Sprachlabor:Empfängnis per Funk

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(Foto: Luis Murschetz (Illustration))

Über einen Lapsus, den die SZ schnell gelöscht hat, über wertvolles Mühlenwissen - und was sonst noch so alles aufschlagen kann im Leben.

Von Hermann Unterstöger

WAS SCHRIEB GOETHE an Herder, nachdem er Ende März 1790 in Venedig aufgeschlagen war? Er meldete ihm, "dass ich in Venedig angekommen bin", was beweist, dass es aufschlagen im Sinn von ankommen damals noch nicht gab, und was darüber hinaus vermuten lässt, dass Goethe, hätte aufschlagen seinerzeit diese Nebenbedeutung gehabt, das Wort nicht verwendet hätte, jedenfalls nicht in einem Brief an Herder, der in Sprachdingen recht eigen war. Leserin W. ist, wie sie sagt, um Toleranz bemüht, doch hat diese ihre Toleranz auch Grenzen. Einmal las sie, dass ein Brauer nach verschiedenen beruflichen Stationen bei Inselkammer "aufschlug", drei Tage später, dass auf seine Kosten komme, wer "im Freizeitbad Pullach aufschlägt". Beides bewog sie zu der Frage, was für ein Deutsch das sei. Nun, es ist jenes redensartliche Deutsch, das man dort lassen sollte, wo es passt: im burschikosen Palavern.

ALS "FÜNFSCHRÖTIG" wurden Gestalten bezeichnet, die am Sturm aufs USKapitol teilnahmen. Das sollte eine Verstärkung und Steigerung von vierschrötig sein, war aber, wie die Eheleute B. wissen, eine unbeabsichtigte Ausdrucksminderung, da der Schrot desto feiner wird, je öfter er vermahlen wird. Die erwähnten Typen wären nach dieser Mühlenlehre als zweischrötig, wenn nicht sogar als einschrötig einzustufen gewesen.

DIE "EMPFÄNGNISBEREITSCHAFT des Handys", die für einen bestimmten Ort im Kreis München als mangelhaft eingestuft wurde, ist wahrscheinlich schnell korrigiert worden; jedenfalls gibt das Archiv dafür keinen Treffer mehr aus. Wahrscheinlich wurde der peinlich falsche Begriff rasch gelöscht, womit sich auch Leser K.s Verwunderung erledigt hat. Was aber gültig bleibt, ist sein Hinweis, dass Handys immer empfangsbereit sind, vorausgesetzt, der Akku ist geladen und das Gerät eingeschaltet. Allenfalls mangelt es an der Empfangsmöglichkeit, doch liegt das nicht am Handy, sondern an der Signalstärke der verfügbaren Funkmasten.

© SZ vom 24.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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