UNTER "MALAPROPISMUS" finden sich im Internet allerlei lustige sprachliche Missgriffe: das schnöde Mammut, zum Bleistift, die Syphilisarbeit und natürlich die auch unter Koryphäen sehr beliebte Konifere. In den Zeitungen trifft man sie nie an, es sei denn als Jux oder Zitat. Dafür wimmelt es dort von Wörtern wie Blaupause (fälschlich für Muster), brandschatzen (fälschlich für in Brand stecken) oder Lichtjahr (fälschlich für eine Zeiteinheit), nicht zu reden vom Quantensprung, der als Synonym für einen großen Fortschritt verwendet wird, obwohl er als - aufgemerkt! - "unstetige Änderung des Energieinhalts eines mikrophysikalischen Systems" (Brockhaus) winziger als winzig ist.
Man sollte die eigene Unwissenheit nicht bei anderen unterstellen, aber eine gewisse Wahrscheinlichkeit spricht dafür, dass Leute, die am Quantensprung scheitern, auch nicht genau sagen können, was es mit dem Umkehrschluss auf sich hat. Dessen Beliebtheit tut das keinen Abbruch: Wer von uns noch nie "Das heißt im Umkehrschluss, dass ..." gesagt hat, werfe den ersten Stein. Wenn ein paar Stichproben für die ganze Lage gelten dürfen, wird der Umkehrschluss meistens in Fällen verwendet, in denen es mit Folgerung oder Schluss auch getan gewesen wäre. Unser Leser B. ist dem Phänomen nachgegangen. Hier eines seiner Beispiele: "Die Fraktionschefs (...) ließen offen, ob sie weitermachen. Heißt im Umkehrschluss: Sie weichen nicht freiwillig." Was da als Umkehrschluss ausgegeben wird, ist nichts anderes als eine Folgerung: Aus der vagen Haltung der Fraktionschefs lässt sich schließen, dass sie ihren Platz nicht zu räumen gedenken.
So wenig, wie in dieser Kolumne der Quantensprung erklärt werden kann, reicht es auch für die Definition des Umkehrschlusses. Dass er auch "argumentum e contrario" heißt, ist ergoogelt und lässt uns so auf der Stelle treten, dass das Wort noch mal Herr B. haben soll: ",Wenn es regnet, sind Wolken am Himmel' hat als Umkehrschluss ,Wenn keine Wolken am Himmel sind, regnet es nicht'." Klare Sache!