Von E-Learning bis Studium:Welche Formen beruflicher Weiterbildung gibt es?

Training on the job, externe Lehrgänge oder Fernunterricht: Die Bandbreite beruflicher Fortbildungen ist groß und unübersichtlich. Wer sich weiterbilden möchte, sollte nicht nur wissen, was ihm den größten Nutzen bringt - sondern auch, was am besten zu ihm passt.

Von Sabrina Ebitsch

Vom eintägigen Workshop bis zum mehrjährigen Studium - die Vielfalt der Weiterbildungsmaßnahmen ist enorm. Wer ernsthaftes Interesse mitbringt, wird fündig werden, weil auf dem riesigen Markt für jeden Geschmack und jedes Bedürfnis etwas dabei ist. Egal, ob man einfach seine Englischkenntnisse verbessern oder einen neuen beruflichen Abschluss meistern will.

Je nach Ausgangslage geht das auch ganz flexibel, im eigenen Lerntempo, von zu Hause aus. "Ich rate aber dazu, sich selbst ehrlich Rechenschaft abzulegen, wie viel Zeit man tatsächlich hat", sagt Alrun Jappe von der Stiftung Warentest. Sinnvoll sei es, sich beim Anbieter über den wöchentlichen Zeitaufwand zu informieren und dann genau zu kalkulieren, ob man wirklich genug Stunden erübrigen könne.

Ganz grundsätzlich wird zwischen Aufstiegs- und Anpassungsfortbildungen unterschieden, die entweder dazu dienen, die Karriere voranzutreiben oder im bisherigen Job weiter mithalten zu können. Innerhalb dieser beiden großen Bereiche gibt es mannigfaltige Varianten - hier ein Überblick über die wichtigsten:

  • In-House-Seminare/Training near the job: Innerbetriebliche Weiterbildung ist die gängigste Form, mehr als die Hälfte aller Weiterbildungsmaßnahmen finden innerhalb des jeweiligen Unternehmens statt. Dazu gehören Schulungen bei der Einführung neuer Computerprogramme genauso wie Kurse in Mitarbeiterführung für neue Teamleiter oder Vorträge über neu strukturierte Arbeitsabläufe. Solche Angebote haben den Vorteil, dass der Arbeitgeber mit internen oder externen Seminarleitern die Inhalte genau auf die Anforderungen am Arbeitsplatz abstimmen kann. Den Arbeitnehmern kommt zugute, dass diese Workshops in der Regel während der Arbeitszeit stattfinden und für sie keine Kursgebühren anfallen.
  • Training on the job: Bei dieser Sonderform der innerbetrieblichen Weiterbildung sitzen die Teilnehmer zum Lernen nicht in einem Seminar- oder Konferenzraum, sondern werden, meist von einem Kollegen, einem Vorgesetzten oder auch externen Coaches, an ihrem Arbeitsplatz geschult - beispielsweise, wenn jemand auf einer neuen Stelle eingearbeitet werden muss oder Beratung bei bestimmten Aufgaben braucht. Für Berufseinsteiger gibt es oft eigens angelegte Traineeprogramme. Immer häufiger werden auch Lerntandems eingerichtet, in denen zwei Kollegen, ein erfahrener und ein unerfahrener, eng zusammenarbeiten und so direkter Wissenstransfer in der Praxis stattfindet. Der englische Fachbegriff "Training on the job" deckt also vielfach ab, was ohnehin täglich in Unternehmen passiert, ohne als Weiterbildung wahrgenommen zu werden.
  • Lehrgänge bei Bildungsträgern/Training off the job: Bei dieser externen, also außerbetrieblichen Variante der Weiterbildung besuchen die Teilnehmer externe Kurse oder Seminare. Sie erwerben dort Fachwissen, das womöglich im eigenen Unternehmen fehlt, oder neue Qualifikationen und Abschlüsse. Möglich ist das beispielsweise bei den Handwerkskammern, bei den Industrie- und Handelskammern (IHK), an Fachschulen, an den Volkshochschulen, bei privaten Instituten, Hochschulen oder bei Bildungswerken. Neben beruflichem Fachwissen werden auch Kurse angeboten, die nicht unmittelbar am Arbeitsplatz verwertbar sind. Das Spektrum reicht vom Tagesseminar - beispielsweise beim Bildungswerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes zu "Keynes für Anfänger" oder "Krisenpolitik in Europa" - bis zu Lehrgängen, die die Teilnehmer über mehrere Monate beschäftigen, wie die Fortbildung zur "Fachkraft für Solartechnik" an der Handwerkskammer.

Von E-Learning bis zur Fortbildung im Ausland

  • Fernunterricht/E-Learning: Wer nicht die Lust, Zeit oder Möglichkeit hat, sich abends oder am Wochenende in einen Seminarraum an der IHK zu setzen, kann mit ausreichend Selbstdisziplin auch von zu Hause aus lernen und sich Zeit und Lernmaterial selbst einteilen. Inhaltlich ist dabei nahezu alles möglich: vom Sprachkurs für die Krankenschwester, die häufig mit türkischen Patienten arbeitet, bis hin zum Psychologie-Bachelor im Fernstudium. Wie die Weiterbildung zu Hause organisiert ist, hängt vom jeweiligen Angebot an: Oft werden die Lernunterlagen verschickt, daneben gibt es Präsenzveranstaltungen in größeren zeitlichen Abständen zum gemeinsamen Austausch oder für Prüfungen. Stark an Bedeutung gewonnen hat in diesem Zusammenhang das E-Learning: Anstatt regelmäßig Post vom Bildungsanbieter zu erhalten, können sich die Teilnehmer das Material beispielsweise selbstständig via CD-Rom aneignen, auf Lernplattformen herunterladen, sich in virtuellen Klassenzimmern, Foren oder über Chats mit anderen Lernenden austauschen oder den Dozenten Fragen stellen. Wenn das E-Learning zu Hause und der Austausch mit anderen vor Ort zusammenkommen, spricht man auch von Blended Learning. Bei Onlinekursen oder Webinaren kann man dem Dozenten oft auch live übers Internet zuhören, ohne dafür das Haus verlassen zu müssen.
  • Studium für Berufstätige: Für viele Hochschulen ist die kostenpflichtige Weiterbildung Berufstätiger mittlerweile ein wichtiges Standbein. Sie bieten zum Beispiel spezielle Seminare oder Workshops für Führungskräfte an oder richten sich mit Studienangeboten verstärkt an Berufstätige. Die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München hat eigene Programme für Fach- und Führungskräfte aufgelegt, etwa Datenanalyse-Kurse für Nicht-Statistiker aus Industrie und Forschung oder Ultraschallkurse für Mediziner. Weit verbreitet sind inzwischen die MBA (Master of Business-Administration)-Studiengänge, mit denen sich angehende Führungskräfte aus verschiedenen Fachbereichen Management-Qualitäten aneignen können. Aber auch anderweitig können sich Arbeitnehmer an den Hochschulen fortbilden, indem sie beispielsweise nach Jahren im Beruf für einen Masterabschluss wieder Vollzeit an die Uni zurückkommen oder indem sie berufsbegleitend studieren. Möglich ist das etwa über ein Teilzeitstudium am Abend und an den Wochenenden oder ein Fernstudium mit einzelnen Präsenzveranstaltungen. Dazu braucht es zwar Durchhaltevermögen und Selbstdisziplin, aber oft kommt einem der Arbeitgeber auch entgegen, mit Freistellungen oder Arbeitszeitreduzierung. Wer kein Abitur hat, sollte sich davon übrigens nicht abschrecken lassen: Die Hochschulen öffnen sich auch für Berufstätige ohne Hochschulreife, wenn sie beispielsweise einen bestimmten Abschluss wie Meister oder Fachwirt haben oder mit ausreichend Berufserfahrung eine Aufnahmeprüfung oder ein Probestudium bestehen.
  • Staatlich anerkannte Fortbildungen mit Berufsabschluss: Bei verschiedenen Bildungsträgern können Berufstätige auch staatlich anerkannte Berufsabschlüsse über eine Abschlussprüfung erwerben. Bei den Handwerks- sowie Industrie- und Handelskammern, an Fachschulen oder auch bei privaten Instituten kann man sich zum Handwerks-, Industrie- oder Fachmeister fortbilden lassen. Die Vorbereitungskurse, die meist etwa zwei Jahre dauern, firmieren unter dem Begriff Meisterschule, ihr Besuch ist aber für das Ablegen der Meisterprüfung nicht verpflichtend. In kaufmännischen Berufen kann man sich zum Fach- oder später auch Betriebswirt qualifizieren, in technischen zum Staatlich geprüften Techniker. Auf dieser Qualifikationsstufe stehen beispielsweise auch Erzieher, Fachkrankenpfleger oder Fachkaufmann/-frau; für die Ausbildung kann ebenfalls Meister-Bafög beantragt werden.
  • Fortbildung im Ausland: Weiterbildung lässt sich auch gut mit einem Auslandsaufenthalt verbinden. Über neues Fachwissen hinaus können Arbeitnehmer so ihre Sprachkenntnisse und ihre interkulturellen Kompetenzen für den Lebenslauf aufbessern. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Selbstorganisiertes Lernen: Findet eigentlich immer statt, wenn Arbeitnehmer Fachzeitschriften zur Hand nehmen oder Fachbücher lesen, um auf dem Laufenden zu bleiben. Auch wer sich aus eigenem Antrieb durchs Intranet klickt, um die Power-Point-Präsentation eines verpassten Vortrags nachzulesen, abends an der Volkshochschule Social-Media-Kurse besucht oder im Urlaub nicht am Strand liegt, sondern eine Bildungsreise macht, bildet sich weiter - auch wenn es nicht unmittelbar für den Beruf verwertbar ist. Immer wenn Lernen nicht nur von anderen bestimmt wird, spricht man von selbstorganisiertem Lernen, also beispielsweise auch beim Fernstudium oder beim E-Learning.
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