Fächerwahl im Studium:Spezialisiert bis in die Arbeitslosigkeit

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"Business Law" statt Jura: Wer heute sein Studium beginnt, hat die Wahl zwischen zahlreichen Spezialdisziplinen. Nicht immer sind die Exotenfächer auch sinnvoll.

Studieren - Abschluss - Job: Wenn es nur so einfach wäre. Die ersten Schwierigkeiten tauchen schon nach dem Abitur auf. Die Studienwahl ist für viele Schulabgänger keine leichte Sache. Heutzutage gilt das mehr denn je. Denn zur Auswahl stehen längst nicht mehr nur bekannte Fächer wie Betriebswirtschaftslehre oder Jura. Im Zuge der Bachelor-Umstellung enthalten Studienverzeichnisse immer mehr neumodisch klingende Spezialfächer wie "Hazard Control", "Life Science" oder "Facility Management". Viele davon hören sich durchaus spannend an. Aber ist es sinnvoll, sich so stark zu spezialisieren?

(Foto: iStock)

Experten meinen: Nur für Studenten, die wissen, wo das hinführen soll. "Das Studienangebot ist heute viel breiter gefächert als noch vor einigen Jahren", bestätigt Professorin Margret Wintermantel, Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) in Bonn. "Diese Auswahl zu haben, ist ein großer Vorteil, stellt aber auch höhere Anforderungen an die Studienentscheidung."

Orientierung an der Begabung

Schließlich sollte sich die Studienwahl daran orientieren, welche Begabungen und Interessen jemand hat, meint Wintermantel. "Ein Stoff, der jemanden wirklich fasziniert, wird auch viel leichter und tiefer gelernt." Für wen aber sind diese Exotenfächer geeignet?

"Die hoch spezialisierten Fächer können für diejenigen eine gute Wahl sein, die genau wissen, was sie nach dem Studium einmal machen wollen", findet Stefan Grob vom Deutschen Studentenwerk (DSW) in Berlin. Das sieht auch Wintermantel so: "Wer genaue Vorstellungen von seinem künftigen Arbeitsfeld hat, dem wird ein darauf zugeschnittenes Studienprogramm entgegenkommen."

Keine Job-Garantie

Von Vorteil kann außerdem sein, dass man mit dem Studium schon früh ein Experte auf einem bestimmten Gebiet ist. Wer einen spezialisierten Studiengang im Technologiebereich absolviert, könne schon bald ein gefragter Spezialist sein, sagt Ingrid Kurz-Eckardt, Beraterin für akademische Berufe bei der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg. Wählt ein Jugendlicher also ein neues, zukunftsträchtiges Studienangebot, ist er womöglich die Fachkraft von morgen und erhöht so seine Jobchancen.

Dafür gibt es allerdings keine Garantie. "Man muss sich klarmachen, dass sich der Arbeitsmarkt ständig verändert und eine hohe Spezialisierung für ein kleines Arbeitsmarktsegment auch ein entsprechendes Risiko bedeutet", sagt Wintermantel.

Pech mit dem falschen Pferd

Wer auf das falsche Pferd setzt, hat also Pech gehabt. Doch auch wenn es später entsprechende Jobs gibt, muss man laut Kurz-Eckardt flexibel sein. "Klar ist, dass bei einer 'exotischen' Studienwahl die Bereitschaft bestehen muss, sich umzuorientieren." Wer sich etwa in seltene Sprachen vertieft und dazu forschen will, muss eventuell Alternativen außerhalb des Wissenschaftsbetriebes akzeptieren. Und je enger die Nische des Studienfachs ist, desto schwieriger ist es, darin eine Arbeit zu finden.

Schließlich bedeute ein sehr spezialisierter Studiengang auch, dass man später nicht überall arbeiten kann. Man müsse daher bereit sein, für einen Job umzuziehen, so die Beraterin. "Es bedeutet im Einzelfall den Verzicht auf Sicherheit, und es bedeutet uneingeschränkte Mobilität und Flexibilität für den Absolventen."

Ein klasse Traum

Angesichts dieser Nachteile sollten sich Studienanfänger Kurz-Eckardt vorab gut informieren, welche Aussichten auf dem Arbeitsmarkt ein Exotenfach bietet. Professorin Wintermantel rät, an den Hochschulen persönliche Beratungen in Anspruch zu nehmen und mit Studenten zu sprechen, die im jeweiligen Fach eingeschrieben sind. Auch Praktika seien eine gute Gelegenheit, um herauszufinden, ob "Life Science" - eine Art Biochemie - oder "Business Law" die richtige Vertiefungsrichtung ist.

Wer jedoch ein "Exotenfach" gefunden hat, das genau seinen Zielen und Wünschen entspricht, sollte sich ruhig trauen, diesen Weg zu gehen, findet Stefan Grob vom DSW. "Wenn das mein Traum ist und ich weiß, dass ich in diesem Bereich glücklich sein werde, ist das eine klasse Voraussetzung für die künftigen Jahre."

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