Sprachlabor:Von Dienstherrn und weißen Schimmeln

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(Foto: Luis Murschetz (Illustration))

Wie das Verhältnis von Horst Seehofer zu Hans-Georg Maaßen nach Beamtenrecht genau war und wieso eine "weibliche Professorin" nun wirklich doppelt gemoppelt ist.

Von Hermann Unterstöger

WAS WAR HORST SEEHOFER im Verhältnis zu Hans-Georg Maaßen? In der Presse wurde er fast einhellig als dessen Dienstherr bezeichnet, lediglich ein paar Blätter führten ihn als Dienstvorgesetzten. Alte Wörterbücher, die den Dienstherrn als einen Mann definieren, dem die Untertanen Frondienste schulden, helfen hier nicht weiter. Nötig ist ein Blick ins Beamtenrecht, demzufolge Bund, Länder und Gemeinden originär die Dienstherrnfähigkeit haben. Seehofer wie auch Maaßen hatten also die Bundesrepublik zum Dienstherrn; Seehofer war Maaßens Dienstvorgesetzter. Leser F. erinnert an diesen gewichtigen Unterschied. Freilich wird auch er wissen, dass die Umgangssprache die Sache nicht annähernd so eng sieht wie das Beamtenrecht.

EIN WEISSER SCHIMMEL gefällig? Über eine Forscherin hieß es, sie werde vielleicht "die erste weibliche Professorin" an der Hochschule der Jesuiten. Das lässt den Schluss zu, dass es dort schon andere, freilich nichtweibliche Professorinnen gab. Frau W. wüsste nun gern, welchen Geschlechts diese waren. Sie selbst stuft sich als "weibliche Leserin" ein.

FÜR JOURNALISTEN ist es bitter, wenn sie nichts erfahren, weil die, die etwas sagen könnten, mit Rücksicht auf das "schwebende Verfahren" schweigen. Ähnlich mag es Leser Th. ergehen. Er stößt sich daran, dass nun auch bei uns der von dem englischen Verb to handle abgeleitete Anglizismus handeln wuchere, noch dazu in der phonetisch angepassten Fassung händeln. Herr Th. vertritt in dieser Sache viele andere Leser, die rätseln, wie sich das mit handeln oder händeln auf Dauer setteln wird, wie lange also die deutschen Wörter Handel und Händel als blinde Passagiere mitfahren werden. Bei diesem Prozess der orthografischen Integration handelt (alt!) es sich um ein schwebendes Verfahren, zu dem man bislang wenig sagen kann. Vorderhand und überhaupt bieten sich Synonyme wie handhaben, zuwege bringen oder deichseln an.

© SZ vom 30.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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