Leserbriefe:"Nichts wird derzeit mehr gebraucht"

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Die deutsche Sprache und Kultur im Ausland fördern - das ist die Aufgabe der Goethe-Institute. (Foto: Fabian Sommer/dpa)

Das Außenministerium will mehrere Goethe-Institute in Europa schließen. Unter SZ-Lesern sorgt diese Ankündigung für einen Aufschrei.

"Fuck you, Goethe" vom 6. Oktober:

Abriss geht schnell, Aufbau dauert

Danke für die treffliche Kritik zur Schließung der Goethe-Institute in europäischen Städten. Ein alter und wahrer Spruch sagt: Abriss geht schnell, Aufbau dauert lange. Einsparungen stärken nicht Vertrauen und verlässliche Verbindungen. Von wem oder was lassen Frau Baerbock und offenbar auch Claudia Roth sich hier antreiben? Was soll das außenpolitische Signal sein?

Nichts wird derzeit mehr gebraucht als die Stärkung des europäischen Projekts auf allen Ebenen. Schon die herbeimanipulierte Loslösung Englands ist eine Katastrophe. Das Fehlen einer erkennbar proeuropäischen strategischen Linie finde ich erschreckend.

Kai Hansen, Nürtingen

Osteuropa statt Italien

Als ich Mitte/Ende der 80er-Jahre begonnen habe, in Italien Deutsche Sprache und Kultur zu unterrichten, war eine meiner Unterrichtsstätten das Goethe-Institut in Triest, ein stolzer Bau mitten in der Stadt mit einer großen Bibliothek. Das Goethe-Institut war für uns alle also ein wichtiger Bezugspunkt und eine kulturelle Austauschmöglichkeit, zumal wir auch unsere Schüler und Schülerinnen dorthin brachten.

Dann fiel der Eiserne Vorhang. Leider wurden in den 90er-Jahren fast alle Goethe-Institute geschlossen, um neue in den Staaten im Osten aufzumachen. Anstatt nun auch in die deutsche Kultur dort zu investieren, wurden in den anderen Staaten Goethe-Institute einfach geschlossen, das Ortspersonal durfte gehen, die deutsche Sprache und Kultur waren sich selbst überlassen. Das Interesse und somit der Anteil des Deutschunterrichts an den italienischen Schulen geht seit den 90er-Jahren ständig zurück.

Ursula Ahlborn, Triest (Italien)

Eine Tragödie gerade im Elsass

Bordeaux und die anderen Städte: schlimm! Die eigentliche Tragödie spielt sich jedoch in Straßburg ab. Die deutsche Sprache war im Elsass dramatisch im Rückzug. Das hat sich in den letzten Jahren geändert. Da kommt aus Deutschland, ein Ruf wie Donnerhall, der Beschluss, das Goethe-Institut zu schließen. In Straßburg, der alten deutschen Reichsstadt, Straßburg, der Hauptstadt Europas, der Universitätsstadt, wo eben jener Goethe studiert hat und geprägt wurde.

Bernd Klasen, Wissembourg

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