Schulen:Offene Lehrstellen: Arbeitsagentur vermittelt Nachzügler

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Ein Schüler meldet sich, während die Lehrerin an die Tafel schreibt. (Foto: Marijan Murat/dpa/Symbolbild)

Der erste Monat ihrer Ausbildung ist für die neuen Azubis im Nordosten geschafft, mehr als 1000 Lehrstellen sind aber immer noch offen. Die Arbeitsagentur möchte jetzt noch Bewerber unterbringen - Hunderte Stellen werden wohl trotzdem frei bleiben.

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Schwerin (dpa/mv) - Ob im Einzelhandel, im Restaurant oder im Hotel - in Hunderten Betrieben in Mecklenburg-Vorpommern sind zum Start dieses Ausbildungsjahres Stellen für Lehrlinge unbesetzt geblieben. Landesweit seien noch 1431 Ausbildungsplätze offen, sagte Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) am Montag in Schwerin. Dem gegenüber stünden 438 Jugendliche, die aktuell noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz seien. Die Bewerberinnen und Bewerber reichten also nicht aus, um alle Ausbildungsstellen zu besetzen. Gemeinsam mit Markus Biercher, Chef der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit, stellte Meyer die landesweite Bilanz zum Ausbildungsmarkt 2023 vor.

Probleme sind Nahverkehr und Wohnraum

Für viele junge Menschen gerade im ländlichen Raum seien etwa schlechte Nahverkehrsverbindungen ein Grund, sich gegen eine Stelle zu entscheiden, sagte Meyer. Insbesondere für Auszubildende im Tourismus-Bereich sei auch bezahlbarer Wohnraum in den Urlaubsregionen ein Problem, erläuterte Biercher. Der Hauptgrund für Lehrlingsmangel bleibe allerdings die Demografie. „Mittelfristig werden Ausbildungsstellen reduziert werden“, sagte Biercher. Zum Vergleich: 2001/2002 kamen den Angaben zufolge auf 18 100 Ausbildungsplätze 26 400 Bewerber.

Bei der Bezahlung gibt es Biercher zufolge mittlerweile kaum noch regionale Unterschiede. „Die Ausbildungsvergütungen sind stark reguliert“, sagte er. Wer als Berufseinsteiger aber etwa in Hamburg mehr Lohn geboten bekomme, entscheide sich dann möglicherweise nach der Lehre für den Wegzug.

Arbeitsagentur will noch freie Stellen besetzen

Auch wenn das Ausbildungsjahr am 1. Oktober begonnen habe, wolle die Arbeitsagentur die verbliebenen Bewerberinnen und Bewerber noch vermitteln, sagte Biercher. Die Jugendlichen sollten möglichst schnell Kontakt zur örtlichen Berufsberatung aufnehmen. „Wir werden bis Jahresende jedem nochmal ein Angebot machen“, versprach er.

Die Betriebe wiederum bat Biercher, bei der Besetzung der noch offenen Stellen auch den Jugendlichen eine Chance zu geben, die noch nicht so leistungsstark seien wie andere. Die Arbeitsagentur lasse die Unternehmen nicht allein mit den Auszubildenden. Möglich seien etwa Nachhilfe in der Berufsschule und sozialpädagogische Angebote, um Jugendliche in die Betriebe zu integrieren.

Kein punktuelles Problem in MV

Die Kluft zwischen offenen Lehrstellen und Bewerberzahlen ist im Nordosten kein regionales Phänomen - die regionalen Arbeitsagenturen in Schwerin, Rostock und Neubrandenburg zeichneten einen Monat nach Ausbildungsstart ähnliche Bilder. „Es klafft auch in diesem Jahr eine große Lücke zwischen der Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen auf der einen Seite und den jugendlichen Bewerbern auf der anderen - eine komfortable Situation für die Jugendlichen“, sagte der Leiter der Schweriner Arbeitsagentur, Guntram Sydow. „Für die Firmen allerdings wird die Lage immer herausfordernder.“

6251 Bewerberinnen und Bewerber auf Lehrstellen waren landesweit für das Ausbildungsjahr 2023 gemeldet worden - ein Plus von knapp zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr (6138). Dem gegenüber standen 10 566 gemeldete Stellen, 2022 waren es noch 11 159.

Zum Ausbildungsstart 2022 waren dem Wirtschaftsministerium zufolge sogar 1542 Plätze offen geblieben. 365 Bewerberinnen und Bewerber waren Ende September 2022 ohne Ausbildungsvertrag.

© dpa-infocom, dpa:231106-99-844057/3

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