Sprachlabor:Schwerstwiegend unsteigerbar

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(Foto: Luis Murschetz (Illustration))

Wann und warum man für Partizipe und bestimmte Adjektive partout keinen Superlativ bilden kann. Und: Zwei Niederlagen infolge begründen noch keine Serie.

Von Hermann Unterstöger

"EIN PARTIZIP kann/soll man nicht steigern", schreibt Leser W. anlässlich des bei uns verwendeten Superlativs schwerwiegendst. Man könnte nun einwenden, dass die Sprachgemeinschaft sich, wie eine rasche Internetabfrage ergibt, mehrheitlich für diese Form und nicht für die von Herrn W. ins Feld geführte Steigerung schwerstwiegend entschieden hat. Da die Sprachgemeinschaft indes gerade in solchen Sachen zu Irrtümern neigt, sei die vergleichsweise einhellige Argumentation der Grammatikfachleute nachgeschoben. Stellvertretend für sie hat das Wort Harald Weinrich: "Grundsätzlich ist aber auch bei Partizipien die gewöhnliche Bildung des Superlativs möglich; sie wird insbesondere dann gewählt, wenn das Partizip in seiner semantischen Entwicklung bereits sehr stark als Adjektiv empfunden wird." Das zusammengesetzte Adjektiv schwerwiegend schwankt in der Bildung des Superlativs; man kann, analog zu vielsagendst oder hochfliegendst, also sehr wohl auch schwerwiegendst sagen.

WIE ABER VERHÄLT es sich mit der Steigerung von Adjektiven, die in älteren Grammatiken als "vergleichsunfähig" geführt werden? Unser Leser S. stößt sich an dem Komparativ gnadenloser als an einer Steigerung des Nichts, die in ihrer Unlogik, mit Verlaub, sinnloser nicht sein könne. Klassiker der Vergleichsunfähigkeit sind Adjektive wie schriftlich, viereckig, unüberhörbar oder ganz. Bei gnadenlos stellt sich allerdings die Frage, ob es sich nicht auch semantisch dahin entwickelt hat, dass es der Steigerung zugänglich ist. Auch dazu eine Analogie: Liebloser kann man nicht sein.

MIT TRAUER IM TON wurde gemeldet, dass der Basketballspieler Dennis Schröder mit Oklahoma City Thunder "die zweite Niederlage in Serie" habe einstecken müssen. Leser R. teilt die Trauer, findet aber, dass zwei Niederlagen noch keine Serie ergeben. " Nacheinander wäre der überschaubaren Dramatik der Situation angemessener gewesen", meint er.

© SZ vom 13.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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