Woody Allen ist eine - genau wie Michael Jackson. Aber ist man schon unsterblich, weil man seit 40 Jahren dieselbe Mütze trägt? Alles, was Sie wissen müssen über: Legenden.Was ist das?Eine Legende ist zunächst mal eine Textform, stammt das Wort doch von dem mittelalterlich-lateinischen Ausdruck "legenda" ab, was so viel bedeutet wie: "das, was zu lesen ist". Im Gegensatz zu Sagen oder Märchen spielen in Legenden historische Figuren die Hauptrolle, gerne Heilige oder sonstige Weltverbesserer.Doch wie viele Begriffe, die eigentlich mal ganz ordentlich definiert angefangen haben, ist das Spektrum auch für die Legende inzwischen weiter geworden. So wird man heutzutage schnell zur Legende, wenn man es im Leben zu einem bisschen Ruhm geschafft hat. Und weil beim Filmfestival in Cannes wie jedes Jahr viele Menschen mit jeder Menge Ruhm (oder mindestens jeder Menge Willen zum Ruhm) zusammenkommen, war in den letzten Tagen wieder viel zu hören von den Legenden des Filmgeschäfts: der Legende der Neurosenkomödie, Woody Allen, zum Beispiel; oder der Legende des antikapitalistischen Films, Oliver Stone.Wirklich legendäre Helden sollten (wie Brad Pitt in dieser Szene aus Legenden der Leidenschaft) das Haar übrigens ungezähmt lang tragen und das Pferd am langen Zügel führen.Foto: VerleihText und Bildauswahl: Katharina Riehl/sueddeutsche.de/rus/jja
So machen Sie sich lächerlich: Beim Umgang mit dem Wort "Legende" emfiehlt sich zur Vermeidung peinlicher Momente eine gewisse Zurückhaltung. So sollte das unter Legendenverdacht stehende Objekt zum Beispiel nicht erst vor zwei Wochen auf die Bühne der Weltöffentlichkeit getreten sein. Auch empfiehlt es sich bei der Vergabe des Legendentitels, sorgsam die anzulegenden Kritierien zu hinterfragen: Ist jemand schon eine Legende, weil er seit 40 Jahren dieselbe Mütze trägt? Und ist ein anderer eine geworden, weil er eine Zeitlang sehr gut Tennis spielte oder weil er nicht nur neben Besenschränken Kinder zeugt und darüber gerne in der Bild-Zeitung spricht?Todsichere Garantie für rasche Legendenwerdung ist natürlich das eigene Ableben: Googelt man zum Beispiel den Begriffe "Musiklegende" sind die ersten beiden Treffer: Falco und Michael Jackson. Davon, dass der richtige Ruhm erst dann kommt, wenn man nichts mehr davon hat, würde sicher auch van Gogh gerne ein Liedchen singen - wenn er noch könnte.Foto: Mützen-Legende Klaus Meine, Sänger der Scorpions/ dpa
So schinden Sie Eindruck: Sie können Ihr Gegenüber mit Ihrem Wissen beeindrucken, indem Sie den Begriff der Legende vermeiden - und im gepflegten Kulturgeplauder tief in die Synonymkiste greifen. Für um Film oder sonstige Kulturgüter verdiente Herren jenseits der 50 (Woody Allen, Mick Jagger) bietet sich der Begriff "Altmeister" an, für weibliche Legenden eignet sich die "Ikone" (Madonna, Marilyn Monroe), ebenso wie die völlig geschlechtsneutrale "Kultfigur" (wobei dieser Begriff wieder aus ganz anderen Gründen auf der Abschussliste steht - mehr dazu bald an dieser Stelle).Wichtig ist in jedem Fall, das Legendenbusiness scharf zu beobachten, denn es ist schnelllebig: Lady Gaga hat es schon nach zwei Jahren auf 131.000 Google-Ergebnisse gebracht, wenn man ihren Namen mit dem Wort "Ikone" kombiniert.Foto: Zu seiner Legendenbildung trägt auch bei, dass Allen seit Jahren mit immer neuen schönen Frauen über die roten Teppiche spaziert, hier ist es Naomi Watts/ dpa
Zitieren Sie: Eine Legende natürlich. Und weil ja bald WM ist und es Legenden bei weitem nicht nur in der Kultur gibt: Zitieren Sie eine Fußballer-Legende. Zitieren Sie Toni Polsters Antwort auf die Frage, ob er lieber als Denkmal oder als Legende bezeichnet werden möchte: "Na, Legende is mir lieber, weil am Denkmal scheißen die ganzen Vögel drauf."Foto: APUnd in der nächsten Woche wird es wieder etwas weniger monumental. Bis Donnerstag!