Interview:Hoch motiviert

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Leander Andac ist von einer staatlichen an eine private Hochschule gewechselt. Der Grund dafür war ein maßgeschneiderter Studiengang, der Soziologie, Politik und Ökonomie vereint. Davon erhofft sich Andac einen guten Start ins Berufsleben.

Interview von Viola Schenz

Leander Andac ist übergelaufen - von einer staatlichen zu einer privaten Universität. Nach vier Semestern Politik, Philosophie und Wirtschaft am Donauufer, an der Universität Regensburg, studiert er jetzt Politik, Soziologie und Wirtschaft am Bodensee, an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen. BA Sociology, Politics & Economics nennt sich der kombinierte Bachelor-Studiengang, der gut 30 000 Euro kostet. Sein Berufsziel? Diplomatischer Dienst, Unternehmensberatung oder "was ganz Eigenes machen".

SZ: Herr Andac, warum sind Sie an eine private Uni gewechselt?

Leander Andac: Ich habe einen Studiengang genau in dieser Kombination gesucht: Politik, Soziologie, Ökonomie. Die Idee stammt aus England, ist bei uns aber noch nicht wirklich verbreitet. Dadurch war die Wahl des Studienorts eingeschränkt. Die Zeppelin Universität ist die einzige, die dieses maßgeschneiderte Konzept anbietet. Sie sieht sich selber als Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Kultur und Politik, das ist sogar ihre Mission. Diese Teilbereiche verbindet sie in ihren vier Studiengängen, mit unterschiedlicher Gewichtung.

Was versprechen Sie sich von dem Kombi-Studiengang?

Dass ich danach breit aufgestellt bin und trotzdem spezialisiert. Man studiert hier nicht dreigleisig nebeneinander her, sondern begreift die Teildisziplinen zusammen. Meiner Ansicht nach bedingen die sich gegenseitig und sind auch nur als Paket begreifbar. Ich hoffe, dass ich mir großes Wissen aneigenen kann in drei Fächern, die voneinander abhängen.

Ist das den finanziellen Aufwand wert?

Kleine Gruppen, direkter Zugang zum Professor, straffer Stundenplan - diese Vorteile sehen Studenten an privaten Hochschulen. (Foto: Stephan Rumpf)

Ja, es ist zwar viel Geld, aber ich sehe das als eine Investition in den Kopf. Schwer zu sagen, wo es eine finanzielle Grenze gibt. Es sind natürlich auch die Rahmenbedingungen, die ein Studium angenehmer machen - und teurer. Es gibt maximal 35 Teilnehmer in einem Seminar, man steht in dauerndem Kontakt mit den Professoren und Tutoren. Wenn man Ideen hat, für die Uni oder für sich, stehen einem hier Tür und Tor offen.

Was sind die Hauptunterschiede zu einer staatlichen Uni?

Die Anonymität. An einer öffentlichen Hochschule und ihren fünfstelligen Studentenzahlen herrscht eben Massenbetrieb, man ist dort eine Nummer im System. Das ist hier nicht der Fall. Man kann sich immer direkt an die Dozenten wenden und bekommt Infos in Echtzeit. Und hier wird nicht rausgeprüft. Gerade in Wirtschaftswissenschaften steigen an einer staatlichen Uni Hunderte ein und fliegen nach beinharten Klausuren schnell wieder raus. Hier gibt es vor Studienbeginn ein strenges Auswahlverfahren, sodass man im Studium die Leute hat, die es wirklich wollen und den Ansprüchen des Studiengangs genügen.

Inwiefern ist das Ausnahmeverfahren streng?

Um es an Zahlen festzumachen: Die Zeppelin Universität hat eine Aufnahmequote von gut zehn Prozent. Pro Studiengang stehen in jedem Semester 30 Plätze zur Verfügung, insgesamt also 120, und es bewerben sich jedes Semester mehr als 1200 Leute. Man muss ein Motivationsschreiben einreichen, es gibt einen Fragebogen, der die Bereitschaft zum Querdenken testet, einen Auswahltag, an dem Mathe- und Englischkenntnisse geprüft werden, mehrere Einzelgespräche mit Professoren und Uni-Vertretern, und man muss eine Fallstudie lösen und zeigen, wie gut man unter Stress und mit anderen arbeitet.

Es heißt, die Zeppelin Universität legt Wert auf Persönlichkeit und Engagement. Wie erleben Sie das?

Die Uni möchte Leute, die sich nicht nur im Studium, sondern auch nebenher begeistern und sich engagieren. Neben dem Enthusiasmus zu studieren, zählt, was man aus sich macht. Zeppelin bietet unglaublich viele Initiativen und Aktivitäten, Campus-Radio, Sportvereine, Start-ups, kürzlich haben Studenten sogar ein Restaurant gegründet.

Das klingt aber auch ziemlich anstrengend. Vermissen Sie manchmal die Uni Regensburg?

Natürlich, das war ein eingespielter Betrieb. Und ich bin dort auf sehr motivierte und engagierte Lehrer gestoßen, die begeistern konnten, die einen auf Exkursionen mitgenommen haben. Das waren alles tolle Erlebnisse, und natürlich weine ich denen auch eine Träne nach. Aber ich bin ja nicht wegen schlechter Erfahrungen gegangen.

© SZ vom 12.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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