Von Meister bis Master:Welche Abschlüsse kann ich mit einer Weiterbildung erwerben?

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Zertifikate, Zeugnisse, Bescheinigungen - oft ist es schwer einzuschätzen, was eine Fortbildung am Ende wert ist. Es gibt anerkannte Abschlüsse, die einen beruflich weiterbringen, aber der Markt ist unübersichtlich. Eine Orientierungshilfe.

Von Sabrina Ebitsch

Weiterbildungen kosten Zeit, Mühe, und manchmal auch Geld. Da lohnt es sich, die passende zu finden. Wer sich durch den Angebotsdschungel gekämpft und interessante Kurse gefunden hat, sollte auch darauf achten, was er am Ende in den Händen hält. Viele Anbieter werben mit klangvollen Titeln und aufwendig gestalteten Zertifikaten auf schwerem Papier - ohne dass viel dahintersteckt.

Unter dem Strich enden die meisten Weiterbildungen, insbesondere die Anpassungsfortbildungen, lediglich mit einer Teilnahmebestätigung. Oft gilt das auch für innerbetriebliche Schulungen, kürzere Lehrgänge oder Kurse, die sich einer bestimmten Fertigkeit oder einem bestimmten Thema widmen. Wenn es sich um kürzere Seminare ohne Prüfung oder sonstigen Leistungsnachweis handelt, ist eine Bescheinigung ausreichend und nichts dagegen einzuwenden, solange sich die Teilnehmer dessen bewusst sind. Darauf sollte aber, so empfiehlt das Bundesinstitut für Berufsbildung, zumindest festgehalten sein, was die Inhalte des Kurses waren, welche Kompetenzen erworben wurden und wie lange der Kurs gedauert hat (Stundenumfang).

Wer dagegen mit seiner Weiterbildung gezielt auf mehr Gehalt oder Beförderung hinarbeitet, sollte sich genau informieren, was der in Aussicht gestellte Abschluss bedeutet und was man damit wirklich anfangen kann. Denn inwieweit dieser anerkannt ist oder auch in welchem Umfang er gilt, ist sehr unterschiedlich - das reicht von einem innerhalb der Branche geachteten Zertifikat bis hin zu Prüfungszeugnissen, die bundesweit oder auch EU-weit Gewicht haben.

Wieviel ist ein Titel wert?

Vorsicht ist geboten bei Zertifikaten oder Diplomen kommerzieller Anbieter, die mit wolkigen Beschreibungen womöglich mehr versprechen, als sie halten können. "Das ganze Feld ist sehr unübersichtlich, oft vergibt jeder Titel und Zeugnisse, wie es ihm passt", sagt Alrun Jappe von der Stiftung Warentest. Man solle sich daher genau anschauen, womit der Kurs abgeschlossen wird. "Gibt es überhaupt eine Prüfung? Und wenn ja, wie findet diese statt? Vor Ort? Multiple Choice mit den Lehrbüchern daneben? Oder einfach zu Hause, wo niemand nachprüfen kann, wer die Aufgaben wirklich bearbeitet? Diese Fragen helfen bei der Einschätzung, wie viel eine Prüfung und ein Titel wirklich wert sind", sagt Jappe. Die Kosten sind dagegen nur bedingt aussagekräftig. Man müsse sich im Klaren darüber sein, dass es auf dem riesigen Weiterbildungsmarkt nur wenige eindeutig geregelte und breit anerkannte Abschlüsse gebe, sagt Jappe.

Relativ klar geregelt ist die Sache an den Hochschulen: Weiterbildungswillige können sich hier in Teilzeit oder Vollzeit für ein Bachelor- oder Masterstudium einschreiben und mit dem entsprechenden Titel abschließen. Darüber hinaus bieten Hochschulen Weiterbildungskurse für Berufstätige an, die mit allgemein anerkannten Zertifikaten abschließen.

Bundesweit einheitlich geregelt und staatlich anerkannt sind außerdem die Fortbildungsabschlüsse nach dem Berufsbildungsgesetz und der Handwerksordnung. Dem Bildungsministerium zufolge sind sie etabliert und regelrecht als "Marke" anerkannt. Dazu gehören 230 bundesrechtlich geregelte Fortbildungsordnungen, nach denen man beispielsweise Schreinermeister, Industriemeister oder Fachwirt wird. Landesrechtlich geregelt sind beispielsweise die Fortbildungen zum Staatlich geprüften Techniker oder Betriebswirt. Auch Erzieher, Fachkrankenpfleger, Fachkaufmann/-frau oder Edelmetall-Gestalter sind derart geregelte berufliche Abschlüsse, die nur erreicht, wer eine staatlich anerkannte Prüfung erfolgreich abgelegt hat.

Bei diesen Bildungsgängen ist genau festgelegt, was der Teilnehmer lernen und am Ende können muss, um die jeweilige Qualifikation zu erwerben. Sie setzen in der Regel bereits eine abgeschlossene Berufsausbildung und oft auch mehrjährige Berufserfahrung voraus und gelten daher als Berufsabschlüsse, die einem über eine allgemein anerkannte Berufsbezeichnung den Zugang zu neuen Aufgaben ermöglichen. Das sorgt für Transparenz und Vergleichbarkeit, bedeutet aber auch viel Engagement, weil sie mehrere Monate, oft auch, wie beim Meister oder Techniker, mehrere Jahre Zeit in Anspruch nehmen.

Solche Aufstiegsfortbildungen werden nach drei Qualifikationsebenen gegliedert: Nach Erstausbildung und erster Berufserfahrung kann man sich beispielsweise zum Geprüften Fachberater oder zum Kfz-Servicetechniker fortbilden, um so spezielle berufliche Fertigkeiten wie Kundenberatung oder Projektleitung zu vertiefen. Auf der zweiten Ebene, die für mittlere Führungsaufgaben, zur Selbstständigkeit als Handwerker oder zum Ausbilden qualifiziert, stehen Meister, aber auch Fachwirte oder Staatlich Geprüfte Techniker.

Die dritte Ebene bilden beispielsweise der Geprüfte Betriebswirt oder der Geprüfte Berufspädagoge. Diese soll auf Unternehmensführung und strategische Planungs- und Entscheidungsaufgaben vorbereiten. Nötig sind dazu, beispielsweise für den Betriebswirt, zwei Jahre Vollzeitunterricht an Fachschulen, Akademien, Kammern oder auch privaten Instituten. Während der Kurs oft auch als Fernunterricht angeboten wird, muss die Prüfung jedoch in der Regel bei einer offiziell zuständigen Stelle, etwa der Handwerkskammer, absolviert werden.

Anerkannt in der eigenen Branche

Viele andere, oft kürzere fachbezogene Fortbildungen sind zwar nicht öffentlich-rechtlich geregelt und enden nicht mit einem gesetzlich anerkannten Abschluss. Aber sie unterliegen innerhalb der jeweiligen Branche klar geregelten Vorgaben des Verbandes und schließen ebenfalls mit einer Prüfung nach einheitlichen Kriterien ab. Daher sind sie oft im jeweiligen Berufszweig von großem Ansehen, weil sie Inhalte vermitteln, die allgemein oder gerade gefragt sind - das kann die Wellness-Massage-Fortbildung für Kosmetiker an einer Berufsfachschule genauso sein wie die mehrmonatige Weiterbildung zum Energieberater oder zur Fachkraft für mechatronische Systeme bei der Handwerkskammer. Auch als Wirtschaftsinformatiker oder Pflegedienstleiter im Gesundheitswesen kann man nach Lehrgängen an Fachschulen, Akademien, Kammern oder privaten Einrichtungen arbeiten.

Fachwissen in bestimmten, enger umgrenzten Bereichen, etwa für Buchführung oder für einzelne Computerprogramme lässt sich sowohl bei öffentlichen wie auch bei privaten Bildungsträgern - vom eigenen Arbeitgeber oder dem Berufsverband über die Volkshochschule bis zum Erwachsenenbildungswerk - erwerben. Welche Verwertbarkeit diese Zertifikate über bestimmte Qualifikationen im Einzelfall haben, lässt sich in Weiterbildungsberatungen klären. Bei der Einschätzung können auch die Kammern, Branchenverbände oder Arbeitsagenturen helfen.

Ohne bestimmte Abschlüsse bleiben einem Arbeitsbereiche, Karriereschritte und auch höhere Weiterbildungsstufen mitunter verschlossen. Neben der fachlichen Fortbildung ist deshalb auch eine allgemeine Weiterbildung möglich, indem man zunächst einmal Schulabschlüsse nachholt und sich so auf den beruflichen Aufstieg vorbereitet. Wer etwa eine Berufsfachschule besuchen will, um Fachkrankenpfleger zu werden, muss in der Regel mindestens einen mittleren Schulabschluss mitbringen. Alle allgemeinbildenden Schulabschlüsse lassen sich auf dem Zweiten Bildungsweg nachholen, je nach Niveau an Volkshochschulen, (Berufs-)Kollegs, Abendschulen, Fachschulen, -akademien oder per Fernunterricht. Eine Übersicht hat die Bundesagentur für Arbeit hier zusammengestellt.

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