Unterhalten sich zwei Frauen über etwas anderes als einen Mann. Was klingt wie der Anfang eines Witzes, ist eigentlich schon die ganze Pointe. Jedenfalls in Hollywood, wo es die große Ausnahme ist, dass eine Frau die Hauptrolle in einem Blockbuster spielt. Wo es eine noch größere Ausnahme ist, dass neben ihr noch eine weitere Frau einen wichtigen Part übernimmt. Und wo es so gut wie ausgeschlossen ist, dass die beiden einen echten Dialog miteinander führen, der sich nicht um einen Mann dreht.
Die Autorin und Comiczeichnerin Alison Bechdel hat diese drei Kriterien 1985 entworfen, um die sexistischen Muster in Hollywoodfilmen zu entlarven. Der nach ihr benannte "Bechdel-Test" wird seither gern benutzt, um immer mal wieder zu überprüfen, wie weit die Gleichberechtigung im Film gekommen ist. Die Antwort: Nicht extrem weit. Zwischen 2010 und 2014 haben immerhin 63 Prozent von 1500 untersuchten Filmen den Test bestanden. Aber Riesen-Blockbuster wie "Avatar" und der komplette "Herr der Ringe" fielen durch. Genau wie die ersten drei Teile der "Star Wars"-Saga. Außer Leia haben die wenigen weiblichen Figuren in drei Filmen nur insgesamt 63 Sekunden Sprechzeit.
"Das Erwachen der Macht":"Star Wars": Lichtschwertübergabe gelungen
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Natürlich ist der Bechdel-Test kein zuverlässiger Test für sexismusfreie oder gar feministische Filme. Schon allein deshalb nicht, weil es egal ist, worüber die Frauen in ihrem gemeinsamen Dialog reden. Ein Film, in dem sich zwei Freundinnen zwei Stunden lang über Schminke unterhalten, würde den Test bestehen, aber den Zuschauern trotzdem kein besonders komplexes Frauenbild vermitteln. Trotzdem: Er ist in seiner Schlichtheit eine schöne Methode, auf den Sexismus in der Filmindustrie hinzuweisen. Das Center for the Study of Women in Television and Film der San Diego State University hat für die USA in den 100 kommerziell erfolgreichsten Filmen nachgezählt: Nur zwölf Prozent aller Protagonisten waren Frauen und nur ein Drittel der Sprechrollen in Filmen war weiblich besetzt.
Rey fliegt irre Manöver mit dem Millennium Falken
In "Star Wars - Das Erwachen der Macht" ist das nun anders. Der Film habe - neben seinen vielen anderen Qualitäten - den Test bestanden, schrieb Rebecca Keegan, Filmkritikerin der Los Angeles Times, kurz nachdem sie den Kinosaal am Dienstag verlassen hatte. Prinzessin Leia heißt nun "General Leia", einer der obersten Stormtrooper ist eine Frau und die junge Rey, gespielt von der britischen Schauspielerin Daisy Ridley, ist die zentrale Figur des Films. Sie muss keinen goldenen Bikini tragen wie einst Prinzessin Leia, sondern rettet der männlichen Figur an ihrer Seite mehrfach das Leben - und fliegt als Pilotin irre Manöver mit dem Millennium Falken, dem Lieblingsspielzeug der Jungs Han Solo und Chewbacca.
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In einer Szene spricht Rey auch tatsächlich mit einem anderen weiblichen Wesen. Nämlich mit Maz Kanata, einer Art Yoda-Nachfolgerin, was Alter, Weisheit und etwas merkwürdige Coolness angeht. Maz Kanata ist komplett computeranimiert - ihre Bewegungen und Mimik lieferte eine echte Frau, nämlich Oscar-Gewinnerin Lupita Nyong'o per Motion-Capture-Verfahren. Soviel sei außerdem verraten: Es geht in ihrem Dialog, der für den Film und wohl auch für die nächsten "Star Wars"-Episoden zentral ist, nicht um einen Mann, sondern um Reys Zukunft.