Sprachlabor:Umsonst und vergebens

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(Foto: Luis Murschetz (Illustration))

Warum eine Aussage von Außenminister Maas zum Afghanistan-Einsatz in der Wortwahl durchaus korrekt war.

Von Hermann Unterstöger

EIN DANKESCHÖN geht an Leser S., der die Arbeit des Sprachlabors gleich mitübernommen hat. Den quälend verkürzten Satz "Es ist Fennells Debütfilm und kommt nicht oft vor, dass ..." kommentierte er messerscharf folgendermaßen: "Ich lege Wert auf redaktionelle Qualität und mich jetzt schlafen."

EINER ÄHNLICHEN EINSPARUNG fiel die Aussage zum Opfer, dass Lewis Hamilton zwar ein Fehler unterlief, er dabei aber Glück hatte. Sie lautete: "Lewis Hamilton unterläuft ein Fehler - hat dann aber Glück", was Leser Dr. R. zu der Vermutung bewog, hier sei wohl der Dativ dem Nominativ sein Tod gewesen.

WAS IRGENDWANN in die Ablage geht, ist die Kritik an der Gleichsetzung von umsonst und vergebens. Sie kommt diesmal ebenfalls von Dr. R. und richtet sich gegen das, was Heiko Maas im Hinblick auf Afghanistan gesagt hat: "Es ist nicht umsonst gewesen." Nun handelt es sich bei dieser Verwendung von umsonst aber um keine modische Nachlässigkeit, sondern um einen Wortgebrauch mit langer Tradition. Schon in Sebastian Francks "Sprüchwörtern" (1545) findet sich diese Weisheit: "Ein Nackenden auff die Schiltwacht stellen heißt vergebens arbeiten und sich umbsunst bemühen." Und so geht es herauf und herauf. Den zünftigsten Beleg hat der Schreiber dieser Zeilen zu Hause an der Wand hängen, ein vorzeiten in Oberammergau gekauftes Bild, auf dem Abraham auf Isaak anlegt, während von oben ein Engel auf die Flinte pinkelt. Darüber steht geschrieben: "Abraham, du druckst umsunst, / ein Engel dir aufs Zündloch brunst."

UNTER DEN KÖRPERN sticht der Lehrkörper heraus, weil er weder eine fassbare Gestalt ist, noch wie der Körper des Weins ein Aroma verströmt. Wie Leser S. weiß, handelt es sich dabei um die Gesamtheit der Lehrkräfte, weshalb die Reminiszenz, "der strenge Lehrkörper" hätte Liebesbotschaften abfangen können, mit 4- (mit Tendenz zu 5) zu benoten sein dürfte.

© SZ vom 22.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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