Als Teilnehmer der französischen Gelbwesten-Bewegung auf dem Pariser Boulevard Montparnasse den Autor Alain Finkielkraut erkannten, brüllten sie ihm wüste Beleidigungen entgegen, wie "Hau ab, Dreck-Zionist!" und "Frankreich gehört uns!". Einige wollten an an diesem 14. Demonstrationssamstag sogar handgreiflich werden. Die Polizei verhinderte dies.
Ein prominenter Intellektueller, eine diffuse Unzufriedenheit, die sich in der Menge Luft verschafft, und drum herum Kommentatoren mit diversen politischen Nebenabsichten: Das sind die Ingredienzen eines Zwischenfalls, der sich sofort zur Affäre ausweitete.
Finkielkraut hatte sich der Gelbwestenbewegung gegenüber zunächst sehr verständnisvoll gezeigt, meldete dann aber wegen ihrer Tendenz zu Diskussionsverweigerung und Gewalt auch Bedenken an. Er habe ein "absolutes Hassgefühl" ihm gegenüber gespürt, erklärte er nun am Wochenende - allerdings nicht bei allen Demonstranten. Einer von ihnen soll ihm sogar seine Gelbweste zum Mitdemonstrieren angeboten haben. Nachträglich kamen aus den Reihen der Protestierenden Worte des Bedauerns.
Politiker, allen voran die Regierung, verurteilten den Vorfall. Antisemitische Ausfälle gegen einen Sohn polnischer Emigranten, heute Mitglied der Académie Française, seien die "absolute Verneinung dessen, was wir sind", twitterte Emmanuel Macron. So eine Szene mitten im Paris im Jahr 2019 sei schlechterdings inakzeptabel, legte Innenminister Christophe Castaner nach. Selbst die auf der Gelbwestenbewegung mitreitende Rechtspopulistin Marine Le Pen fühlte sich zum Kommentar bemüßigt, der Angriff auf den Intellektuellen zeige die Infiltrierung antisemitischer Linksradikaler.
Finkielkraut selber will auf Gerichtsklage verzichten, er verstehe sich weder als Opfern, noch als Held, erklärte er. Der Autor ist bekannt als einer, der die direkte Auseinandersetzung sucht. Die Staatsanwaltschaft hingegen hat eine Ermittlung wegen öffentlicher Beleidigung aus ethnischen, rassistischen, religiösen Motiven eingeleitet.