Spanischunterricht:Profesores gesucht

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Penélope Cruz macht es vor, deutsche Schüler eifern ihr nach: Spanischunterricht boomt. Doch noch immer fehlen Lehrer. Das liegt nicht nur an der Latein-Lobby.

M. Bartmann

Fast eine halbe Milliarde Menschen auf der Welt sprechen Spanisch. Castellano, wie die spanische Schriftsprache auch genannt wird, hat sogar mehr Muttersprachler als das Englische. Der Unterricht an deutschen Schulen wird dieser Bedeutung aber oft nicht gerecht. Zwar erlebt das Fach seit Jahren eine enorme Entwicklung, aber längst nicht jeder, der dies möchte, könne die Sprache lernen, beklagt der Deutsche Spanischlehrerverband (DSV). Es herrsche immer noch Mangel an kompetenten Lehrern.

Aufholjagd eines Mangelfachs

Um zwölf Prozent im Vorjahresvergleich stieg die Zahl der Spanisch-Schüler laut Statistischem Bundesamt im Schuljahr 2008/2009. Bei den bisher dominierenden Fremdsprachen Englisch und Französisch stagnieren dagegen die Zahlen, obgleich diese absolut gesehen noch weit vorne liegen. Die spanische Aufholjagd aber führt dazu, dass in vielen Bundesländern die Sprache als "Mangelfach" gilt, weil nicht alle benötigten Stellen besetzt werden können, um die Nachfrage zu bedienen. Und das, obwohl von Jahr zu Jahr mehr Spanischlehrer die Universitäten verlassen.

In einigen Bundesländern werden Spanischlehrer dringend gesucht: In Niedersachsen gibt es aktuell noch immer zu wenig neue Pädagogen an den Gymnasien. Das könne sich allerdings von einem Einstellungstermin auf den anderen ändern, beruhigt das Kultusministerium in Hannover. Auch in Hessen gilt Spanisch als Mangelfach.

Fadenscheiniges Argument

Besser sieht es offenbar in den neuen Ländern aus: So sieht das Ministerium in Sachsen keine Lücke mehr - obwohl die Zahl der Spanischschüler dort innerhalb eines Jahres um mehr als 1000 anstieg. Dass trotzdem nicht jeder die Sprache lernen könne, liege auch am vielseitigen Interesse der Schüler, sagte eine Sprecherin. Denn Ziel sei "ein attraktives Sprachangebot, und nicht an jeder Schule die ganze Sprachenpalette". Wenn in einer Klassenstufe nur wenige Schüler Spanisch wollten, könne kein Kurs zusammenkommen.

Für den DSV ist das jedoch ein fadenscheiniges Argument: "Es wäre durchaus möglich, Schüler aus verschiedenen Schulen zu einem gemeinsamen Unterricht zusammenzuführen", sagt DSV-Chef Walther Bernecker. Allerdings brauche es dazu den Willen der Politik.

Quereinsteiger sind keine Lösung

Zudem sei zuletzt eine Verbesserung der Lehrer-Versorgung in vielen Ländern nur möglich gewesen, weil Quereinsteiger eingesetzt würden. Diese können zwar Spanisch, haben jedoch oft keinerlei pädagogische Ausbildung. Für Bernecker ist "diese Praxis mit externen Kräften keine Lösung". Auch in Bayern, wo es laut Kultusministerium keinen Mangel mehr gibt, hätte Spanisch ein weit höheres Potential, glaubt Bernecker, schränkt jedoch ein: "Die Latein-Lobby kämpft hier seit Jahren gegen einen weiteren Ausbau des Spanischunterrichts."

Allerdings ist im Gegensatz zu Latein Spanisch bei Studienanfängern attraktiver denn je: "Beim Blick auf die Studentenzahlen mache ich mir keine Sorgen", sagt Eva Eckkrammer vom Deutschen Romanistenverband. Doch kann damit die Lücke an ausgebildeten Lehrern tatsächlich geschlossen werden? Prognosen sind schwer zu erstellen: Wenn das Interesse der Schüler an der Sprache schneller steigen sollte als die Zahl der Lehramtsabsolventen, wird die Lücke immer größer werden.

© SZ vom 22.03.2010/holz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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