Business-Englisch:"Ich möchte mit Ihrem Häuptling reden"

Lesezeit: 2 min

Wenn Deutsche Englisch sprechen, stolpern sie über manche Übersetzungshürden. Warum das gar nicht so schlimm ist.

Nicola Holzapfel

Ian McMaster bringt Deutschen Englisch bei. Er verantwortet das Sprachlernmagazin Business Spotlight . Dabei versucht er den Drang zum Perfektionismus seiner Leser gerecht zu werden, obwohl er ihn nicht so recht verstehen kann.

"I talked to my chief yesterday." Wirklich? "I talked to my chef yesterday" ist übrigens auch falsch - das wäre der Küchenchef gewesen ... (Foto: Foto: iStockphoto)

sueddeutsche.de: Was halten Sie von den Englisch-Kenntnissen der Deutschen?

Ian McMaster: Sie sind sehr gut. Jeder Engländer weiß, dass die Deutschen seine Sprache viel besser sprechen als er ihre. Die Deutschen legen sehr viel Wert darauf, eine Fremdsprache korrekt zu sprechen. Dabei ist es gar nicht so schlimm, Fehler zu machen.

sueddeutsche.de: Sind wir beim Englischlernen also zu perfektionistisch?

McMaster: Auf jeden Fall. Es ist doch gar nicht so entscheidend, wie ein echter Engländer zu reden oder die Präpositionen richtig zu verwenden. Wichtiger ist es, so zu kommunizieren, dass man gute Geschäftsbeziehungen aufbauen kann.

sueddeutsche.de: Manche Fehler können ja sogar lustig sein. Eine typische Übersetzungshürde ist es ja, deutsche Ausdrücke direkt ins Englische zu übertragen, etwa wenn man das Wort Handy verwenden will.

McMaster: Handy wäre auch ein gutes englisches Wort dafür, leider bedeutet es etwas anderes, nämlich praktisch. Es heißt bei uns mobile phone oder in den USA cell phone. Interessanterweise verstehen Nicht-Muttersprachler manche dieser Übersetzungsfehler sofort. Nur die Muttersprachler reagieren verunsichert. Manches ist aber auch wirklich zum Lachen. Wer von seinem "Chief" spricht, redet zum Beispiel von seinem "Häuptling". Richtig ist "Boss". Oder der Klassiker im Restaurant: "I become a steak", das heißt übersetzt "Ich werde ein Steak". Richtig ist hier "I'll have the steak".

sueddeutsche.de: Manchmal erkennt man an der Reaktion des Gegenübers, dass man gerade einen Fehler gemacht hat. Wie reagiert man dann am elegantesten?

McMaster: Man könnte zum Beispiel sagen "Sorry, did I make a mistake?" Der englische Gesprächspartner wird einen darauf sofort in Schutz nehmen: "No, no, no. Your English is perfect."

sueddeutsche.de: Wenn Fehler gar nicht so schlimm sind, was raten Sie den Deutschen dann?

McMaster: Sie sollten stärker darauf achten, wie sie kommunizieren. Deutsche neigen dazu, sofort loszulegen und mit der Tür ins Haus zu fallen. In der geschäftlichen Zusammenarbeit mit Engländern ist es besser, sich am Anfang etwas mehr Zeit für Small Talk zu nehmen.

Gut wäre es auch, etwas weniger direkt zu sein. Wenn ein Engländer sagt: "I think that could just possibly be a problem" heißt das "Das ist aber problematisch". Man sollte auch statt "I want" also lieber "I would like" verwenden.

Was auch gut ankommt, ist mit Klischees zu arbeiten. Zu Beginn einer Präsentation könnte man zum Beispiel sagen: "I know, it is normal in England to start with a joke. But I am German, and, as you know, we have no sense of humour. So I'll begin straight away."

sueddeutsche.de: Und was sagen Sie zur Aussprache?

McMaster: Das ist doch gar nicht so wichtig. Jeder hat einen Akzent. Das kann sogar charmant sein. Ich habe ein Problem, auf Deutsch die Umlaute richtig auszusprechen. Es ist normal, Fehler zu machen, sobald man in einer anderen Sprache kommuniziert.

Aber natürlich gibt es Worte, bei denen die Betonung einen großen Unterschied macht. Wenn man "important" falsch ausspricht, klingt es schnell wie "impotent". Viele Deutsche betonen auch die Berufsbezeichnung "Personnel Manager" falsch. Sie betonen die erste Silbe statt die dritte, das klingt dann wie ein "persönlicher Manager".

sueddeutsche.de: Was für Fehler passieren denn Ihnen beim Deutschsprechen?

McMaster: Viele. Gefährlich ist "You must not". Das bedeutet auf Englisch "Du darfst nicht". Im Deutschen bedeutet "Du musst nicht" aber "you don't have to".

Einer meiner lustigsten Versprecher passierte mir bei einem Wohnungsumzug. Ich wollte einer Freundin beim Kehren helfen und bekam das Wort für "brush" nicht hin. Ich sagte: "Wenn du mir eine Brust gibst, helfe ich dir". Sie war sehr erstaunt.

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