Trotz der schlimmsten Wirtschaftskrise in der Geschichte der Bundesrepublik sind die Honorare der Ärzte 2009 in fast allen Bundesländern kräftig gestiegen. In Berlin wurden am Freitag Zahlen bestätigt, über die die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet hatte. Der Gemeinsame Bewertungsausschuss von Kassen und Ärzten habe für die ersten drei Monate des vergangenen Jahres ein Plus von mehr als sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum errechnet, hieß es. Auf das ganze Jahr berechnet dürfte das Plus leicht höher liegen, weil die Ausgaben im vierten Quartal meist höher sind als in den beiden davor.
Demnach stieg der Überschuss, den alle Kassenärzte - vom Allgemeinmediziner bis zum Radiologen - erzielten, im Westen um 5,3 Prozent auf 74.403 Euro und im Osten um 8,3 Prozent auf 82.822 Euro. Diese Zahlen können nicht mit dem Einkommen von Angestellten verglichen werden, weil davon noch Steuern und Ausgaben für Sozialversicherungen abgezogen werden. Nicht in dem Betrag erhalten sind Einnahmen aus der Behandlung von Privatpatienten. Nach einer Faustformel machen diese etwa 20 Prozent der Gesamteinnahmen aus, im Osten weniger, im Westen mehr. Ebenfalls nicht enthalten sind Einnahmen, die Hausärzte durch Abschluss spezieller Hausarztverträge erhalten. Über diese Honorare gibt es momentan Streit zwischen der Interessenvertretung der Mediziner und Minister Philipp Rösler.
Die Kassenärztlichen Vereinigungen, die für die Verteilung der Honorare zuständig sind, erhielten 2009 in den ersten neun Monaten von den Kassen etwa 23 Milliarden Euro. Das sind 1,5 Milliarden Euro mehr als im Vorjahreszeitraum. Allerdings fiel das Plus nicht überall gleich aus. Zu den Gewinnern gehören demnach Hamburg, Niedersachsen und die neuen Bundesländer, wo es bei 15 Prozent und mehr lag. In Bayern, Rheinland-Pfalz und Hessen stiegen sie lediglich um bis zu sechs Prozent. In Baden-Württemberg gab es sogar ein Minus von zwei Prozent.