Pflege:Fachkräftemangel macht Diakonie-Einrichtungen zu schaffen

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Eine Pflegefachkraft hilft in der ambulanten Pflege einer Frau beim Umsetzen. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Symbolbild)

Die Pflegebranche steht wegen eines enormen Fachkräftemangels vor großen Schwierigkeiten. Der altersbedingte Ausstieg der Babyboommer aus dem Job verschärft die Lage. Dabei ist der Beruf laut Diakonie inzwischen attraktiver geworden.

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Rostock (dpa/mv) - Die absehbare Personallücke von bis zu 500.000 Vollzeitkräften im Pflegebereich bis Ende 2030 in Deutschland macht dem evangelischen Diakonie-Wohlfahrtsverband große Sorgen. Schon heute sei der Fachkräftemangel in der Pflege die größte Herausforderung für diakonische Einrichtungen und Dienste. „Aufgrund von Personalmangel werden bereits Stationen in Krankenhäusern und Wohnbereiche in Pflegeeinrichtungen geschlossen“, warnte der Verband zum Abschluss der zweitägigen Konferenz Diakonie und Entwicklung am Donnerstag in Rostock.

„Der Fachkräftemangel in der Altenpflege, aber auch in der Eingliederungshilfe und in Kindertagesstätten ist enorm. Es geht um die Frage, wie Einrichtungen und Dienste weiter betrieben werden können oder ob Plätze und Angebote reduziert oder weiter abgebaut werden müssen“, sagte Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik Diakonie Deutschland. Dabei sei der Pflegeberuf inzwischen mit Blick auf Ausbildung, Entlohnung und berufliche Wachstumsmöglichkeiten durchaus attraktiv.

„Pflegeberuf heißt heute nicht mehr „Einmal am Bett, immer am Bett““, sagte Loheide der Deutschen Presse-Agentur. Bei der Ausbildung liege die Vergütung bei 1200 Euro im ersten Jahr, 1300 Euro im zweiten und 1500 Euro im dritten Jahr. „Das hat sich enorm verbessert, aber noch nicht so richtig rumgesprochen.“ Auch die Bezahlung für Pflegefachkräfte könne sich inzwischen ebenfalls im Vergleich etwa mit dem Handwerk sehen lassen.

Verstärkung aus dem Ausland für die Branche sei wichtig, verlange aber auch Begleitung und Fürsorge für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. So seien unterstützende Maßnahmen für die Integration von Pflegefachkräften im Rahmen der EU-Mobilität innerhalb der Europäischen Union sowie aus Drittstaaten notwendig.

Die Vorstandschefin des Evangelischen Werks für Diakonie und Entwicklung (EWDE) und Präsidentin Brot für die Welt und Diakonie Katastrophenhilfe, Dagmar Pruin, betonte, eine Zuwanderung befreie die Bundespolitik und die Arbeitgeber nicht von der Verantwortung, die Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen hierzulande grundsätzlich zu verbessern, damit mehr Fachkräfte wieder in den Beruf zurückkehrten.

Mit Blick auf die häusliche Pflege sieht die Diakonie erheblichen Handlungsbedarf. „75 Prozent der Menschen werden zuhause, in der Regel von Angehörigen oder nahestehenden Personen gepflegt. Da merken wir: Die gehen wirklich auf dem Zahnfleisch“, so Loheide. Diese Pflegenden bräuchten professionelle Begleitung und eine stärkere Entlastung durch Kurzzeit-, Tages- oder ambulante Pflege. „Das System ist total ausgereizt“, warnte Loheide.

Die Diakonie trete analog zum Elterngeld für ein Pflegegeld für die Menschen ein, die ihren Beruf ganz oder teilweise aufgäben, um ihre Angehörigen zuhause zu pflegen. Das müsse abgefedert werden, damit man sich das auch finanziell leisten könne. Die Konferenz Diakonie und Entwicklung ist das höchste beschlussfassende Gremium des EWDE, zu dem die Diakonie Deutschland, Brot für die Welt und die Diakonie Katastrophenhilfe gehören.

© dpa-infocom, dpa:231012-99-534644/3

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