Britischer Filmpreis:Warum "Im Westen nichts Neues" die Baftas beherrschte

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Regisseur Edward Berger kann es kaum fassen und kommt beim Aufzählen der Auszeichnungen durcheinander. (Foto: Vianney Le Caer/dpa)

Der deutsche Netflix-Kriegsfilm gewann sieben Mal, darunter als Bester Film. Das gab es noch nie - es könnte mit Putin zu tun haben.

Der deutsche Netflix-Kriegsfilm "Im Westen nichts Neues" hat beim britischen Filmpreis Bafta sieben Mal gewonnen, darunter den Hauptpreis als Bester Film. Nachdem er zuvor schon mit für einen deutschen Film nie dagewesen 14 Nominierungen ins Rennen gegangen war, ist dies eine weitere unwahrscheinliche Wendung der Dinge - und ein neuer Rekord. "Gegner und Befürworter des Films sind gleichermaßen fassungslos, wie gut er abgeschnitten hat", analysiert der Guardian.

Kein nichtenglischsprachiger Film hat je solche Erfolge bei den Baftas erzielt. "Was für ein Abend, ich kann es nicht glauben", schwärmte Edward Berger, der auch den begehrten Preis als Bester Regisseur erhielt. "Es ist ein deutscher Film um Gottes Willen, wer stimmt denn dafür?", rief der 53-Jährige. In der anschließenden Pressekonferenz kam Berger beim Zählen der Auszeichnungen durcheinander. "Ich bin mir nicht mehr ganz sicher. Aber es sind sehr viel mehr, als wir erwartet hatten."

Die Neuverfilmung des Romans von Erich Maria Remarque wurde auch als Bester nichtenglischsprachiger Film prämiert. Komponist Volker Bertelmann alias Hauschka erhielt einen Bafta für seine Filmmusik. Außerdem bekam der Film Preise für Kameraarbeit, adaptiertes Drehbuch und Sound.

Favorit Colin Farrell ging leer aus, aber "The Banshees of Inisherin" erhielt vier Auszeichnungen

In der traditionsreichen Londoner Royal Festival Hall setzte sich auch Cate Blanchett ("Tár") als Beste Hauptdarstellerin durch, bei den Männern gewann Austin Butler ("Elvis") den Bafta als Bester Hauptdarsteller. Er dankte der Familie von Elvis Presley für ihr Vertrauen. Für Baz Luhrmanns Biopic gab es insgesamt vier goldene Trophäen. Favorit Colin Farrell ging als Hauptdarsteller in "The Banshees of Inisherin" zwar leer aus. Doch immerhin erhielt die Tragikomödie des irischen Filmemachers Martin McDonagh vier Baftas - für die beiden Nebendarsteller Kerry Condon und Barry Keoghan und für das Beste Originaldrehbuch. Der durch und durch irische Film wurde auch als Herausragender Britischer Film prämiert, was für Lacher sorgte.

Das Thema des Abends aber war "Im Westen nichts Neues" und sein Erfolg, mit dem auch langjährige Kenner der Baftas nicht gerechnet hatten. "Man könnte es leicht auf geschicktes Marketing schieben," schreibt der Guardian. "Aber dies ist der eine Film, der unser Unwohlsein über die unruhige Front im Osten geweckt hat - Wladimir Putins Krieg in der Ukraine ist in Teilen ein brutaler, altmodischer Grabenkrieg. (...) Dieser vehemente und dynamisch fotografierte Film hat etwas erreicht, was vielleicht sogar seine Macher nicht erwartet hätten - er hat unsere Schrecken vor einem neuen europäischen Krieg geweckt."

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