In der schönsten und längsten Szene von Nikolai Rimski-Korsakows "Der goldene Hahn", dieser sicherlich seltsamen und nicht sonderlich häufig gespielten Oper, begegnet Zar Dodon der Königin von Schemacha. Eben noch beklagt Dmitry Ulyanov mit seinem betörend schönem Bassbariton - er verfügt über ein irisierendes, ohne Mühe äußerst tragfähiges Timbre -, dass die jungen Leute das Leid des Kriegswesens erleiden müssten, da taucht Kseniia Proshina auf. Während Ulyanov in der gesamten Aufführung in langen Unterhosen herumläuft, weil er erstens am liebsten schlafen will und zweitens eine offenbar interessante Selbstwahrnehmung hat, die sich wenig um die Realität schert, schreitet Proshina wahrhaft königinnengleich einher. Sie trägt Pfauenfedern auf dem Kopf, einen lila Umhang, unter dem ein silbernes Gespinst zum Vorschein kommen wird, sie wird begleitet von vier tanzwütigen Dienern, die aussehen, als wären sie gerade noch mit Asterix in Ägypten gewesen.
Komische Oper Berlin:Irre werden an der Schönheit
Lesezeit: 2 Min.
Barrie Koskys hinreißende Inszenierung von Rimski-Korsakows russlandkritischer Oper "Der goldene Hahn" ist jetzt in Berlin zu sehen.
Von Egbert Tholl
Lesen Sie mehr zum Thema