Weitere Leserbriefe:AfD-Verbot und russische Propaganda

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Die AfD macht Wahlkampf mit (angeblichen) Verboten. Sollte die rechtsextreme Partei selbst verboten werden? (Foto: IMAGO/Revierfoto/IMAGO/Revierfoto)

Ein Leser äußert sich zur Forderung nach einem AfD-Verbot. Ein anderer fühlt sich durch einen Artikel über russische Propaganda an weitere Beispiele erinnert - auch aus seiner eigenen Jugend.

Nicht auf AfD-Wähler schielen

Gastbeitrag "Verbieten bringt nichts" vom 22. November:

Albrecht von Lucke bestreitet, dass ein Verbot der AfD politisch klug wäre. Dabei begeht er den zurzeit sehr verbreiteten Fehler, immer alles aus Sicht derjenigen zu sehen, die derzeit mit der AfD sympathisieren. Endlich muss an die gedacht werden, die eben nicht die AfD wählen wollen. Die nächste Asylrechtsverschärfung, inhumanes Gepolter für mehr Abschiebungen oder auch stetige Nachsicht für Sympathien mit der AfD frustrieren diese zusehends.

Herr von Lucke behauptet, die AfD sei durch gutes Regieren kleinzuhalten. Dabei übersieht er, dass es der AfD nicht darum geht, ob die Regierung die Krisen gut oder schlecht bewältigt. Gegen die gewaltigen Veränderungen wird die AfD immer polemisieren. Die demokratischen Kräfte müssen sich wieder auf sich besinnen, nicht nur auf die AfD schielen, wie das Kaninchen vor der Schlange.

Fabian Benzing, Dortmund

Propaganda durch Vorsprung

"Das wilde Bild vom Westen" vom 18. November:

Der Bericht zeigt eindringlich den Effekt von Wiederholungen in den Medien zur Gestaltung der öffentlichen Meinung. Dazu möchte ich Beispiele hinzufügen: Während des Vietnamkrieges wurde immer und immer wieder die "brutale und hinterhältige Kampfweise des Vietcongs" beschrieben. Damals, als junger Mensch, war ich zu der Auffassung gelangt, dass es sich bei den einheimischen Widerstandskämpfern um "menschliche Tiere" handeln müsse und diese ausgelöscht werden müssten.

Neben der Technik der Wiederholungen, die sich im SZ-Artikel beispielhaft auf die russische Nachrichtenagentur Ria bezieht, muss noch eine andere Technik erwähnt werden: die des Zeitvorsprungs. Wer zuerst seine Meldung in die Welt setzen kann, gewinnt einen Vorsprung in der Glaubwürdigkeit. Hierzu fällt mir der Einmarsch des Iraks in Kuwait ein. Es wurde damals, also 1990, gemeldet, die irakischen Truppen hätten in einer Klinik Säuglinge aus den Brutkästen entfernt und getötet. Diese "Wahrheit" glauben die meisten informierten Bundesbürger auch noch heute, obwohl diese bereits offiziell mehrfach als unwahr bezeichnet worden ist.

Dr. Günter Binder, Straubenhardt

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