Sprachlabor:Der oder das Schild

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(Foto: Luis Murschetz (Illustration))

Wer kennt sich mit Rüstungen noch aus? Und wen schert es, ob Staatshilfen rückzahlbar oder rückzuzahlen sind?

Von Hermann Unterstöger

"DEN SCHILD der Held zu Halse nahm", heißt es im "Parzival", woraus klar folgt, dass das ein Teil der Waffenrüstung war und nicht etwa ein Verkehrsschild mit der Aufschrift "Ritter queren". Unsere Leserin S. weist darauf hin, dass Schutzschilder auch heute noch männlichen Geschlechts sind, ein "innovatives Schutzschild" also falsch ist. Diese fast schon übliche fehlerhafte Zuweisung liegt vermutlich daran, dass keiner mehr Rüstungen trägt; bei anderen zweigeschlechtlichen Wörtern - der/das Band, das/der Tor, der/die Kiefer - ist die Sicherheit ungleich größer. Nicht zur Rechtfertigung, sondern der Kuriosität halber sei daran erinnert, dass auch die klassische Literatur in diesem Punkt dann und wann stolpert. In Kleists "Penthesilea" berichtet eine Kriegerin von Achill: Er "wirft das Schwert hinweg, das Schild hinweg ..."

DAS SUFFIX -bar drückt aus, dass die im Basisverb bezeichnete Handlung im Hinblick auf ein Objekt ausgeführt werden kann: Essbare Früchte können gegessen werden. Nun aber richtet Leser Dr. S. unser Augenmerk auf das Wort rückzahlbar, das nach dieser Logik sagt, dass eine Summe zurückgezahlt werden kann oder muss. Bis hierher stimmt alles. Bizarrerweise hat es sich aber eingebürgert, insbesondere bei gigantischen Hilfsgeldern davon zu sprechen, dass Teile davon "nicht rückzahlbare Zuwendungen" seien, was die Prozedur vernebelt: Rückzahlbar wären die Gelder schon, man müsste halt einen Scheck herausschreiben - sie werden nur nicht zurückgefordert. Wollte man die Dudendefinition für rückzahlbar verwenden, hießen die geschenkten Gelder "nicht zurückgezahlt werden müssend bzw. könnend". Auch nicht schön.

MIT DEN LOFOTEN verhält es sich wie mit den Masuren: Das "den" gehört weg. Leser H. erklärt, dass Lofoten im Norwegischen ein Singularwort ist. Wahrscheinlich ändert dieser Hinweis nichts an "den Lofoten", aber vielleicht fangen wir damit an, dass wir schon mal, wie die Norweger, zu Lofoten "Luhfottn" oder "Luhfuttn" sagen.

© SZ vom 20.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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