturen, Zeichnungen, Installationen, Filme, Plakate und Dokumente aus den Beständen der Nationalgalerie, der Sammlung Marx, des Kupferstichkabinetts und der Kunstbibliothek. Anhand der ausgestellten Werke aus den Jahren 1945 bis 1985 verfolgt die Ausstellung Beuys' Auseinandersetzung mit Sprache, "die vom Schweigen bis zur stundenlangen Diskussion, von animalisch klingenden Lauten bis zu präzisen Begriffserörterungen und verrätselten Schriften reicht".

Kleve

"Intuition!"

Museum Kurhaus Kleve

19. Juni bis 3. Oktober 2021

Die Ausstellung "Intuition! Dimensionen des Frühwerks von Joseph Beuys 1946-1961" untersucht den Zeitraum seit der Rückkehr des 24-jährigen Joseph Beuys aus dem Krieg nach Kleve bis zum Beginn seiner Professur an der Kunstakademie Düsseldorf 1961. In dieser "Inkubationszeit" bilden sich werkrelevante Themenkreise heraus, die im Sinne räumlicher Essays die Ausstellung strukturieren. Ziel ist dabei weder lokale Heiligenverehrung noch der Sockelsturz durch Spätgeborene. Vielmehr werden die Einflüsse, Anregungen und Zäsuren aufgezeigt, die die Entwicklung des Künstlers vom "sensitiven Traditionalisten" hin zum "visionären Sozialplastiker" ermöglicht haben.

Bonn

"Beuys — Lehmbruck"

Bundeskunsthalle, in Kooperation mit dem Lehmbruck Museum Duisburg

25. Juni bis 1. November 2021

Die Ausstellung versammelt eine Reihe von Schlüsselwerken von Beuys und richtet den Blick gleichzeitig auf die wichtigsten Skulpturen Wilhelm Lehmbrucks. Dabei sucht sie jedoch nicht nach formaler oder stilistischer Nähe, sondern rückt eine zentrale Frage in den Fokus: Welches revolutionäre Potenzial birgt die Kunst in ihrem jeweiligen zeitlichen Kontext?

Duisburg

"Lehmbruck — Beuys"

Lehmbruck Museum, in Kooperation mit der Bundeskunsthalle Bonn

26. Juni bis 17. Oktober 2021

Unter dem Leitspruch "Alles ist Skulptur" widmet sich die Ausstellung der besonderen Beziehung zweier der bedeutendsten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts - Beuys und Lehmbruck. "Skulptur ist das Wesen der Dinge, das Wesen der Natur, das, was ewig menschlich ist", diese Einsicht Lehmbrucks nimmt Beuys zum Ausgangspunkt seiner Sozialen Plastik - einer Idee, mit der er die Kunst des 20. Jahrhunderts revolutionieren wird.

Dortmund

"Revolution Beuys"

Museum Ostwall im Dortmunder U

13. August bis 17. Oktober 2021

Das kollaborative Ausstellungsprojekt versammelt Objekte und Fragestellungen zu einem Setting aus politischer Aktion und Reaktion. Es diskutiert historische, gegenwärtige und zukünftige Prozesse gesellschaftlicher Interaktion, Aktivismusformen und Menschenbildannahmen. Das Projekt codiert den Ausstellungsraum zum Gesellschaftslabor und zum Ort einer "permanenten Konferenz" und ermöglicht so den Besucher eine kritische Diskussion zwischen Objekten und Konzepten und den von Beuys besetzten Themen.

Wuppertal

"Aus der Zeit gerissen"

Von der Heydt-Museum

19. September 2021 bis 9. Januar 2022

Anknüpfend an das "24-Stunden-Happening", das 1965 in der Galerie Parnass in Wuppertal stattfand, präsentiert die Ausstellung Fotografien von Ute Klophaus (1940-2010), in denen die Aktionen von Beuys festgehalten sind. Ihre Arbeiten zeigen aus dem Fluss der Zeit "herausgerissene Momente" der performativen Kunst von Beuys. Die Ausstellung basiert auf den reichen Beständen an Klophaus-Fotos der Sammlung Lothar Schirmer, München. Die Begegnung mit Beuys prägte Ute Klophaus weitere Entwicklung. Über zwanzig Jahre fotografierte sie ihn und sein Werk. Dabei entwickelte sie die Fähigkeit, über das Visuelle hinausgehende Wahrnehmungen sichtbar zu machen.

Bonn

"Passierschein in die Zukunft"

Kunstmuseum Bonn

7. Oktober 2021 bis 9. Januar 2022

Zwischen 1965 und 1986 schuf Beuys 556 Multiples, von denen sich über 400 in der Sammlung des Kunstmuseum Bonn befinden. Es handelt sich um Tüten mit getrocknetem Hasenblut ebenso wie politische Manifeste, Arbeiten, die sein Denken und seine Kunst spiegeln. Die Ausstellung schöpft aus den Bonner Multiples und verbindet sie thematisch mit aktuellen künstlerischen Positionen.

Krefeld

"Beuys und Duchamp"

Kunstmuseen Krefeld, Kaiser Wilhelm Museum

8. Oktober 2021 bis 16. Januar 2022

Erstmals wird mit dieser Ausstellung in großem Umfang das Werk von Joseph Beuys dem Œuvre von Marcel Duchamp (1887-1968) gegenübergestellt. Die Bezüge und Verbindungen zwischen den Künstlern reichen tief und berühren sich bei aller Unterschiedlichkeit der künstlerischen Lösungen in einer Vielzahl von Themen und Aspekten. Dabei wird der Blick kein rein retrospektiver sein, sondern das zukunftweisende Potenzial der radikalen, interdisziplinären Strategien beider Künstler aus heutiger Sicht neu beleuchten. Gerade im Dialog der beiden Protagonisten stellen sich grundsätzliche Fragen nach der Rolle der Kunst in Alltag und Gesellschaft.

Dortmund

"Technoschamanismus"

Hartware MedienKunstVerein (HMKV)

9. Oktober 2021 bis 6. März 2022

Ausgehend von der Figur des Schamanen, die Joseph Beuys Zeit seines Lebens kultivierte, widmet sich die Ausstellung aktuellen "technoschamanistischen" künstlerischen Positionen. Diese verstehen Schamanismus nicht nur selbst als Technologie, sondern suchen nach schamanischen Kräften mittels des Einsatzes von Technologie. Zahlreiche der von Beuys so ikonisch eingesetzten Tropen zur Heilung und Verwandlung der Gesellschaft, zur Kultivierung eines spirituellen Zugangs zur Umwelt, zur Überwindung der Macht wie der Logik des Kapitals werden von zeitgenössischen Künstlern eingesetzt. Auf diese Weise aktualisieren sie Beuys' Strategien und Fragestellungen für das digitale Zeitalter.

Düsseldorf

"Wer nicht denken will fliegt [sich selbst] raus"

Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf

28. Oktober 2021 bis 20. Januar 2022

Die Ausstellung "Wer nicht denken will fliegt [sich selbst] raus" im Foyer der Universitäts- und Landesbibliothek der Heinrich-Heine-Universität stellt Joseph Beuys' Boxkampf für die direkte Demokratie durch Volksabstimmung in den Mittelpunkt. In vier Runden steigen die Besucher im Ausstellungsrundgang gedanklich mit dem Künstler und Denker Beuys in den Ring. Analogien zwischen dem Boxsport und Beuys' lebenslangem Kampf werden anhand zentraler Boxbegriffe und ausgewählter Objekte, darunter Bestände der Sammlung der Universitäts- und Landesbibliothek, untersucht und entwickeln eine neue Perspektive auf das Schaffen eines der wichtigsten Künstler des 20. Jahrhunderts.

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