Klassik:Todes Bruder

Lesezeit: 2 min

Der Komponist Aribert Reimann (1936-2024). (Foto: Fabian Strauch/IMAGO)

Der Komponist Aribert Reimann wurde mit seiner für München geschriebenen Shakespeare-Oper "Lear" weltberühmt. Jetzt ist er im Alter von 88 Jahren gestorben.

Von Reinhard J. Brembeck

Der Tod war ihm mehr als vertraut. Geboren 1936 in Berlin, erlebte Aribert Reimann dort den Weltkrieg. Sein etwas älterer Bruder starb 1944 in einem Kinderkrankenhaus, das von den Amerikanern bombardiert wurde. Dann floh die Familie vor den anrückenden Sowjetsoldaten zu Fuß nach Westen, der Zufallsfund eines riesigen Pakets mit Knorrsuppenwürfeln sicherte für zwei Monate das Überleben. Die Kriegserfahrung hat Reimann in seiner Oper "Troades" verarbeitet, er nannte es sein liebstes Stück, weil es geschrieben sei "gegen den Krieg, für das Überleben." Seine neunte und letzte Oper "L'invisible" ist seinem toten Bruder gewidmet, er war auf ihn fixiert: "Der Schatten des Todes ist deshalb seit meinem achten Lebensjahr an meiner Seite." Ums Sterben geht es auch in all seinen anderen Opern, in der Frauensexualneurose "Bernarda Albas Haus", in der Kindermördergeschichte "Medea" und besonders grausig im "Lear", dem Drama eines uneinsichtig alten Herrschers.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusOper
:Dieses Stück ist ein Mahnmal

Tobias Kratzer inszeniert an der Bayerischen Staatsoper Mieczysław Weinbergs Auschwitz-Oper "Die Passagierin" und verlegt die Gräuel des Lagers ins Innere der Figuren.

Von Egbert Tholl

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: