"Ave Joost" am Staatstheater Nürnberg:Irgendwas mit Testosteron

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Männer, die mit Äpfeln schießen: Bastl (Joshua Kliefert) zielt auf das Videoprofil seines dominanten Vaters Marcus (Amadeus Köhli). (Foto: Konrad Fersterer)

Bei der Uraufführung von "Ave Joost" am Staatstheater Nürnberg fehlt jener Zauber, den die Stücke von Caren Jeß oft haben. Sie ist eine fabelhafte Dramatikerin mit Hang zum Tierischen.

Von Christine Dössel

Drei Männer in Jogginganzügen in einer verlassenen Molkerei. Sie treffen sich hier heimlich zum Saufen und Schießen. Was Männer in Jogginganzügen halt so tun. Wobei: Der Jüngste, der mal hätte Profifußballer werden können, trägt statt langen Trainingshosen Sportler-Shorts in Zitronenfaltergelb. Das macht es auch nicht besser. Reden ist nicht so ihr Ding. Obwohl ihnen das sicher guttun würde, dem gefühlsverklemmten Bastl, seinem patriarchalischen Vater Marcus und dem arbeitslosen Joost, diesem "Staubsaugerbeutel unter den Wundertüten", mit dem sonst keiner was zu tun haben will, weil er ein Loser ist und ein Drogentyp, aber: "Den Joost, den ziehen wir mit hoch!", da kennt der Marcus nichts. Wenn sie dann losballern, einer nach dem andern, tun sie das in der Regie von Branko Janack mit ökologisch abbaubarer Munition: mit Äpfeln. Lautverstärkt zerfetzt es das Wurfobst an der grauen Rückwand, die als Zielobjekt dient. Es ist ein Apfelmassaker.

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