Sprachlabor:Handy auf koreanisch

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(Foto: Luis Murschetz (Illustration))

Dass ein Begriff der deutschen Umgangssprache Eingang in einen südostasiatischen Wortschatz finden konnte? Kaum zu glauben.

Von Hermann Unterstöger

UNSÄGLICHER AUSRUTSCHER! Für so einen hält Leserin R. die launige Anmerkung, Heino sei "zum alten weißen Mann des deutschen Schlagers" herangereift. Ihrer Vermutung nach könnte es sich bei Heino allenfalls um einen "alten weisen Mann" handeln. Das mit Heinos Weisheit lassen wir mal in der Schwebe, doch unseren Autor müssen wir schon verteidigen. Der alte weiße Mann ist mittlerweile das geworden, was man Topos nennt: ein Stereotyp für Männer, die die Hebel in Händen halten, den Wandel scheuen, ihre Privilegien nie infrage stellen und vor Diskriminierung sicher sind. Dieses sagt eine junge weiße Frau, nämlich Sophie Passmann, die das Buch "Alte weiße Männer" geschrieben hat.

KOREANISCH ist keine leichte Sprache, doch kann man in Südkorea immerhin "Handy" zum Handy sagen. Unserem Leser R. kommt das spanisch vor, doch freut es ihn jedenfalls, dass unser "deutsches" Wort so weit herumgekommen ist. Im Netz findet man mehr zum Thema, etwa dass das Handy dort drüben auch hyudaejeonhwa oder haendeupon heißen kann, welch Letzteres verdächtig nach "Hands up!" klingt. Wer sich in Korea mit "Hallo!" melden will, sollte stattdessen besser "An-nyeong-ha-se-yo!" sagen, das freut den Koreaner.

MIT DEN TEMPLERN nahm es ein übles Ende. Das begann damit, dass Philipp der Schöne "mit fabrizierten Anschuldigungen" gegen sie vorging. Leser Dr. B. wendet ein, dass fabriziert im Deutschen so viel wie "(tendenzmäßig schlecht) hergestellt, also eher hingepfuscht" bedeute, man aber von Philipps Handlangern annehmen dürfe, dass sie Anschuldigungen von bester Qualität geliefert hatten. Dr. B. ist der plausiblen Ansicht, dass die Prozesse damals mittels gefälschter, erfundener Anschuldigungen bewerkstelligt wurden, dass hinter unserem fabriziert also das englische fabricated steckt, das jedoch nicht eins zu eins übernommen werden sollte. Fabrizieren im negativen Sinn heißt auf Englisch to knock together.

© SZ vom 11.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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