Tipps für die Gehaltsverhandlung:Welche Extras Sie aushandeln können

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Wer mehr Geld vom Chef will, kann wie üblich ums Gehalt pokern. Oder um Zuschüsse für Dinge des täglichen Lebens. Das hat große Vorteile - denn hier fallen meist keine Steuern an.

Von Berrit Gräber

Hey Boss, ich brauch' mehr Geld: Millionen Arbeitnehmer hatten sich eigentlich für dieses Jahr vorgenommen, mal wieder nach mehr Lohn zu fragen. Doch die meisten haben sich auch 2013 nicht getraut. Wer schon einmal eine Lohnaufbesserung durchgefochten hat, weiß sowieso: Sozialabgaben und Steuern lassen das erkämpfte Plus schnell wieder dahinschmelzen. Von 100 oder 200 Euro mehr brutto im Monat landet am Ende nicht einmal mehr die Hälfte auf dem Konto. Und dann nagt auch noch die Inflation daran.

Die schlauere Variante für Durchschnittsverdiener ist neuerdings die schlichte Bitte: Hallo Chef, wie wär's mit geldwerten Extras? Beispielsweise mit einem monatlichen Zuschuss für die Strom- oder Gasrechnung, fürs Tanken, Einkaufen im Supermarkt oder den Bus zur Arbeit, für den Kindergarten oder den Ernährungskurs?

Allein mit dem Aushandeln von Einkaufsgutschein und Krippenzuschuss kann ein Arbeitnehmer schon circa 200 Euro mehr im Monat herausholen - und zwar ohne Abzüge, wie Thomas Schmidt von der Gesellschaft für Lohn- und Gehaltsoptimierung (GfLG) in Ottobrunn bei München vorrechnet. Der Fiskus bleibt ganz legal außen vor.

"Einfallsreichtum ist bares Geld wert"

"Einfallsreichtum rund ums Gehalt ist bares Geld wert", betont auch Markus Deutsch, Steuerberater und Sprecher des Neuen Verbands der Lohnsteuerhilfevereine (NVL) in Berlin. Gerade Mitarbeiter kleiner und mittlerer Betriebe sollten mit ihrem Chef aushandeln, dass sie statt Lohnerhöhung eine Entlastung bei den täglich drückenden Kosten bekommen. Dass sie etwa auf seine Kosten shoppen, essen oder zum Friseur gehen können, außerdem einen Zuschuss fürs Internet-Surfen zu Hause einstreichen, für die Tagesmutter plus den Anti-Stress-Kurs, ein neues Handy gestellt bekommen oder ein iPad. Leichter zu verhandeln als eine Lohnerhöhung sind die Extras allemal.

Auch der Boss spart sich damit jede Menge Abgaben. Beim Jobwechsel können solche Extras Brücken bauen. Das gilt auch, wenn der Arbeitgeber gute Fachkräfte halten will.

"Ein Herz fassen, zum Chef gehen und Vorschläge machen", rät Erich Nöll vom Bundesverband der Lohnsteuerhilfevereine (BDL). Geldwerte Zusatzleistungen seien schwer im Trend. "Das wird gerade zum Boom", bestätigt Schmidt. Der Steuerexperte gehört zur neuen Berufssparte findiger Gehaltsoptimierer, die Firmen beim Umsetzen der Boni beraten. Die Materie ist knifflig, die Fülle der Möglichkeiten überraschend groß. Das Einkommensteuergesetz erlaubt Unternehmen jede Menge Schachzüge, um am Fiskus vorbei einige hundert Euro mehr netto zu spendieren - steuerfrei oder zumindest steuerermäßigt.

Folgende Extras können für Mitarbeiter wie den Chef interessant sein:

Tanken, Bus und mehr

Zu den am häufigsten verhandelten Sachleistungen zählen Tankbons oder ein Jobticket für öffentliche Verkehrsmittel. Pro Monat und Mitarbeiter darf der Chef dafür 44 Euro ausgeben. Dieses Plus bleibt völlig steuer- und abgabenfrei, für Arbeitnehmer wie den Chef. Um auf den gleichen Wert zu kommen, müsste der Beschäftigte beim Gehaltspoker ein Plus von etwa 100 Euro brutto rausholen, betont Schmidt.

Möglich ist auch, die Firma alternativ 44 Euro monatlich für Strom, Gas, den Friseur oder Warenkäufe jeder Art zahlen zu lassen. Aber: Eine Sachleistung gibt es nur einmal im Monat. Tanken und ein Zuschuss zur Stromrechnung beispielsweise können nicht kombiniert werden.

Sachleistung statt Lohnerhöhung
:Warum weniger Gehalt manchmal mehr Lohn ist

Jobticket, Kindergarten-Zuschuss oder die Nutzung von Bonusmeilen: Oft sind Sachleistungen sinnvoller als eine Gehaltserhöhung um wenige Prozent. Viele Angestellte handeln darum nicht mehr Geld aus, sondern mehr Leistungen. Die beliebtesten Alternativen zur klassischen Lohnerhöhung - ein Überblick.

Monatlich 21 Euro können zusätzlich drin sein, wenn der Mitarbeiter für die Firma Reklame fährt und sich einen Werbeaufkleber ans Auto pappt - auch das erlaubt das Einkommensteuergesetz. Möglich ist sogar, zum Urlaubsgeld noch einmal eine "Erholungsbeihilfe" von über 300 Euro im Jahr zu kassieren, je nach Familiensituation. Nachfragen kostet nichts.

Kinderbetreuung

Richtig viel Entlastung ist drin, wenn der Arbeitgeber die Betreuung von Kindern bis zum schulpflichtigen Alter sponsert. Kriegt ein junger Vater statt 150 Euro mehr Gehalt im Monat den gleichen Betrag als Krippenzuschuss, kann er davon 1:1 profitieren. Von einer Gehaltserhöhung um 150 Euro blieben ihm gerade mal knapp 70 Euro übrig. Kindergarten- oder Krippenzuschüsse sind abgabenfrei bis zu der Summe, die die Kindereinrichtung als Beitrag verlangt. Auch Hortgebühren oder das Honorar für eine Tagesmutter können vom Chef bezuschusst oder gar komplett übernommen werden.

"Nach oben gibt es da keine Grenzen, alles Verhandlungssache", erklärt Schmidt. Aber: Die Privatschule oder der Reitunterricht sind tabu. Da darf der Chef keinen Cent zuschießen.

Mittagstisch

Gibt es keine Kantine, können Firmen zusätzlich zu den Sachleistungen die Verpflegung ihrer Mitarbeiter sponsern. Das geht mit Restaurantgutscheinen oder Essenschecks, die bei bestimmten Anbietern oder auch Supermärkten eingelöst werden können. Bons bis zu 6,03 Euro pro Arbeitstag bleiben abgabenfrei. Klingt wenig, macht aber viel aus. Allein mit 15 Essensbons im Monat lassen sich über 90 Euro abgabenfrei dazuverdienen. Um aufs gleiche Netto-Plus zu kommen, müsste der Chef etwa 180 Euro Gehaltserhöhung locker machen.

Handy und PC

Pauschal bis zu 50 Euro im Monat können Beschäftigte außerdem für ihre privaten Internetgebühren ohne Nachweis aushandeln. "Um das gleiche Geld netto zu haben, müssten 110 Euro mehr brutto überwiesen werden", betont Schmidt. Einen nach oben hin unbegrenzten Zuschuss darf die Firma gewähren, wenn sie ihrem Mitarbeiter für zu Hause gleich die gesamte Hard- und Software überlässt, wie beispielsweise einen Computer, ein Laptop, das neuste iPad, Smartphone oder ein Fax. Die Geräte dürfen auch ausschließlich privat gebraucht werden, ohne dass Steuer und Sozialabgaben anfallen. Voraussetzung: Die Firma ist der Eigentümer oder Mieter (bei Leasing). Verschenkt der Chef ein Gerät, will der Fiskus dagegen Steuern sehen.

Gesundheitsförderung

Selbst beim Thema Fitness ist Sponsoring möglich. Die Firma darf einen Mitarbeiter finanziell unterstützen bei Kursen und Trainings, die seinen Gesundheitszustand verbessern, auch außerhalb des Betriebs. Als Extra zum Gehalt sind beispielsweise Wirbelsäulen-Übungen aushandelbar, Anti-Stress- oder Burn-Out-Trainings, Entspannungs- und Nicht-Raucher-Kurse sowie Lehrgänge rund um die gesunde Ernährung. Dafür sind pro Mitarbeiter jährlich bis zu 500 Euro abgabenfrei drin. Aber: Mitgliedschaften bei Sportvereinen und Fitnessstudios sind ausgenommen. Die müssen aus der eigenen Tasche, sprich: vom Nettogehalt, gezahlt werden.

© SZ vom 02.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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