Liebe Leserinnen, liebe Leser,
seit einer Woche läuft die Recherche der SZ.de-Redaktion zum Thema Steuergerechtigkeit. Tausende Leser haben abgestimmt, 40 Prozent davon wollten geklärt haben, wie gerecht das deutsche Steuersystem ist. Auch zwei neue, kleinere Umfragen haben wir am vergangenen Montag gestartet, die die Recherche ein Stück weit justieren sollten. Mehr als 2000 haben sich diesmal beteiligt und die große Mehrheit ist - angesichts des großen Interesses am Thema wenig überraschend - der Meinung, dass unser Steuersystem eher (44 Prozent) oder sehr (25 Prozent) ungerecht ist.
Warum das so ist und ob die Empfindung mit der Realität zusammenpasst - dem wollen wir in den kommenden Woche nachgehen. Und auch die Steuerarten, die Sie für besonders reformbedürftig halten - die Einkommenssteuer (41 Prozent), die Vermögens- (20 Prozent) und Erbschaftssteuer (14 Prozent) und die Mehrwertsteuer (12 Prozent) -, werden Teil unserer Recherchen sein.
In der vergangenen Woche hat die Redaktion geplant, wie diese Frage am sinnvollsten zu beantworten ist - möglichst bunt, möglichst vielschichtig, möglichst breitgefächert. Wir - und damit sind auch Sie gemeint, denn viele Leser haben uns hilfreiche Vorschläge gemacht und wichtige Anregungen geliefert - haben viele gute Ideen, wenn auch bei einigen noch nicht ganz klar ist, ob die Umsetzung gelingt.
Parteiprogramme und Steuer-Irrrtümer
Geplant ist beispielsweise ein Interview mit einem Moralphilosophen, der von seiner Warte aus einen distanzierten Blick auf unser Steuersystem werfen und Vorstellungen von Gerechtigkeit ganz grundsätzlich klären soll. Hier haben wir auch schon mögliche Ansprechpartnern von Lesern genannt bekommen - wenn Sie noch weitere Tipps haben, mailen Sie uns gerne. Wir wollen mit einigen Irrtümern zum deutschen Steuersystem aufräumen und uns mit Blick auf die Bundestagswahl die Programme der Parteien genauer anschauen: Welche Pläne haben sie in Sachen Steuern und welche Folgen hätten diese?
Wir wollen auch versuchen, die Korrespondenten der Süddeutschen Zeitung einzubinden, um, wie ebenfalls von mehreren Lesern gewünscht, einen Eindruck davon zu bekommen, welche Vor- und Nachteile die Steuersysteme anderer Länder im Vergleich haben. Viele Mails und Posts, die uns erreicht haben, haben außerdem die Frage aufgeworfen, ob Gerechtigkeit eher in einem komplexen oder in einem vereinfachten Steuersystem zu erreichen ist, ob die zahlreichen Sonderregelungen, die ja gerade versuchen, vielen gerecht zu werden, durch die so entstehende Undurchschaubarkeit das Gegenteil erreichen. Ein spannendes Thema, das wir auf jeden Fall behandeln wollen.
Außerdem versuchen wir Steuerberater zu finden, der Lücken und Schlupflöcher unseres Steuersystems erklärt. Wir wollen eine Umfrage in Auftrag geben, die repräsentativ abfragt, wie für die Deutschen ein faires Steuersystem aussieht. Und schließlich stehen unter anderem noch die Unternehmensbesteuerung, Steuerflucht der Reichen, die Einkommens-, die Mehrwertsteuer und das Ehegattensplitting, in den Zuschriften und teils in der Umfrage ebenfalls häufig genannt, auf unserer mittlerweile recht langen Liste.
Interviews mit unseren Lesern
Übrig bleibt ein weiterer wichtiger Punkt, bei dem wir wieder auf Ihre Beteiligung setzen. Wir möchten das Thema Steuergerechtigkeit nicht nur in der Theorie, nicht nur in Essays, Kommentaren und Analysen angehen, sondern auch ganz praktisch und lebensnah. Und dabei nicht nur mit Steuerberatern sprechen, sondern auch mit denjenigen, denen diese helfen - oder eben nicht. Also mit Ihnen.
Daher sind wir auf der Suche nach Lesern, die zu einem kurzen Interview über ihr Einkommen und ihre steuerliche Situation bereit sind. Um uns zu erklären, warum sie unser Steuersystem in ihrem ganz konkreten Fall für gerecht oder ungerecht halten - wegen dieser oder jener Punkte in der Steuererklärung oder wegen der großen oder kleinen Summe, die am Ende übrig bleibt. Das ist ein delikates Thema, deswegen sichern wir denjenigen, die dies möchten, Anonymität zu. Wer Interesse an einem Gespräch hat, schreibt uns einfach eine kurze Mail an dierecherche@sz.de - wir freuen uns über Zuschriften.
Ansonsten sind wir weiter für Sie erreichbar und halten Sie auf dem Laufenden.
Weiterhin auf gute Zusammenarbeit,
Sabrina Ebitsch, Team Die Recherche