Hip-Hop:Frisch, frech, frei

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"Moop Mama" feiern Jubiläum auf Tollwood

Von Laura Helene May, München

Durch den Seiteneingang der Tollwood-Arena marschieren Moop Mama ein. Unter "Das ist unser Platz, wir gehen hier nicht weg!"-Rufen bahnt sich die Hip-Hop-Brassband ihren Weg durch die Menge. Und Rapper Keno gibt mit seinen ersten Sprüchen die inhaltliche Marschrichtung vor: "Ich sag mal so, Rap ist meine Geliebte. Sie schläft in meinem Bett, aber zahlt keine Miete." Wer hat eigentlich gesagt, dass man mit Liebe die Miete nicht zahlen kann - Moop Mama sind seit zehn Jahren dick im Geschäft. Auch weil die Band Haltung hat und diese lebt. Bei ihrem Jubiläumskonzert zeigt sich die zehnköpfige Truppe wie immer gesellschaftskritisch und kämpferisch: "Arbeite! Konsumiere!", "Ich stoße auf die Freiheit an" und "Auf diesem Konzert ist kein Platz für Sexismus oder Rassismus" sind nur drei Beispiele.

Mit sieben Bläsern, zwei Drummern und Frontmann Keno ist die Bühne schon ziemlich voll. Für dieses feierliche Konzert bekommt die einst in München gegründete Band aber noch viel prominente Unterstützung. Zum münchenkritischen Stück "Stadt die immer schläft" taucht plötzlich der Filmmusikkomponist Gerd Baumann in der Mitte der Halle auf. Das Lied erklärt wohl auch, warum die Band inzwischen nicht mehr in der ruhigen bayerischen Landeshauptstadt lebt. Kenos Heimat ist inzwischen Hamburg, die anderen Bandmitglieder sind in ganz Deutschland verteilt. Dabei bräuchte München so dringend Künstler wie Moop Mama, die sich mit Guerilla-Auftritten immer wieder den öffentlichen Raum zu eigen gemacht haben.

Der Höhepunkt des Abends ist ein Kollektivwerk. Am Ende stehen Kollegen wie Roger Reckless, Fatoni, Max Mutzke, Cajus Heinzmann von Blumentopf und Kryptik Joe von Deichkind gemeinsam auf der Bühne, um dem eh schon Gänsehaut erzeugenden Konzert die Kirschen auf der Sahnehaube aufzusetzen. Massen-Pogo inmitten der Menge, tanzende Kinder am Rand, Tausende Hände in der Luft und ein textsicheres Publikum machen klar, dass Moop Mamas Wurzeln in München liegen. Nach eindringlichen "Moop, Moop, Moop!"-Rufen und einer Zugabe mit dem Liedermacher Joris endete dieser emotionale Abend. Hoffentlich wird die Band auch die nächsten zehn Jahre noch für Freiheit und Diversität einstehen.

© SZ vom 22.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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