Sprachlabor:Helga und Suu Kyi

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(Foto: Luis Murschetz (Illustration))

Ob man die birmanische Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi auch nur Aung San nennen darf, erklärt Hermann Unterstöger. Und auch ob "Klientel" eigentlich mit dem Achtel oder dem Viertel sprachverwandt ist.

Von Hermann Unterstöger

DER FERNE OSTEN ist insofern mit Bayern verwandt, als bei der Nennung von Personen zuerst der Familien-, dann der Vorname kommt. Unserem Huber Josef entspricht, natürlich nur namenstechnisch, der dortige Jo Gwang-jo, wobei Gwang-jo "Glänzender Vorvater" bedeutet. Diese Gesetzmäßigkeit gilt, so Leserin G., auch für Myanmar, vormals Birma, weswegen es nicht angehe, der Politikerin Aung San Suu Kyi bei öfterer Nennung den Familiennamen Aung San zu nehmen. Unser auch hierin beschlagener Chefkorrespondent hält das einerseits für korrekt: Aung San sei der Vatersname und entspreche in etwa unserem Nachnamen. Andererseits: "Suu Kyi ist kein Vorname im Sinne von Helga und Eva, und es ist nicht herabwürdigend, wenn man nicht immer alle vier Namen verwendet, sonst täten die auf Etikette bedachten Birmanen dies nicht. Tatsächlich wird der Name Suu Kyi in Birma weithin verwendet." Danke, Stefan, glänzender Altvater!

STETER TROPFEN höhlt den Stein, und insofern könnte man glauben, stete Fehler machten eines Tages auch die Grammatik gefügig. Das mag dann und wann unterlaufen. Im Fall der Klientel bleibt es jedoch vorderhand beim weiblichen Geschlecht: die und nicht das Klientel. Das sächliche Geschlecht, gegen das sich Leserin P. verwahrt, ist bei diesem Wort laut korrekturen.de deshalb so beliebt, weil man sich an das Viertel oder das Achtel anlehne. Von der Betonung her kommen als Paten eher das Epithel und das Perihel in Betracht, hilfsweise auch das Kamel (nie jedoch der Esel).

UM GRAMMATIK ging es auch in der Aussage, "dass Sätze nicht aus Wortbrocken, sondern aus Subjekt, Verb und Objekt bestehen". Das hört sich verteufelt grundsätzlich an, krankt aber, wie Leser F. anmerkt, an einer Vermengung der Kategorien. Die Termini Subjekt und Objekt zeigen an, dass von der Funktion der Wörter im Satzgefüge die Rede ist. Spielt das Verb dabei mit, trägt es den Titel Prädikat.

© SZ vom 27.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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