Spätes Prüfungsergebnis:Lahme Professoren

Lesezeit: 2 min

Wenn das Warten kein Ende nimmt: Studenten können Prüfern, die nicht mit der Note herausrücken, Druck machen. Nur auf eine Maßnahme sollten Sie dabei verzichten.

Nach monatelangem Büffeln und Schreiben ist es endlich vollbracht: Die Abschlussarbeit ist fertig und abgegeben. Damit ist das Studium fast geschafft. Aber eben nur fast. Denn die Abschlussnote fehlt noch. Bis sie steht, ist Geduld gefragt. Es kann bisweilen dauern. Damit haben Absolventen gleich zwei Probleme auf einmal: Ohne Note kein Abschluss, und ohne Abschluss kein Job. Schließlich sind Bewerbungen ohne Abschlussnote wenig aussichtsreich. Ganz hilflos sind Studenten aber nicht, wenn Prüfer nicht in die Gänge kommen.

Zeit für einen Weckruf: Wenn der Prüfer einfach nicht mit der Note herausrückt, sollten Studenten aktiv werden. (Foto: Foto: iStock)

Schlechtes Betreuungsverhältnis

"Es passiert jedes Semester zahlreichen Studenten, dass sie lange auf die Abschlussnote warten müssen", hat Tobias Roßmann beobachtet. Er ist langjähriges Mitglied der Studentenvertretung der Humboldt-Universität in Berlin. Genaue Zahlen gebe es zwar nicht, dennoch beklagten sich regelmäßig Studenten.

Auch der Deutsche Hochschulverband in Bonn kennt das Phänomen. "Das liegt häufig an dem schlechten Betreuungsverhältnis", erklärt Sprecher Matthias Jaroch. Wenn im Schnitt auf einen Professor rund 60 Studenten kommen, sei die Belastung sehr hoch. In Massenfächern wie Germanistik oder Anglistik sehe es oft noch schlechter aus. Und durch die Umstellung auf Bachelor und Master sei die Zahl der Prüfungen noch gestiegen.

Dafür kriegen sie viel Geld

Diese Umstände kennt auch Tobias Roßmann. "Deswegen sollte man auch nicht gleich zwei Wochen nach Abgabe der Abschlussarbeit nach der Note fragen", rät er. Dennoch hätten Studenten ein Recht auf eine zügige Korrektur. "Das gehört zum Job der Professoren, dafür verdienen sie viel Geld." Wie aber gehen Studenten am besten vor?

"Zuerst sollten sie in der Studienordnung ihrer Hochschule nachschauen, ob es zu dem Thema feste Regelungen gibt", empfiehlt Roßmann. An der Humboldt-Universität beispielsweise sei festgelegt, dass die Abschlussnote in der Regel nach vier Wochen bekanntgegeben werden soll und spätestens nach acht Wochen bekanntgegeben werden muss.

Acht Wochen sind ein guter Richtwert

Ist kein zeitlicher Rahmen vorgegeben, haben es Studenten schwerer, einen Professor darauf festzunageln. "Acht Wochen können allerdings ein guter Richtwert sein", findet Roßmann. "Eine Wartezeit von bis zu zwei Monaten kann ich verstehen, immerhin soll die Arbeit ja auch ordentlich korrigiert werden." Dauert es länger, sollten Studenten beim Professor nachhaken.

Das rät auch Matthias Jaroch vom Deutschen Hochschulverband. Dabei sei ein persönliches Gespräch besser als eine E-Mail, die untergehen kann. Auch ein Anruf bei der Sekretärin des Prüfers helfe nicht unbedingt, weil sie häufig nicht viel ausrichten könne. "Wer in die Sprechstunde des Professors geht, seine Situation erklärt und um ein schnelles Verfahren bittet, kann durchaus Erfolg haben", sagt Jaroch. Schließlich wisse der Prüfer ja nicht unbedingt, dass man sich schnell um eine Stelle bewerben will und dafür die Note benötigt.

Hilfreicher Satz

"Bei so einem Gespräch kann es psychologisch gut sein, dem Professor zu signalisieren, dass man seine Situation ebenfalls versteht", sagt Roßmann. Ein Satz wie "Ich weiß, Sie haben viel zu tun" könne hilfreicher sein, als sofort auf die Studienordnung zu pochen.

Doch auch dieser Versuch ist nicht immer von Erfolg gekrönt. "Dann sollte der Studiendekan kontaktiert und informiert werden", rät Roßmann. Danach könne auch das Prüfungsbüro eingeschaltet werden und einen Antrag auf sofortige Korrektur stellen.

Besser nicht zum Rechtsanwalt

Eher ungünstig ist der Gang zum Rechtsanwalt. "In diesen Fällen hat man so gut wie keine rechtliche Handhabe", erklärt Nannette Meyer-Sand, Anwältin für Bildungsrecht in Hamburg. Nach drei Monaten könne zwar eine Untätigkeitsklage erhoben werden, doch das habe nicht viel Aussicht auf Erfolg. Auch sei es womöglich kein gutes Signal, einen Anwalt einzuschalten. "Die große Schwester heranzuziehen, sieht nie gut aus", findet Meyer-Sand. "Wenn keine Formalien missachtet wurden, sondern einem einfach die Wartezeit lang erscheint, ist ein persönlicher Kontakt zum Prüfer meist die bessere Alternative."

© sueddeutsche.de/dpa/Aliki Nassoufis/holz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Neue Hochschulen
:Der Boom der Privaten

Das Angebot an privaten Hochschulen wächst. Aber warum entscheiden sich immer mehr Studenten für eine der spazialisierten und nicht ganz billigen Unis?

Einige Antworten in Bildern

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: