Leserbriefe:Abgehängt

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Mit dem Deutschland-Ticket D-Ticket können Kunden der Deutschen Bahn ab dem 1. Mai 2023 für nur 49 Euro pro Monat in allen Verkehrsmitteln des öffentlichen Nahverkehrs reisen der Verkauf ist bereits gestartet. (Foto: Dwi Anoraganingrum/IMAGO/Panama Pictures)

Viele ältere Menschen fühlen sich von der Digitalisierung überfordert. Nicht nur SZ-Leser sehen das als Altersdiskriminierung.

"' Ah, ist das das Internet?' " vom 26. Juni, "Kein Bedarf" vom 24./25. Juni:

Nicht repräsentativ

Da beschäftigt sich die Antidiskriminierungsbeauftragte des Bundes, Ferta Ataman, mit der Diskriminierung alter Menschen und setzt diese richtigerweise auf dieselbe Stufe wie zum Beispiel rassistische Diskriminierung, und SZ-Kommentator Dominik Fürst hat nichts Besseres zu tun, als 54-jährige Dax-Vorstände und 57-jährige Ministerpräsidenten herauszugreifen, die keinerlei Schutzes bedürfen. Wie groß ist deren Anteil an der Gruppe der über 50-Jährigen?

Was ist mit allen älteren Mitbürgern, die vom öffentlichen Leben durch die fortschreitende Digitalisierung mehr und mehr ausgeschlossen werden? Längst nicht alle haben ein Smartphone, um Termine bei der Stadtverwaltung oder beim Arzt zu buchen. Manche sind schwerhörig und kommen mit Telefonhotlines nicht zurecht. Auf derselben Linie liegt die Ankündigung oder besser Androhung der Familie Rewe, ab 1. Juli keine Papierprospekte mit ihren Angeboten den Tageszeitungen mehr beizulegen, sondern diese nur noch digital im Internet bekannt zu machen.

Selbst der Bund macht ja mit, siehe Buchung des 49-Euro-Tickets. Und das alles findet Ihr Autor gut, sodass sie keines Schutzes bedürfen? Hoch lebe "die gnadenlose Verwertungslogik des Wirtschaftssystems". Welche andere Gruppe, die Schutz braucht, meint er denn? Diese Frage stellt er zwar in den Raum, lässt die Antwort allerdings offen.

Dieter Bünning, Kiel

Ein soziales Thema

Im Artikel beschreibt Miriam Dahlinger sehr gut die Probleme, vor der die ältere Generation, heute, bei der Digitalisierung steht. Seit Jahren werbe ich dafür, dass Digitalisierung ein soziales Thema ist und zur Daseinsversorgung gehört wie Energie, Wasser, Kommunikation und Verkehr. Sie muss von den Sozialorganisationen, den Trägern und der Kommune genauso finanziert, betreut und unterstützt werden, wie heute die Sozialfürsorge, Pflege, Hauswirtschaft und so weiter.

Das heißt für mich, dass zum Beispiel in München alle Altenservicezentren (ASZ), Nachbarschaftshilfen und -treffs mit einem kostenlosen Wlan ausgestattet sein müssen und es auch so in ihren Programmen und Homepages kommunizieren. Ebenso sollten nicht nur Ehrenamtliche, sondern auch Hauptberufliche hierfür Hilfen anbieten. Jeder 30-jährige Sozialarbeiter kann das heute. Viele ASZ bieten heute bereits viele Hilfen und Betreuungen an, aber das Potenzial kann noch erheblich gesteigert werden.

Die Zweiteilung der Gesellschaft in digitalaffine und nicht digitale Bürgerinnen und Bürger muss verhindert werden, denn wo sollen die digitalen Laien hingehen, wenn die Gesellschaft immer digitaler wird? Natürlich sollten auch weiterhin analoge Wege offen gehalten werden. Aber ehrlich: Wer heute nicht digital unterwegs ist, hat erhebliche Nachteile.

Günter Wolf, München

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